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Crysis 2

Aufs Wesentliche reduziert

Und nach der packend inszenierten, schön schweren und langen Kampagne bietet euch Crysis 2 diesmal einen deutlich besser ausbalancierten und stimmigeren Multiplayer-Modus. Ja, Crysis Wars war ein interessanter Ansatz, der das Sandbox-Design der offenen Spielwelt geschickt einfing und für zum Teil spannende Gefechte sorgte. Doch das Team war zu klein und das gesetzte Ziel einfach zu groß. Bugs und nervige Design-Fehler machten dem Konzept immer wieder einen Strich durch die Rechnung.

Diesmal wurde deshalb ein ganzes Team auf die Mehrspieler-Erfahrung angesetzt, die ehemaligen TimeSplitters-Macher von Crytek UK, und konzeptionell deutlich kleinere Brötchen gebacken. Der wichtigste Unterschied: Die Schlachtfelder fallen diesmal deutlich übersichtlicher aus. Im Prinzip wird hier das Call-of-Duty-Gameplay mit den Anzugfähigkeiten kombiniert. Blitzschnelle Action, Perks und sogar mächtige Killstreak-Attacken.

Wie beim Vorbild sammelt ihr online kräftig Erfahrungspunkte, levelt eure Spielfigur auf und verpasst ihm die Zusatzfähigkeiten, auf die ihr auch im Singleplayer Zugriff habt. Die Kombination aus unterschiedlichen Waffen, Upgrades und den Anzugfähigkeiten bestimmt dabei eure Spielweise. Ihr könnt euch unsichtbar heranschleichen, im Panzer-Modus mächtig viel Schaden einstecken und euch agil durch die extrem vertikalen Level bewegen. Selbst das simple Deathmatch gewinnt so eine neue Qualität. Und da alle die gleichen Möglichkeiten besitzen, entsteht ein gut ausbalancierter Spielfluss, der immer wieder für überraschende Wendungen sorgt.

Okay, über weite Strecken spielt sich der Multiplayer abseits der Nanosuit einen Tick zu konventionell. Es gibt keine außergewöhnlichen Spielmodi und Teamplay ist auf den meisten Karten zweitrangig. Mal gilt es, Stellungen zu halten, mal Daten zu extrahieren oder Flaggen aka Bioticks zu einem Zielpunkt zu befördern. Alles schon mal gespielt, gemeistert und für gut befunden. Auch in puncto Umfang kann Crysis 2 nicht mit einem Call of Duty: Black Ops mithalten. Weniger Karten, Fähigkeiten und Waffen werden in einer kürzeren Spielzeit resultieren.

Doch es sind die vielen kleinen Details, die am Ende den Unterschied machen. So müsst ihr zum Beispiel für Killstreaks das Dog Tag des Gegners einsammeln. Camper und Scharfschützen müssen sich also raus ins Freie wagen, um Ceph-Luftschiffe und Orbital-Laser anzufordern. Ihr könnt eure Waffen auf Einzelschuss stellen, verschwendet bei zu frühem Magazinwechsel Munition und bekommt mit der Nano-Vision ein weiteres wichtiges Taktik-Element frei Haus geliefert. Wer also bereit ist, sich auf die komplexe Anzug-Steuerung und die damit verbundene Spieltiefe einzulassen, wird auch hier hervorragend bedient. Vielleicht unterm Strich nicht ganz so gut wie in der Kampagne, aber gut genug, um Shooter-Fans für Wochen glücklich zu machen.

Crysis 2 - Die ersten 20 Minuten (Spoiler rausgeschnitten)

Ach ja, auch Crysis 2 unterstützt 3D-Fernseher. Die Technologie ist ein Zwitter aus Z-Buffer und verschobenen Pixeln, also keine echte Stereoskopie. Der 3D-Effekt war aber trotzdem ordentlich und kam nahezu ohne Performance-Einbußen aus. Ein nettes Gimmick, mehr nicht.

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu den Testbedingungen: Ich konnte die PC-Version von Crysis 2 bei Electronic Arts auf einem extrem schnellen System in 1920 x 1080 (i7 Quad, GTX 580) mit konstant 70-90 Frames in Ruhe durchspielen und anschließend noch Dutzende Multiplayer-Partien gegen die anwesenden Kollegen bestreiten. Zusätzlich bekam ich fünf Tage vor dem Ende des Test-Embargos die Retail-Konsolen-Versionen geliefert, hatte also genug Zeit, diese ausführlich zu testen und auch hier den Mehrspieler-Modus anzuspielen. Noch dazu 15 Stunden Beta auf Xbox 360 und PC. Einziger Kritikpunkt hier: Wie auch die Vollversion nutzte die PC-Beta Gamespy. Während der Testphase machte das System zwar selten Probleme, doch angesichts unzähliger vermurkster Online-Partien in anderen Titeln ist es ganz sicher nicht meine erste Wahl. Ein ausführliches Special zu den Hardware-Specs folgt, wenn wir am Donnerstag die PC-Version bei uns testen können.

Ja, man merkt Crysis 2 diesmal die klare Konsolen-Ausrichtung an. PC-User müssen mit abgespeckten Effekten, reduzierter Physik und kleineren Schlachtfeldern leben. Doch diese Reduzierung hat auch eine Menge gute Seiten. Spielfluss, Inszenierung und Pacing haben deutlich zugelegt. Dem Spiel gelingt es über nahezu die gesamte Spielzeit, die Spannung aufrechtzuerhalten und bis zum Schluss erstklassige Unterhaltung zu liefern. Noch dazu sorgt der deutlich besser durchdesignte Grafik-Ansatz am Ende für ein zumindest oberflächlich hübscheres Spiel. Durchscheinende Blätter, aufwändige Haut-Texturen und physikalisch korrekt zusammenfallende Bretterbuden sind Technik-Spielereien, die nur selten spielerische oder sogar optische Vorteile bringen.

Außerdem hat man endlich den Anzug und damit das Gameplay im Griff. Hier hat die Konzentration auf das Wesentliche den größten, weitreichendsten Einfluss. Allein ein paar unnötige Bugs, die mittelprächtige Story und das vielleicht etwas zu unspektakuläre Ende trüben den Gesamteindruck und verwehren dem Titel eine noch höhere Wertung. Trotzdem bleibt die Kampagne die längste, abwechslungsreichste und vor allem beste Shooter-Erfahrung der letzten Jahre. Der Multiplayer ist da eine nette, aber keinesfalls spielentscheidende Ergänzung. Er liefert aber das letzte Argument, um den Titel auch auf Xbox 360 in Richtung 9 zu befördern. Wer die Wahl hat, setzt aber weiterhin auf PC. PS3-Besitzer müssen dagegen mit klaren Einbußen leben. Die Framerate ist wirklich extrem durchwachsen und deshalb gibt es dort nur eine 8. Hoffen wir, dass Crytek mittels eines Patches nachbessert.

Xbox 360 / PC:






PS3:

Crysis 2 ist ab dem 24. März erhältlich.

9 / 10

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