Crysis - Testbericht
Intelligent, stark und gutaussehend
Es ist erfrischend, dass ein Missionsziel eben nicht nur mit einem Sprengsatz in die Luft gejagt werden kann. Mit genug Feuerkraft bekommt man alles klein, es ist nur eine Frage der Zeit. Ein zweiter und sogar ein dritter Durchgang macht dadurch natürlich viel mehr Sinn. Echte Profis können sogar probieren, den Panzer mit dem Stärke-Upgrade zu Klump zu schlagen oder ihn mit explodierenden Tonnen zu bewerfen. Diese Offenheit hat nichts von ihrer Faszination eingebüßt und Crytek ist es diesmal noch weitaus besser gelungen, den Spieler an die Hand zu nehmen, damit er in den Optionen nicht ertrinkt.
Der harte Kampf in den Docks hat mich viele Nerven gekostet. Leider habe ich entdeckt, dass sich der Störsender in einem ausgewachsenen koreanischen Kreuzer versteckt. Nachdem ich mir in einem Lagerhaus Nachschub besorgt habe, werfe ich mich gegen die Verteidigungsstellungen und einen ausgewachsenen Kampfhubschrauber. Nach einem kurzen und heftigen Kampf im Kreuzer schalte ich den Sender aus und eine F-22 jagt den gesamten Kreuzer mit einem kräftigen Wums in die Luft. Mission erfüllt, weiter geht’s.
War also Far Cry „nur“ intelligent, kommt nun bei Crysis auch noch die kinoreife Inszenierung hinzu. Ingame-Zwischensequenzen, dramatische Geschehnisse und komplett unterschiedliche Szenarien machen den Titel zu dem deutlich besseren Spiel.
Crysis gewinnt die Spannung nicht nur aus dem langsamen Anschleichen und den brachialen Gefechten, sondern auch aus gewaltigen Schlachten, unterschiedlichen Gameplay-Ansätzen und einer stark veränderten Spielgeschwindigkeit. Crytek liefert zwar nicht immer Weltklasse ab, doch bis auf einen seltsamen Alien-Level mit prächtiger Grafik, aber fehlender Übersichtlichkeit machen die Entwickler kaum einen Fehler.
Seid Ihr zum Beispiel vom Wald gelangweilt, kommt ein Dorf oder ein Hafen. Habt Ihr genug vom ständigen Einzelkämpferdasein, bekommt Ihr einen dicken Panzer und Verstärkung vor die Nase gesetzt. Ausgedehnte Schlachten und intime Nahkämpfe wechseln sich ständig ab. Immer wieder werdet Ihr auf prächtige Missionen stoßen, die Euch für kurze Zeit den Atem rauben. Explodierende Berge, Nuklear-Explosionen und ein Kampf auf einem Flugzeugträger verleihen dem Titel eine epische Dimension.
Zur Grafik gibt es nicht viel zu sagen. Mit einem entsprechenden Rechner setzt der Titel zumindest technisch Zeichen und simuliert nahezu perfekt die Realität. Trotzdem sieht zum Beispiel Call of Duty 4 auf dem Testsystem (Athlon 4400+, Radeon 1950 XT, 2 Gigbyte RAM) nicht so viel schlechter aus. Mit den Mindestanforderungen erreicht Ihr sogar nur die Qualität des drei Jahre alten Far Cry. Das ändert natürlich nichts an der fantastischen Inszenierung oder dem klugen Gameplay, trotzdem hinterlassen diese Einstellungen einen faden Nachgeschmack. Immerhin gibt sich der Sound und die Musik keine Blöße.
Auch beim Gameplay ist der Titel keinesfalls perfekt. Die Steuerung der Nanosuit ist etwas sperrig, ein paar Level zu unübersichtlich, die sonst hervorragende KI hat ein paar Aussetzer und vollkommen Bug-frei ist der Titel auch in der Vollversion nicht. Immerhin drei Abstürze gab es in dem ca. 12-stündigen Test auf dem Schwierigkeitsgrad „Normal“, der übrigens mit etwas mehr Hirnschmalz etwas ausgefallen wäre.