Crysis: Warhead
Besser als das Original?
Die dazugehörigen 21 Karten sehen fantastisch aus. Die bewaldeten Täler, verwunschenen Friedhöfe oder versunkenen Ruinen schlagen selbst die unglaublichen Call of Duty 4-Szenarien um Längen und begeistern in ihrer farbenprächtigen Vielfalt. Besonders lustig ist eine Fahrzeug-Karte, die sich zwischen dem unkomplizierten Deathmatch und dem hochkomplexen Power Struggle positioniert. Hier könnt Ihr Euch mit allerlei Panzern, bewaffneten Transportern und Senkrechtstartern bekriegen und gleichzeitig die üppige Vegetation bestaunen.
Habt Ihr Euch dann an die Nano-Suit gewöhnt, könnt Ihr Euch langsam an den Power Struggle-Modus heranwagen, der sich mit seiner gewagten Mischung aus Echtzeitstrategie und Egoshooter vor allem an echte Multiplayer-Profis richtet. Zum absoluten Glück fehlt nur ein Statistik-Tool, das die eigenen Erfolge speichert und ein Rangsystem a la Bad Company. Crytek hat aber umfangreiche Upgrades angekündigt, die noch in diesem Jahr folgen sollen.
Zum krönenden Abschluss muss man natürlich noch ein paar Worte über die Grafik verlieren. Eigentlich würde fantastisch, sensationell und einmalig ausreichen. Doch bei so viel optischer Brillanz darf man Crytek ruhig etwas ausführlicher loben: Sah Crysis schon bahnbrechend aus, legen die Entwickler beim Addon noch mal eine kleine Schippe drauf. Effekte und Objektdetails bewegen sich zwar in etwa auf dem gleichen Niveau, doch das Arrangement fällt deutlich gefälliger aus.
Ob Wald, Beleuchtung oder Gegnermodelle, in einigen Momenten fällt die Grenze zur Realität und das Szenario scheint einen geradezu anzuspringen. Immer wieder sitzt man stumm vor dem Bildschirm und genießt die prächtigen Pixelgemälde. Aber spätestens wenn man durch die grandiose Eislandschaft wandert, wird einem die Qualität des Gezeigten so richtig bewusst. Das wirkliche Highlight des Titels ist aber der signifikante Performance-Schub.
Auf unserem Testsystem mit Core 2 Duo 3.0 Ghz, Ati Radeon HD 4850 und 4 Gigabyte RAM (rund 700 Euro) läuft der Titel in 1680 x 1050, Objektdetails und Texturen auf "Sehr Hoch" über weite Strecken mit 30 Frames. Ein Unterfangen, das aus Crysis höchstens 20 Bilder pro Sekunde hervorgelockt hätte. Allein die manchmal etwas überzogenen Post-Processing-Effekte, die sich aber wie beim Hauptprogramm einzeln abschalten lassen (Tuning Guide folgt!), und nachladende Texturen trüben das sonst perfekte Gesamtbild, das die versammelte Konkurrenz richtig alt aussehen lässt. Selbst Far Cry 2 muss erst noch beweisen, dass es gegen diese optische Feuerwerk bestehen kann.
Ich mag keine Addons. Erweiterungen hinterlassen bei mir fast immer einen schalen Nachgeschmack und fühlen sich oft wie eine künstliche Verlängerung an. Crysis: Warhead ist da eine echte Ausnahme. Dank meines eigenen Hardware-Upgrades und einigen klugen Design-Entscheidungen, ist der Titel über weite Strecken sogar besser als sein Vorbild.
Selbst seine Kürze ist kein wirklicher Nachteil, da man nur selten das Gefühl hat, immer wieder unnötig durch die gleichen Areale geschickt zu werden. Ein paar neue Gegner und Landschaften wären natürlich nett gewesen, aber angesichts der umfangreichen Verbesserungen, der einmaligen Performance und dem deutlich präsenteren Hauptcharakter lässt sich dieses Manko leicht verschmerzen.
Ohne den neuen Multiplayer und den günstigen Preis von 30 Euro hätte es trotzdem nicht ganz zur 9 gereicht. Einige unschöne KI-Patzer, ein unausgeglichener Schwierigkeitsgrad und nachladende Texturen kratzen immer wieder am nahezu perfekten Gesamtbild. Gerade die neue KI der Außerirdischen funktioniert nicht ganz so gut wie es am Anfang den Anschein hat. Es ist zwar nett, dass sich die Metall-Viecher nicht kamikazeartig auf Euch stürzen, doch das Hängenbleiben in Texturen und die Unfähigkeit, Fahrzeuge anzugreifen, wirkt an manchen Stellen unbeholfen. Außerdem hab ich langsam genug von dem Insel-Szenario. Hoffen wir, dass uns Crysis 2 woanders hin verschlägt. Ich würde ja mal gern sehen, was die CryEngine 2 so mit einer Großstadt anfängt. Crysis: Berlin, ich komme.
Crysis: Warhead erscheint am 18. September exklusiv für PCs.