Cursed Mountain
Der Berg ruft
Die Luft ist dünn, das Wetter eisig im Himalaya. Der Wind pfeift Frank um die Ohren, das Schneegestöber schränkt die Sicht drastisch ein. Perfekte Bedingungen, um sich mit zwei Eispickeln eine Wand hochzuhangeln. Oben wird es nicht besser. Langsam schlurft Frank über den schmalen, schneebedeckten Pfad. Die Kamera wechselt in eine feste Perspektive, von Frank unbemerkt nähern sich ihm scheinbar zwei Geister. Plötzlich ertönt ein Schrei, dessen Echo in den Gipfeln der Berge durch das Areal getragen wird, bis er langsam aber sicher im Nirgendwo verstummt und der Bildschirm schwarz wird.
Franks Auftritt war kurz, aber er dient als Einstiegspunkt in Deep Silver Viennas (ehemals Rockstar Vienna) Survival-Horror-Spiel Cursed Mountain. Nachdem der Kollege zu Beginn des Spiels bei der Suche nach einem Artefakt auf dem „heiligen Berg“ verschwindet, macht sich sein Bruder Eric, der zufällig gerade bei einer anderen Expedition in der Nähe zugegen war, auf die Suche nach ihm.
Die Entwickler setzen mit Cursed Mountain auf Authentizität, viele Elemente aus dem Buddhismus und der zugehörigen Mythologie finden ihren Weg daher ins Spiel. Das liegt auch daran, dass der Design Director des Studios schon immer ein Spiel über asiatische Kulturen machen wollte. Im Grunde genommen dreht sich das Survival-Horror-Abenteuer um die so genannten „Termas“ - gewissermaßen Zeitkapseln mit Texten, Ritualgegenständen oder Reliquien, die im 9. Jahrhundert an vielen Orten versteckt wurden. Die Idee dahinter ist, dass die darin enthaltene Weisheit erst ans Tageslicht kommt, wenn sie wirklich gebraucht wird. Immer wieder machen sich auserwählte Personen scheinbar ohne vernünftige Erklärung auf die Suche nach einem Terma und finden es schließlich. Laut den Machern basiert alles auf wahren Begebenheiten.
Aber was passiert, wenn eine Person, die dafür nicht vorgesehen ist, ein Terma findet? In dem Fall ist der heilige Berg – jeder Gipfel repräsentiert eine Gottheit – "not amused" und belegt das Gebirge mit einem Fluch, weil jemand ganz offensichtlich ein Ritual verbockt hat. Aber das ist noch nicht alles. Die im Bardo, also in der Zwischenwelt auf dem Weg zur Erleuchtung befindlichen Seelen, die hier normalerweise mehrere Prüfungen durchlaufen, sind durch den Fluch gefangen. Sie kommen weder vor noch zurück und sind dementsprechend ebenso wenig begeistert von ihrer Lage.
Und damit hätten wir auch schon die Gegner in Cursed Mountain. Geister, Seelen oder wie auch immer man sie nennen mag, die Eric bei der Suche nach seinem Bruder das Leben schwer machen. Glücklicherweise hat dieser das passende Werkzeug dabei. Normale Waffen, wie man sie aus Resident Evil oder Silent Hill kennt, sind hier nicht vorhanden. Einerseits würden sie sowieso nutzlos sein, andererseits ist Cursed Mountain laut Deep Silver Viennas Martin Filipp „kein Splatterspiel“. Die Mythologie steht eindeutig im Vordergrund. Eric vertraut viel mehr auf den Eispickel seines Bruders, den er zu Anfang findet. Kein stinknormaler Eispickel, sondern ein Hilfsmittel, mit dem Frank ein Ritual durchführte. Selbiges bewirkt, dass Eric nun damit in die Schattenwelt hineinblicken, Geister attackieren und Energiestöße abfeuern kann.
Getötet werden sie dadurch allerdings nicht. Eric befreit sie somit aus ihrer misslichen Lage, tut folglich etwas Gutes. Obwohl der Bergsteiger also eigentlich gar nicht so ein übler Typ ist, greifen sie ihn doch immer wieder an. Deep Silver Vienna begründet das mit dem zeitlichen Rahmen, in dem Cursed Mountain spielt. In den 80er Jahren waren Menschen aus den westlichen Ländern den Bewohnern der Region noch sehr suspekt. Die Geister versuchen lediglich, den heiligen Berg vor Störenfrieden zu beschützen.