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Darksiders

Zelda lässt grüßen

In den Neunzigern war für mich die Nintendo-Schule mit ihrem kongenialen Gameplay, ihren süßen Charakteren und frischen Ideen der Gipfel der Videospielkunst. Nahezu perfekt ausbalanciert, immer der Zeit einen Schritt voraus und mit einer unvergleichlichen Spielbarkeit gesegnet, hatte es mir vor allem die Zelda-Reihe angetan. Auf Epona durch die Welt von Ocarina of Time zu reiten, mich durch knackige Dungeons und harte Bosse zu kämpfen und am Ende Prinzessin Zelda zu retten, war damals, wie heute, ein ganz besonderes Erlebnis. Doch während Nintendo weiter unbeirrt den Weg der familienfreundlichen Videospiel-Unterhaltung wählte, habe ich mich in den letzten Jahren gehörig verändert.

Ich sehne mich inzwischen nach erwachsenen Themenwelten, deren Horizont weit über die Rettung einer Prinzessin und ihres Volkes hinausgeht. Es langweilt mich, mir als altkluger Teenager beim Schafe-Hüten die ersten Sporen zu verdienen. Ich träume nicht mehr davon, mit einem kleinen Segelboot oder einer Dampflokomotive durch fantastische Länder zu ziehen. Ich möchte epische, blutige Kämpfe, einen düsteren Anti-Helden und eine anarchische Story – ohne aber auf die Komplexität eines Legend of Zelda zu verzichten.

Devil May Cry, Ninja Gaiden und Co. waren mir zu Action-orientiert. God of War bot zwar spannende Rätsel, bewegte sich sonst aber in zu festen Bahnen und ließ jeglichen Forschergeist vermissen. Genau hier tritt Darksiders auf den Plan: Mit seiner offenen Welt, seinen anspruchsvollen Knobelaufgaben und seinen spannenden Kämpfen scheint es genau die erwachsene Hommage an Zelda zu sein, die ich mir seit vielen Jahren gewünscht habe. Die Frage ist nur, ob es diesem großen Vorbild gerecht werden kann.

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Die schlechte Nachricht zuerst: Die Story bietet nach einem bombastischen, spielerisch aber eher schwachen Einstieg nur wenig Höhepunkte. Zu Beginn wird der apokalyptische Reiter Krieg in eine große Verschwörung hineingezogen, die nichts geringeres als das Ende der Menschheit auslöste. Dämonen und Engel liefern sich knallharte Gefechte auf den Ruinen unserer Zivilisation. Es sieht ganz danach aus, dass Krieg für dieses Drama büßen muss. Aber das Konzil der Mächtigen gibt ihm noch eine Chance und schickt ihn zurück auf die Erde, um aufzuräumen.

Nachdem ihm, wie bei einem weiteren Nintendo-Hit, Metroid, seine gottgleichen Kräfte entzogen wurden, muss er vier alte Götter erledigen, um mit der Hilfe des Dämonen Samael den Zerstörer der Welten zu erreichen. Über weite Strecken bietet Darksiders hier zwar schicke Zwischensequenzen, ein großartiges Art-Design und abwechslungsreiche Level, doch weder spannende Story-Wendungen noch wirklich glaubhafte Charaktere. Das liegt zum Teil daran, dass ihr eben nicht mit Menschen redet und kämpft. Engel, Dämonen und alte Götter sind nun mal schwer wirklich glaubhaft darzustellen. Etwas mehr als „Töte sie, gibt mir Macht, ich bin der Stärkste“ wäre aber doch interessant gewesen.

Und auch das eigentliche Gameplay präsentiert sich zu Beginn etwas zu dünn: Eine Waffe, zwei bis drei Schläge, ein Block und ein Ausweichschritt sind zu wenig, um die ersten Auseinandersetzungen spannend zu gestalten. Gerade kleine Gegner werden mit simplem Button-Mashing aus dem Weg geräumt. Habt ihr ihnen genug Energie abgezogen, löst ihr auf Knopfdruck einen Finisher aus, der zwar schick aussieht, aber sich viel zu oft wiederholt.