Das Schwarze Auge: Demonicon
Abgesang für Drakensang?
David gegen Goliath, Hoffenheim gegen Bayern, Fränkel gegen Klitschko, Fünf gegen Willi – Duelle zwischen Klein und Groß hatten schon immer ihren ganz besonderen Reiz. Das wissen nicht nur Sport-Fans.
Um die Wurst geht’s neuerdings auch bei der starken Fantasy-Lizenz Das Schwarze Auge: Mit Demonicon aus dem Hause Silver Style und Am Fluss der Zeit von Radon Labs wetteifern zwei Entwicklerstudios um die Gunst des Publikums. Im Rahmen eines echten Lokalderbys sozusagen: Beide Spieleschmieden sitzen in Berlin.
In der linken Ecke lauert Herausforderer Demonicon, das sowohl für den PC als auch die Xbox360 erscheint, einen Mehrspielermodus bietet und „deutlich düsterer und erwachsener“ als der Mitbewerber rüberkommen soll. In der rechten Ecke tänzelt der Nachfolger des amtierenden Meisters Drakensang – ausschließlich für Solisten mit Rechenknechten, dafür aber mit dem kräftigen Wind eines mehrfach preisgekrönten und über 100.000 mal verkauften Vorgängers im Rücken.
„Derlei Konkurrenzdenken wird doch nur von den Medien hochsterilisiert“, mag mancher an dieser Stelle labbadiahaft einwenden. Schließlich soll Demonicon erst 2011 in den Läden stehen und das Radon-Labs-Werk bereits kommenden Februar. Stimmt! Dennoch lag während der Spielemesse gamescom Wettkampfatmosphäre in der Luft. Benjamin Bezold, als PR-Mann der Vertriebfirma The Games Companys auch Fürsprecher von Demonicon, machte immer wieder deutlich, was man im Vergleich zu Drakensang alles besser machen wolle.
Weniger langatmige Laufwege und deutlich mehr Möglichkeiten der Charaktergestaltung stehen ganz oben auf der Liste des hauseigenen Entwicklerteams. Damit sich der Spieler keine Blasen latscht, sind etwa Reittiere im Gespräch. Auf jeden Fall ist die Welt in kleine Levels unterteilt. „Es handelt sich um Instanzen, die nach und nach freigeschaltet werden“, erklärt Bezold. „Man kann jederzeit in alle Gebiete zurückkehren. Gereist wird mittels einer Landkarte, sodass keine großen Fußwege entstehen.“ Obendrein soll es zwischendurch nie Ladezeiten geben.
Umfangreich geht es nach den Worten von Bezold bei der Charaktergenerierung zu. Demzufolge sind jedes Volk und jeder Beruf des DSA-Universums spielbar. Euer Alter Ego darf zudem mittels Schieberegler optisch individuell zurechtgedrechselt werden – inklusive Narben und Tätowierungen oder gar skurriler Vorlieben wie angespitzte Zähne. Der PR-Mann von TGC verspricht gar einen Tiefgang à la Oblivion. Das ist mal eine Hausnummer!
Düsterer als Drakensang soll der Titel vor allem wirken, weil ihr in den sogenannten Schwarzen Landen unterwegs seid. Was schwer nach CDU-Regierung klingt, entpuppt als nicht ganz so schlimm. Aber fast: In Heptarchien, wie das Gebiet im Osten Aventuriens ebenfalls genannt wird, finden sich die gefährlichsten Flecken des Kontinents. Folgerichtig warten als Gegner unter anderem lebende Leichen, Dämonen und sogar ein untoter Tatzelwurm, wie der nur hinter verschlossenen Türen gezeigte gamescom-Trailer verriet.
Das rund einminütige Filmchen war das einzige an bewegten Bildern, was Journalisten von Demonicon zu sehen bekamen. Darüber hinaus gab's lediglich mündliche Informationen – Klappern gehört eben nicht nur vor Boxkämpfen zum Handwerk.
Im Trailer, der als Zwischensequenz inszenierte Spielgrafik zeigte, verarbeitete eine menschliche Kriegerin diverse Zombies zu Schnitzeln, wie ihr auf dem ersten Bild dieses Artikels erkennt. Die Untoten waren vorher stilecht aus ihren Gräbern gestiegen und über einen nebligen Friedhof geschlurft. Für Gruselatmosphäre sorgte ferner eine schwarzhaarige Schönheit, die mit Sense in der Hand und leuchtenden Augen ins Dunkel starrte, während im Hintergrund ein Gehängter an einem Baum baumelte (siehe Bild 2). Weitere Screenshots findet ihr übrigens in unserer Bildergalerie zu Das Schwarze Auge: Demonicon.
Damit es auf Dauer nicht allzu trostlos zugeht und deshalb eventuell rollenspielbegeisterte Gothics gleich deprimiert in ihren Sarg klettern, warten auch freundlichere Abschnitte. Außer Höhlen, Kathedralen, dichtem Dschungel, dunklen Tempeln in den Tiefen uralter Gebirge also auch belebte Städte, fröhliche Wald- und Wiesenlandschaften und idyllische Küstenstreifen. Der Tag/Nacht-Wechsel erhöht ebenso den Realismusgrad.