Devil May Cry 4
Na, wer wird denn da gleich heulen?
Auch die obligatorischen Inschriften, die dem Spieler erzählen, welches Item an dieser oder jener Stelle genutzt werden muss, damit es weitergeht – und damit die offen anmutenden Level doch wieder recht plump in eine starre Struktur zwängen –, wirken nicht eben modern. Gleiches gilt für Aufgaben der Sorte „Sammle folgende vier Gegenstände“. Solche Dinge brechen dem Spiel natürlich nicht das Genick, sind aber eine etwas zu bequeme Art und Weise, das Spiel zu gliedern.
Richtig frustrierend sind aber die Passagen, an denen man herunterfallen kann, nur um sich erneut mit einer wiederbelebten Horde von Gegnern prügeln zu müssen. Einer Horde, die man Momente zuvor schon besiegt hat. Oder das missratene Checkpoint-System, das den Spieler nach dem Ableben zwar wieder in den Level zurückwirft, allerdings mit den Ressourcen und Items, die er zum Zeitpunkt seines Ablebens hatte.
Ihr habt alle Heilungsitems auf einer neuen Gegnersorte verbraucht und seid am Ende trotzdem draufgegangen? Wie wäre es, wenn Ihr die Passage noch einmal versucht? Diesmal aber ohne die Items…. Nicht gerade motivierend. Da hilft nur noch der Neustart der Mission vom letzten Speicherpunkt aus.
Der Kameramann von DMC war in der Vergangenheit schon oft genug nicht im Bilde. Viel geändert hat sich daran nicht. Und das, obwohl sich mittlerweile Szenarien mit fixer und frei drehbarer Perspektive abwechseln. Das sorgt leider nur selten für den angestrebten Übersichtsgewinn. In engen Korridoren versagt die freie Kamera regelmäßig, weil Wände für sie ein Hindernis darstellen, während die fixen Einstellungen immer noch für Gelegenheiten sorgen, an denen sich Gegner außerhalb des sichtbaren Bereiches auf ihre Attacken vorbereiten.
Episoden, in denen Ihr mehrmals aus einem Bild in das nächste lauft, nur um sofort wieder heraus zu laufen, weil sich die Steuerung ebenso sprunghaft umstellt wie die Perspektive, sind ebenfalls einem System geschuldet, für das Capcom seit sieben langen Jahren keinen angemessenen Ersatz findet. Wir werden damit leben müssen.
All diese Dinge kennt man schließlich schon von Devil May Cry. Und sie wiegen selbst in der Masse nicht so schwer, als das man sich nicht daran gewöhnen könnte. Gründe es zu versuchen, sind das süchtig machende Kampfsystem, das erneut Herz und Hirn hat. Die Grafik, die mit wenigen Ausnahmen durchaus Next-Gen würdig ist und die Präsentation, die mal wieder durch und durch auf Hochglanz poliert ist.
Doch seid gewarnt: Es wäre nicht Devil May Cry, wenn es Capcom nicht hin und wieder mit einem Marathon an Filmsequenzen übertriebe. Der grobe Martial-Arts-Unfug, der in diesen Szenen veranstaltet wird, lässt in seiner durchgestylten Choreografie selbst die Matrix-Kloppereien wie die rhythmische Sportgymnastik des Seniorenvereines Ostrhauderfehn anmuten.
Was bleibt, reicht am Ende aber trotzdem nicht mehr ganz für 8 Punkte. Zwar schließt DMC 4 auf der 360 eine schmerzhafte Lücke und schlägt sich im serieninternen Vergleich mit seiner durchgehenden Solidität und erstmals fast optimaler Lernkurve alles andere als schlecht. Fans der Reihe bekommen von mir also leuchtend grünes Licht und werden auf keinen Fall enttäuscht sein. Man sollte sich aber nicht wundern, wenn in absehbarer Zeit ein Konkurrent daher kommt, der – so mir nichts dir nichts – ein Spiel macht, das näher an einem „Next Generation Devil May Cry“ ist, als das routinierte Dämonen-Ballett, das seit heute in den Händlerregalen steht.
Devil May Cry 4 ist ab heute offiziell für PlayStation 3 und Xbox 360 erhältlich. Auf der PlayStation 3 müsst Ihr übrigens noch eine 25minütige Installation in Kauf nehmen.