Scarface: The World Is Yours P1H
Sex, Drugs & viele Tote
"Ich bring euch alle um, ihr verdammten Kakerlaken! Ich bin Tony Montana und niemand nimmt mir, was mir gehört!" Vor 23 Jahren endete in Brian De Palmas "Scarface" der steile Aufstieg des kubanischen Tellerwäschers zum Drogen-Millionär im Planschbecken seiner eigenen Villa, nachdem diese von Mitgliedern eines konkurrierenden Kartells gestürmt worden war. Während das von Al Pacino verkörperte "Narbengesicht" in dieser Verfilmung am Ende hinterrücks getötet wird, geht es genau an dieser Stelle für uns in Scarface: The World is Yours erst richtig los.
Mit einem automatischen Sturmgewehr in den Händen räumen wir mächtig unter den Angreifern auf und ballern uns den Weg aus der halbzerstörten Villa. Bumm, Bumm - das kinderleichte Ziel-System verschafft mir eine Präzision, die selbst Doc Holiday vor Neid erbleichen ließe. Trotzdem hat Tony einiges einstecken müssen und so bleibt nur eins: Flucht und untertauchen. Montana lässt das natürlich nicht auf sich sitzen. Drei Monate später sind zwar alle äußerlichen Wunden verarztet, innerlich brodelt es aber nach wie vor in dem menschlichen Vulkan. Zu allem bereit, kehrt Tony nach Miami zurück und will sein verlorenes Drogen-Imperium wiederhaben. In der Zwischenzeit haben sich aber andere Gangster ihren Teil vom Kuchen gesichert und Montana muss wieder ganz von vorne anfangen.
Eier, wir brauchen Eier!
Ihr schlüpft in die Rolle des verbrecherischen Protagonisten und dabei sind Euch alle Mittel recht, um wieder an die Spitze der Unterwelt-Nahrungskette zu gelangen. Wie im wahren Leben geht in Scarface nichts über ein weitverzweigtes Netzwerk an Vitamin-B-Freunden, ein großes Waffenarsenal und natürlich eine große Fresse. Was den Spieler bei Scarface erwartet, lehnt sich spielerisch stark an das altbekannte GTA-Gameplay mit einer frei zugänglichen Stadt und non-linearem Spielgeschehen an, erweitert dieses jedoch um einige durchaus erfrischende Aspekte. Eines der wichtigsten Features ist das Verhöhnen der Kontrahenten, womit Ihr "Balls"-Punkte sammelt. Ja, richtig gelesen - Ihr bekommt Punkte dafür, dass Ihr Euren Feinden buchstäblich auf die Eier geht!
Knallt Ihr Eure Feinde über den Haufen und beschimpft sie anschließend, sackt Ihr für die Schimpfkanonaden jede Menge Eier-Punkte ein. Das klappt übrigens auch beim Autofahren ganz gut oder beim Einschüchtern von virtuellen Passanten. Seid Ihr fleißig am Ballern, Fluchen und Einschüchtern, füllt sich die Balls-Anzeige rasch. Und das ist gut so, denn bei Bedarf wechselt Ihr in den "Blinde Wut"-Modus. In diesem Stadium seid Ihr unbesiegbar - wenn auch nur für einige Sekunden. Statt 3rd Person-Ansicht feuert Ihr dann aus der Ego-Sicht mit automatischer Zielerfassung auf alles, was sich bewegt. Der Clou: Für jeden Kill kassiert Ihr Gesundheitspunkte. Daher lohnt sich der Einsatz von "Blind Rage" vor allem dann, wenn ohnehin ein Besuch beim Arzt anstünde oder der Totengräber schon mit der Schaufel bereitsteht. Besonders effektiv ist das Feature, wenn sich mal wieder eine ganze Schar von Feinden auf Euch stürzt.
Allein gegen alle
Ob wir nun eine der unzähligen Gangs ausräuchern und ihnen ihren Anteil am Territorium sowie wertvolle Drogen abnehmen oder die Cops hinter uns her sind: Fast immer stehen wir allein einer Übermacht gegenüber. Erst, wenn wir genug Kohle auf dem Konto haben und unsere Reputation gestiegen ist, können wir wieder eine Armee an Gefolgsleuten anheuern, die für uns die Drecksarbeit erledigen. Nehme ich beispielweise einen Fahrer in mein Team auf, kutschiert er auf meine Handy-Bestellung ein Fahrzeug aus dem Fuhrpark herbei. Klar, wir können auch einfach dem nächstbesten Hirni eins unterm Hintern wegklauen, aber bei den Vehikeln in unserem Besitz fungieren die Kofferräume auch gleichzeitig als Waffenschränke. Praktisch, denn obwohl Scarface ein umfangreiches Waffenarsenal anbietet, können wir nur einige wenige Modelle mit uns rumschleppen. Abwechslung in die sich wiederholenden Neben-Missionen bringen später Aufgaben, bei denen wir in die Haut unserer Untergebenen schlüpfen und die Aufträge höchstpersönlich ausführen.
Wenn man während einer der vielen Feuergefechte draufgeht, ist man nicht einfach nur tot, man bekommt klar und deutlich gesagt, dass man verkackt hat! Theoretisch besteht zwar die technisch nur halb gar umgesetzte Möglichkeit, in Deckung zu gehen. Auf freiem Feld stehend "Hurensöhne" abzuknallen macht aber ohnehin viel mehr Spaß und entspricht Tonys Charakter. Ein Tony Montana versteckt sich nicht! Sollte es Euch doch einmal dahinraffen, müsst Ihr die Standard-Missionen nochmal von vorne beginnen. Während es in längeren Missionen vereinzelte Speicherpunkte gibt, gehen wird im freien Spiel zum Sichern des Spielstands einfach zur nächstbesten Bank.
F*** F***** F******!!!!
Doch nicht nur wegen der ausschweifenden Gewalt-Orgien ist das Gangster-Drama nichts für Weicheier. Flüche hagelt es quasi im Sekundentakt und zwar von der richtig derben Sorte. Jeder Neuköllner Straßenschläger, der sich für besonders cool hält, kann noch eine Menge von Tony lernen. Ein großer Teil der Beschimpfungen bewegt sich unterhalb der Gürtellinie und kann deshalb hier nicht zitiert werden. Wer will schon ständig was von Ti****, Ärschen, männlichen und weiblichen Genitalien, Hundesöhnen und Kanalratten lesen? Ihr nicht - genau! Einem Typen wie Tony ist der Begriff Schandmaul jedoch perfekt auf den Leib geschneidert worden. Kein Wunder, wer "All I have in this world is my balls and my word and I don't break them for no one" als Lebensmotto begreift, muss wohl auch so handeln.