Dead Space 2
Shock and Awe
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Für mich war Dead Space fast perfekt. Viele Kritiker bemängelten das Backtracking, die leeren Räume und die mittelprächtige Story. Doch ich mochte das Gefühl, allein zu sein in diesem Raumschiff, in dieser unwirtlichen Umgebung. Diese Situation, sich fernab alles freundlichen gesinnten Lebens in einer verzweifelten Lage zu finden - oft orientierungslos und mit dem einfachen Wunsch zu überleben. Es erinnerte mich wohltuend an „Alien". Das erste Aufeinandertreffen mit einer vollkommen amoralischen Intelligenz, deren oberste Direktive die Auslöschung alles anderen Lebens ist.
Dead Space 2 wählt dagegen eher den "Aliens"-Ansatz. Es führt euch mitten in die Zivilisation, dreht kräftig an der Action-Schraube und führt euch auf eine Tour de Force, die euch oft atemlos und ausgelaugt zurücklässt. Es ist erneut ein Meisterwerk, auch wenn es mich diesmal nicht ganz so aus den Socken gehauen hat. Weil es mir weniger Freiheit ließ und stattdessen auf Schock, Angst und Inszenierung setzt. Es ist besser, schlechter, anders.
Ihr wacht auf einer Raumstation auf, wo ihr in der Psycho-Abteilung für ganz harte Fälle abgestellt wurdet. Klar, geht es auch diesmal darum, seine eigene Haut zu retten, doch schnell steht auch das Schicksal der ganzen Menschheit auf dem Spiel. Gepeinigt durch Visionen seiner im ersten Teil verstorbenen Frau muss sich Isaac Clarke seinen Dämonen stellen, aber er ist nicht mehr geschockt oder verzweifelt. Er will die Necromorphe samt ihrem Marker ein für alle Mal auslöschen und dafür ist ihm jedes Mittel recht. Unterstützt wird er dabei von ganz unterschiedlichen Charakteren, die aber wie in Teil 1 nie mit ihm zusammen unterwegs sind. So bleiben sie nur Abziehbilder, die kurz auftauchen, euch durch die Gegend hetzen und dann wieder verschwinden.
Der Anfang ist aber stark: Isaac entkommt der Irrenanstalt und wird sofort mit all den wunderbaren Tools versorgt, die schon beim ersten Durchgang so viel Spaß gemacht haben. Neben einer ersten Waffe, dem omnipräsenten Plasmacutter, kann er mit der Stasis, die sich nun nach einer Weile selbst regeneriert, Gegner verlangsamen und mit dem Traktor-Strahl einfache Gegenstände in Wurfgeschosse verwandeln. Gerade auf den hohen Schwierigkeitsgraden eine wichtige Taktik, um wertvolle Munition zu sparen.
Die Kämpfe sind dabei extrem fordernd. Die unterschiedlichen Necromorphe verlangen alles von euch ab. Die fiesen Fernkämpfer sind genauso wieder mit dabei, wie die blitzschnellen Nahkämpfer, fliegenden Verwandler und ein paar neue Gestalten. Besonders eklig: Säurespuckende Wesen, die durch die eigenen Körperflüssigkeiten langsam aufgelöst werden. Erschreckend intelligent sind dagegen die Stalker. Zweibeinige Monster, die sich hinter Kisten verstecken und euch dann überraschend von hinten anspringen. Und natürlich gehört das Zerstückeln der umgewandelten Menschen wieder zum Kernelement des Spiels. Wer nicht brav Arme, Beine und Köpfe abtrennt, verschwendet Munition.
Und ja, an manchen Stellen ist das Zerstückeln kein einfacher Anblick. Gerade wenn ihr am Ende des vierten Abschnitts einen Kindergarten betretet, wird es hart. Nicht nur müsst ihr kleinwüchsige Necromorphe mit langen Klauen zerlegen, sondern auch herumkriechende Larven, die durch ihre Baby-Schreie nur allzu sehr an Säuglinge erinnern, auch wenn ihre explosiven Körper eine ganz andere Sprache sprechen. Dead Space 2 ist wie schon sein Vorgänger nichts für schwache Nerven. Es geht hier um Shock & Awe im fiesesten Sinne. Eine Taktik, die hier wirklich hervorragend funktioniert.
Mehr noch als beim Abenteuer auf der Ishimura lässt euch der Titel phasenweise kaum zur Ruhe kommen. Ihr werdet wie ein Spielball durch die Raumstation gejagt, springt von dramatischen Zwischensequenzen zu knallharten Bossfights, werdet in den Raum gerissen, vernichtet dort ein lauerndes Gunship, nur um nach wenigen Sekunden wieder durch eine Wartungsluke in die Eingeweide der Station einzutauchen.