Dead Space 2
Shock and Awe
Zusammen mit den ruhigen, fast ebenso furchteinflössenden Momenten entsteht ein Geflecht aus Angst und Schrecken, das euch stets am Rande des Wahnsinns hält und noch stärker mit euren Emotionen spielt. Im zweiten Teil der Kampagne schlägt das Pendel zwar immer mehr in Richtung Action aus, doch die ist so gut inszeniert, dass Fans von harten Kämpfen hier voll auf ihre Kosten kommen.
Natürlich gibt es auch ein paar neue Waffen, die die alten Schießprügel hervorragend ergänzen. Ganz vorne mit dabei: Die Speer-Kanone, die Necromorphe an der Wand festpinnt, damit ihr anschließend mit der Sekundär-Funktion einen Stromstoß durch die Aliens jagen könnt. Ideal auch, um gleich mehrere kleine Viecher auf einmal zu erledigen oder eine Falle zu legen. Ähnlich herausfordernd ist auch die Benutzung des Detonator-Minenlegers.
Damit könnt ihr gerade großen Gegneransammlungen Herr werden beziehungsweise in besonders harten Fights euren Rücken decken. Mit dem Scharfschützengewehr konnte ich mich dagegen nicht so anfreunden. Es gibt einfach zu wenig offene Flächen, wo die Spezialwaffe ihre Stärke ausspielen kann. Deutlich besser schmeckt mir da das überarbeitete Sturmgewehr. Statt dem nutzlosen Rundumschuss, spuckt es nun auch Granaten aus und ist damit fast für jeden Gegner-Typ geeignet.
Natürlich könnt ihr Waffen und Rüstungen weiterhin aufmotzen. Die passenden Energie-Knoten sind genau wie die Schematiken für neue Waffen in dunklen Ecken und Nebenräumen versteckt. Ihr sucht euch aber nicht mehr dumm und dämlich, dafür gibt es aktuell einfach zu wenig Seitengänge und Alternativrouten. Und auch an dem Tech-Tree wurde nichts verändert.
Wie gehabt setzt ihr die Knoten ein und schaltet damit mehr Schaden, zusätzliche Kapazität, schnelleres Nachladen und mehr Lebensenergie frei. Interessanterweise bietet jetzt jede Rüstung Spezialboni, zum Beispiel 5 Prozent mehr Schaden mit dem Sturmgewehr, die nicht auf das nächstbessere Modell übertragen werden. Nur Panzerung und Inventar-Platz wird ständig erweitert.
Die Rätsel-Dichte ist meiner Meinung nach noch etwas dünner geworden. Waren schon die Aufgaben im ersten Teil eher kleine Hürden, als wichtige Spielelemente, fallen sie diesmal noch simpler aus. Immerhin gibt es jetzt ein kleines Minispiel, um Anlagen kurz zu schließen und im Weltraum eine beeindruckende Sequenz, wo ihr Spiegel und Antennen ausrichtet. Überhaupt wurde die Schwerelosigkeit durch die freie Bewegung klar verbessert. Kein ungenaues Springen mehr von Oberfläche zu Oberfläche, sondern navigieren mit kleinen Schubdüsen und auf Knopfdruck wird gelandet. Ein klarer Schritt nach vorn.
Ähnlich punkten kann Dead Space 2 auch in puncto Abwechslung und Szenarien. Wie eingangs erwähnt, seid ihr mal in einem Kindergarten unterwegs, mal in einem Einkaufszentrum, dass sich in ein Schlachthaus verwandelt hat, nur um im Tempel der Unitology-Sekte einen ersten Höhepunkt zu erleben. In der Höhle des Löwen, den menschlichen Anhängern des Markers, haben die Level-Designer ganze Arbeit geleistet. Es sind oft betörend schöne und dann wieder extrem verstörende Bilder und Konstruktionen, die euch in ihren Bann ziehen. Das Gefühl, dass hier gerade noch ein Kindergeburtstag stattgefunden hat, dass die Zeit nur kurz angehalten wurde und das gleich wieder alles besser wird.
Überhaupt ist der zweite Teil noch ein Tick hübscher als das stilistisch einmalige Abenteuer auf der Ishimura. Die damals innovativen Ingame-Anzeigen sind genauso wieder mit von der Partie, wie die tollen Waffenmodelle und Anzugsdesigns. Hervorragende Effekte, wie die Stasis, aber auch das eklige Zerstückeln der Necromorphe, ziehen einen auf perverse Art und Weise immer wieder in seinen Bann.
Klar, hier und da schwächelt eine Textur und die Gesichter von Isaac - der diesmal nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören ist - und seinen Kollegen können nicht ganz mit der Top-Konkurrenz mithalten. Doch abseits dieser minimalen Mängel ist Dead Space 2 im wahrsten Sinne des Wortes ein todschickes Spiel, das übrigens auch bei Soundtrack und Effekten Zeichen setzt. Schreie, flüsterende Stimmen und schrilles Kratzen verwandeln euch in ein zitterndes Nervenbündel. Mein Tipp: Kopfhörer auf und Licht aus!
Sogar in puncto Umfang hat sich das amerikanische Entwicklerteam selbst übertroffen. Je nach Schwierigkeitsgrad seid ihr locker 12 Stunden unterwegs. Wer so doof ist, den Titel auf Einfach zu spielen, wird es wahrscheinlich deutlich kürzer schaffen, doch dabei geht so viel Atmosphäre flöten, dass man davon lieber die Finger lässt. Schon auf Zealot, dem zweithöchsten Grad, ist der Titel eine echte Herausforderung und fordert bei den Kämpfen exzessiven Telekinese-Einsatz, um Munition zu sparen. Die Krönung ist und bleibt aber der Hardcore-Modus. Ihr könnt genau drei Mal speichern. Im ganzen Spiel! Wenn ihr sterbt, werdet ihr beim letzten Speicherpunkt wiederbelebt. Eine echte Herausforderung für die ganz harten Männer, die auch Demon's Soul in einem Rutsch durchspielen.