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Dead Space: Extraction

Mittendrin statt nur dabei

Dead Space. Wii. Lightgun-Shooter. Beim Großteil der Fans von EAs atmosphärischem Weltraum-Horrortrip löst diese Kombination nicht unbedingt Begeisterung aus. Zu sehr riecht das alles nach einem schnellen Cash-In, einer lieblos dahingeschlunzten Billigumsetzung. Wie soll man denn bitte schön dieses Grafikmonster, das mit brachialen Effekten, beeindruckenden Gegnerzerstückelungen und wummerndem Industrial-Sound zeigt, was die gegenwärtige Konsolengeneration so alles drauf hat, auf Nintendos kleine Konsole retten?

Ganz einfach: mit viel Sorgfalt, Respekt vor dem Ausgangsmaterial und ein paar guten Ideen, wie man aus einem so alten und „arcadigen“ Genre wie dem Lightgun-Shooter eine atmosphärische, spannende und zermürbende Spielerfahrung machen kann. Denn mit klassischen Shootern wie Segas Terroristenjagd Ghost Squad oder der indizierten Grindhouse-Hommage The House of the Dead: Overkill hat Dead Space: Extraction bis auf die grundlegende Spielmechanik kaum mehr etwas zu tun.

Ein normaler Lightgun-Shooter fühlt sich letzten Endes an wie eine große, lustige Schießbude. Die Kamera fährt wie auf Schienen durch die Levels und bleibt alle paar Meter einmal stehen, damit das nächste Gegnergrüppchen auf den Spieler zustürmen kann. So einfach macht es sich Dead Space nicht. Stattdessen erzeugt die Kameraarbeit ein beeindruckendes Mittendrin-Gefühl, wie man es aus Kinofilmen wie Cloverfield kennt. Die Subjektive wird hier ganz groß geschrieben, ihr seht das Geschehen stets aus der Sicht eines der Protagonisten. Beim Rennen beginnt die Kamera zu wackeln, stürzt ihr durch einen engen Schacht, rotiert das Bild, und setzt ihr einen Helm auf, um im All zu überleben, seht ihr Verzerrungen durch das Glas. Und als besonderen Bonus erlebt ihr sämtliche Halluzinationen und Wahnvorstellungen der geplagten Protagonisten aus erster Hand.

Dead Space: Extraction - Horror

Von denen gibt es gleich mehrere: Ihr wechselt immer wieder die Rollen, dramaturgisch ein exzellenter Kniff, da auf diese Art kein Charakter sicher ist. So manche Figur segnet im Verlauf des Spiels auf ziemlich unerwartete und auch unangenehme Art das Zeitliche. Bis es soweit ist, müssen aber vor allem die ekligen Necromorphs dran glauben. Neben der Standardwaffe, einem Nietenschussgerät mit unbegrenzter Munition, findet ihr unterwegs jede Menge praktischer Schießeisen, mit denen ihr aber sparsam umgehen solltet. Bogenschweißer, Plasmacutter, Impulsgewehr, Ripper...

All die praktischen Argumentationshilfen aus dem HD-Original sind mit von der Partie. Besonders der Flammenwerfer ist extrem nützlich und wirkt fast schon etwas zu stark, tatsächlich hilft er euch aus fast jeder kniffligen Situation heraus. Dazu hat jede Waffe noch einen sekundären Feuermodus: Dreht die WiiMote einfach um 90 Grad, um die Attacke zu ändern.

Auch die anderen typischen Dead-Space-Fähigkeiten sind mit von der Partie. Per Telekinese schnappt ihr euch entfernt liegende Gegenstände oder schleudert explosive Behälter auf anstürmende Gegnermassen. Auch Stasis könnt ihr einsetzen, sei es um rotierende Riesenventilatoren anzuhalten oder besonders flinke Gegner abzubremsen. So fühlt sich Extraction trotz Genrewechsel sehr ähnlich wie das HD-Original an, das ja auch ziemlich linear war.

Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Dead Space: Extraction

PS3, Nintendo Wii

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