Deadly Creatures
Gegen alle Instinkte
Die wichtigste Frage ist nicht unbedingt das Wann oder Wo und auch nicht das Wer. Diese Fragen beantwortet Deadly Creatures im Laufe seiner extrem kurzen Spielzeit zumindest halbwegs befriedigend. Die wichtigste Frage, das Warum, bleibt dummerweise völlig offen.
Aus der Sicht einer Tarantel oder eines Skorpions ist die Welt recht einfach gestrickt. Wo gibt es Futter, wo finde ich den meisten Abstand zu meinen Fressfeinden und, wenn alle diese zum ersten Überleben notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind, dann stellt sich natürlich noch die Fortpflanzung in den Vordergrund. Die animalische Bedürfnispyramide ist somit simpel.
Warum also bitte sollte die Tarantel freiwillig in das Nest der Tarantel-Hornissen klettern!? Sollte sie nicht den größtmöglichen Abstand halten? Die Biester ernähren sich von Spinnen! Die Antwort ist so einfach wie unbefriedigend: Weil Deadly Creatures es Euch vorgibt.
Das Spiel verstrickt zwei Handlungen parallel. Die eine erzählt es in kurzen Blicken aus einer ungewöhnlichen Perspektive und kaschiert damit, dass sie einfach und platt ist. Die markanten Stimmen von Dennis Hopper und Billy Bob Thornton, die die Rolle der beiden Goldsucher in der Wüste irgendwo in Amerika übernehmen, verbergen hochwertig und stimmlich kompetent einen Plot, der so dünn ist, dass ich Euch wirklich nichts verraten kann, ohne nicht einen guten Teil zu spoilern. Am Ende wird er Euch aber kaum erfüllt zurücklassen.
Die andere Handlung ist gar keine. Es ist die Geschichte eines Skorpions und einer Tarantel, die entgegen aller Instinkte durch eine Reihe von Örtlichkeiten gescheucht werden, die sie normalerweise meiden würden wie die Pest. Das Nest der Tarantel hassenden schwarzen Witwe. Eine Echsensiedlung, die sich bevorzugt von saftigen Skorpionen ernährt. Und viele Gefahren mehr müssen die beiden auf grausames Geheiß des Spiel überstehen.
Die Motivation des Spielers ist dabei klar. Wir wollen natürlich dem Rahmenplot um die beiden Männer folgen, egal wie dünn er ist. Er ist alles, was wir haben. Das erklärt aber nicht, warum die beiden eigentlichen Protagonisten da mitziehen und anstatt sie elegant und durch Ereignisse in diese Richtung zu manövrieren, heißt es: Passiert den Kaktus-Canyon. Na von mir aus, ich bin ja nur eine Tarantel, was weiß ich schon.
Der Weg selbst führt durch einen alles andere als beschaulichen, sehr stark herangezoomten und über weite Strecken tunnelförmigen Mikrokosmos, dessen Bewohner es leider nur bedingt mit der Animationsperfektion des steuerbaren Duos aufnehmen können. Diesen beiden merkt man den betriebenen Motion-Capture-Aufwand deutlich und mit jedem Schritt der vielen Beine an. So sehr, dass ich insgeheim froh bin, dass die Wii diese Pracht nicht noch höher auflöst. Vielleicht wäre es dann doch zu viel für meine latente Arachnophobie geworden.
Das Getier um die beiden herum bewohnt qualitativ im Gegenzug leider nur die visuelle Reichweite von meh bis bäh. Andere Spinnen und Skorpione ziehen wenig überraschend in der Eleganz gleich, wenn auch die Liebe zum Detail fehlt. Echsen und Ratten lassen dann zu Wünschen übrig. Plump, geradezu billig wirken die Animationen, die Bewegungen täuschen zu keinem Zeitpunkt. Alles, was die Designer beim Krabbelgetier richtig machten, vermittelt hier höchstens den Eindruck von Hintergrundanimationen, auf die Ihr nicht zu genau schauen solltet.
Genau das werdet Ihr aber, denn der Kampf auf dieser Zoomstufe der Welt läuft close´n´personal ab. In den ersten der zehn Stages schränkt man Euer Repertoire ziemlich ein, fast ein wenig zu sehr. Per Knopfdruck wird angegriffen, mit dem Stick des Chuck gelenkt. Nach und nach schaltet Ihr immer mehr Moves frei, bis sich Eure beiden Lieblinge in wahre Kampfmaschinen verwandeln. Besondere Angriffe, die die wirklichen Treffer erzielen, löst Ihr durch Mote-Bewegungen aus, die das Spiel ordentlich und ohne großen Frust erkennt. Nur dass es sich dabei häufig viel Zeit bei der Ausführung lässt.