Der Blick von Außerhalb
Teil 3: Jack, Non Stop Pop & Generation Wii
Jack Thompson & Christian Pfeiffer – Es war einmal...
Thompson-Zitat: "Ihr müsst alle die Controller hinlegen, euch ein Leben besorgen, der Macht beitreten, und dabei die dunkle Seite hinter euch lassen. Hooah!"
Jack Thompson, Hot Coffee, Christian Pfeiffer, Killerspiele. Das sind Dinge und Personen, die von einer sehr breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurden, nicht zuletzt dank einiger GEZ-finanzierter Tiefpunkte des investigativen Journalismus. Aber letztendlich lohnt es kaum, darüber zu sprechen. Selbst bei einer breiten Parteienmehrheit gilt das „Produktionsverbot von Killerspielen“ eigentlich nur noch als bayrischer Sommerlochfüller, der ausgedient hat. Und die Einzigen, die sich derzeit noch mit Thompson beschäftigenm sitzen in der Anwaltskammer von Florida. Sie fragen sich, wann er wohl endlich aufhört, an die Tür zu trommeln und um Wiedereinlass zu fordern. Any day now, boys, er ist auch nicht mehr der Jüngste.
Erst waren es Sex und Drogen, dann Rock´Roll, zurück zu Sex und Drogen, wieder zu Rock in Form von Satanisten-Metal und Gansta-Rap. Eine Runde Sex und Drogen, Gewaltfilme hatten ihren Moment im Spotlight, bevor Sex und Drogen zurück kamen, nur um von zu gewalthaltigem Fernsehen verdrängt zu werden. Aber Sex und Drogen kamen überraschenderweise zurück und kurz waren Killerspiele verantwortlich für den Untergang des Abendlandes und die Verkommenheit der Jugend. Sicher, derzeit wird noch ein wenig zensiert und geschnitten, aber es ließ schon drastisch nach. Die Alterskontrollen werden mehr akzeptiert und Dead Space ist das beste Beispiel dafür.
Um zu sehen, wie es sich weiter entwickelt, müsst Ihr nur durch die Regale von Media Markt und Co. wandern. Dort steht alles herum, was in vergangenen Jahrzehnten undenkbar für den freien Verkauf gewesen wäre, von Judas Priest bis Saw 5. Mal gucken, wie es dort in der Spiel-Ecke in fünf Jahren aussieht. Und bis dahin werden Thompson und Pfeiffer aus dem Gedächtnis der Öffentlichkeit verschwunden sein, aber Tetris Piepsmelodien werden dort immer noch schlummern. Seien wir also froh, das nicht alles für immer hängen bleibt.
Singstar & Buzz – Holt die Frauen in die Party
Buzz–Slogan: „Non Stop Pop“
Jeder kennt Lara, viele haben eine PlayStation zu Hause und spielen darauf auch gelegentlich Tomb Raider oder mit vornehmlich männlichen Freunden in abendlicher Runde. Aber niemand kam auf die Idee, zur Familienfeier die Konsole anzuwerfen. So weit ging es dann doch noch nicht. Einen netten Couple-Abend mit Videospielen zu verderben, welch Sakrileg. Eigener Erfahrung nach war es das weibliche Veto, das solche Gedanken schnell beendete.
Bis die angetrauten Holden die Begriffe Singstar und Buzz kennen lernten. Im Grunde war es wieder ein trojanisches Pferd. Es tarnte sich als Musiksender zum Mitmachen beziehungsweise als Gameshow für alle. Und so etwas war ja bekannt, brauchte nicht viele komplizierte Knöpfe – seien wie ehrlich, wer noch nie ein Pad in der Hand hatte, hat keine leichte Zeit mit diesen überfrachteten Monstern – und vor allem machten alle mit.
Der natürliche Drang, seine eigene Gesangsunfähigkeit unter Beweis zu stellen, lockerte jeden Abend auf und der bissige Siegesdrang, den die sonst um friedlichen Ausgleich bemühten Frauen bei einer Runde Buzz an den Tag legen, macht schon mitunter ein wenig Angst. Plötzlich wurde es ein Plus, eine PS2 unter dem Fernseher zu haben. Man musste ja nicht dazu sagen, dass man sie sonst mehr für Killzone nutzt.
Die simplen, aber genialen Gesellschaftsvergnügen durchbrachen die letzte Grenze. Das Kinder- und Männer-only Image wurde zu Grabe getragen. Für jeden gab es etwas auf einer Konsole zu spielen und ihr Status als Lifestyle-Objekt wurde festgezimmert. Lange genug hat es gedauert. Aber manchmal muss halt erst die richtige Anwendung her.
Dr. Kawashima Gehirn-Jogging – Verklemmt. Aber funktioniert.
Dr. Kawashima-Slogan: „How old is your Brain?“
Na klar, ein Rätselheftchen in Bahn oder Flugzeug auszupacken, ist gesellschaftlich akzeptiert. Aber wehe, Ihr nahmt als Erwachsener einen Gameboy in die Hand. Die Blicke suggerierten deutlich, dass ich das Business-Class-Ticket entweder wohl geklaut haben müsste oder meine Eltern mich zum Trost über meine geistige Zurückgebliebenheit bequem reisen lassen wollen. Und dass das Abendland jeden Moment zusammenbrechen müsste.