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Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden - Vorschau

Wo der Adler flog

Der heimliche Held von Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden ist das größte Loch in der Original-Geschichte um Hobbits, Zauberer und Ringe. Der berühmte Riesenadler, der Frodo nach erledigter Mission, verlorenem Finger und massiven Burn- und Burnout-Symptomen direkt am Mount Doom abholt und einen Freiflug nach Hause gewährt. Wenn diese Aktion funktionierte, ohne in ein Fantasy-Black-Hawk-Down auszuarten, warum war dann bitte kein Bombing-Run mit dem Strike-Eagle möglich? Ring-Abwurf direkt über dem Feuer, einer der Hobbits hätte sich bestimmt als Gewicht für die bessere Abwurf-Plazierung angeboten. Das Ganze hätte zwei Tage gedauert, Sauron erledigt, alle Guten gerettet, hoch die Tassen im Prancing Pony.

Aber es gab bestimmt gute Gründe. Gründe, die so gut waren, dass die Gefährten es für komplett abwegig hielten, auch nur darüber zu reden. Will sich ja keiner beim Rivendell-Jour-fixe vorm Chef lächerlich machen. Oder der Adler hatte noch was zu tun. Weiter nördlich vielleicht. Als er einem komplett überforderten Trio aus Mensch, Elf und Zwerg unter die Arme griff und sich verzweifelt mühte, sie am Leben zu halten. Denn nach ein paar Stunden im Koop des kommenden Spiels, dessen Entwickler zum ersten Mal sowohl die Film- als auch die Buch-Lizenzen in der Hand hält, wird klar, dass der Weg nach Süden die sichere Route war. Ringgeister? Pfft, bitte. Spinnenplage! Viel schlimmer!! So sehr ich mir mal wünschte, ein Fantasy-Szenario ohne Spinnen zu sehen, muss man ja sagen, dass die Biester einfach zu Mittelerde gehören und praktisch überall auftauchen. Und dass die einen Dreier-Trupp in Sekunden überrennen können, wenn der sich nicht konsequent gegenseitig den Rücken frei hält.

Aus der entfernten Third-Person-Sicht steuert ihr das immer gleich besetzte Team - nein, drei Zwerge sind nicht möglich - durch nicht allzu sehr verzweigte Areale und Dungeons, um dem Team A im Süden weitere Sorgen aus dem hohen Norden zu ersparen. Hier sammelt ein in den heiligen Schriften nie so direkt erwähnter Hexenmeister eine Armee, die die Schlachten sicher nicht zum Vorteil der Gefährten beeinflusst hätte. Auf dem Weg trefft ihr zwar auch einige der üblichen Verdächtigen wie Gandalf, Frodo oder Aragorn, beim Anspielen machte jedoch der gute Zauberer Radagast - nur von Tolkien selbst frei erfunden - seine Aufwartung. Oder erst mal auch nicht, weil es unsere Mission war, ihn zu retten.

Der Herr der Ringe: der Krieg im Norden - Zwergen-Trailer

Und das haben uns die Spinnen nicht leicht gemacht. In üblich koordinierter Manier, wie das Spieletester in gezwungener Rudelbildung so an sich haben, turnte fröhlich jeder für sich los. Mein Zwerg renn-stampfte voller Selbstbewusstsein und dem spontanen Schlachtruf "Damn the Torpedoes und Tod allen Eichhörnchenküssern!" auf den bärtigen Lippen in den ersten Mob, die Magierin sortierte erst mal ihre Zauber-Kinkerlitzchen und wo zur Hölle der Waldläufer mit seinem Bogen steckte, wissen nur er selbst und der Wald. Und beide reden nicht darüber. Das kam eher bedingt gut, da ich trotz Balladenwerten Heldenmutes ebenso heroisch wie eindeutig das Zeitliche segnete. Und wenn hier einer stirbt - und nicht in wenigen Sekunden wiederbelebt wird -, müssen alle neu anfangen. Die Rücksetzpunkte sind dabei gar nicht mal so großzügig. Aber das merkten wir erst später, hier waren wir ja gerade mal beim zweiten Spinnenmob.

Es folgte eine Phase der Umsortierung. Gemeinsames Vorgehen war es schon, aber noch nicht so richtig koordiniert. Alle hockten auf einem Haufen, aber Teamplay heißt nicht, dass jeder nur mit der Spinne vor ihm beschäftigt ist. Hier zeigte sich schnell eine Schwäche des Spiels, wenn Dreier-Koop und Massen von Monstern zusammenkommen. Pures Chaos im Pulk. Wer bin ich, was tue ich und wen habe ich eigentlich gerade getroffen? Der Krieg im Norden bemüht sich redlich und oft genug auch mit Erfolg, alles irgendwie im Lot zu halten, aber manchmal wird es einfach konfus. Da muss man dann die Zähne zusammenbeißen und hoffen, dass alle das Richtige tun.