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Der Patrizier IV

Handelt.

Und ewig lockt der Patch, insbesondere bei PC-Spielen aus deutschen Landen. Die erste Version war noch nicht komplett, aber schon auf Reisen, da eilte ihr die Version 1.1.1. nach. Einmal integriert, ist jetzt fast alles drin, was in Der Patrizier IV hineingehört, daher werde ich auch nicht weiter über diese unschöne Praktik heulen, sondern einfach spielen. Nachdem ich irgendwas um die 300 Megabyte herunterlud.

Dabei spare ich mir auch große Rückblicke und Nostalgieanflüge, wie schön doch früher alles war und wie ich damals meine erste Handelsflotte sicher in den Hafen brachte. Weil ich damals Patrizier 2 nur am Rande spielte und sicher nicht die letzten zehn Jahre mit einer Wirtschaftssimulation zubrachte. Was mich interessiert, ist ob dieses Konzept - das, so viel sei gesagt, nur in Details angepasst wurde - immer noch in die Zeit passt oder ob die berühmte deutsche WiSi sich endgültig überlebt hat.

Es beginnt mit der Kampagne banal genug in Lübeck. Warum in Lübeck? Weil das irgendwie besonders Hanse ist. Zumindest in Deutschland. Andere Länder mögen das anders sehen. Polen zum Beispiel. Aber in Thorn wird nicht begonnen, auch in keiner anderen der 32 Städte. Es bleibt bei Lübeck, außer ihr geht gleich in das freie Spiel.

Die Kampagne erzählt keine Geschichte im eigentlichen Sinne, sondern leitet euch anhand von immer schwierigeren Aufgaben durch das Handelsleben. Verdient Geld, baut einen Kontor, verschafft euch Ansehen in der Stadt, beseitigt Piraten. Keine dieser Aufgaben stellt euch vor ein Problem, auf das ihr nicht im freien Spiel gestoßen wäret, die meisten Sachen hättet ihr sowieso auf die eine oder andere Weise erledigt. Insoweit kann die Kampagne zwar zur Heranführung des Spielers an das durchaus komplex Geflecht von Patrizier IV dienen und das auch mit veritablem Erfolg. Einen Spielmodus, der euch vor komplett neue Missionen und Aufgaben stellt, die es nur hier gibt, dürft ihr jedoch nicht erwarten.

Das Handelsmodell erweist sich zum Start hin als überraschend komplex. Patrizier 2 zeigte sich absolut gnadenlos in der Dynamik seiner Spielwelt. Was gestern in Kopenhagen noch das Hit-Item der Stunde war, vergammelte morgen schon als Ladenhüter in den Regalen. Teil 4 hält relativ viele Preise anfangs besonders stabil, geradezu felsenfest. Schaut einfach, was wo produziert wird und was der Stadt fehlen könnte und ihr habt eine stabile Route. Bei diesen Informationen handelt es sich auch keineswegs um aufwendig zu ergründendes Geheimwissen, vielmehr reicht ein Blick in die Tabellen.

Die Routenplanung lässt sich dank dieser Stabilität der Preise bequem festlegen, zumindest sobald man erst einmal die Handhabe der seit dem Update recht hübschen 2D-Seekarte durchdrungen hat. Wählt die zu befahrenden Hafen, die Schiffe, die zur Flotte gehören sollen, und wie frei der Kapitän bei der Preisgestaltung sein darf. Wer Zeit und Muße mitbringt, kann wirklich so ziemlich jeden Aspekt dieser Fahrten per Hand definieren und nichts dem Zufall überlassen.

Gut so, lässt nicht nur die Stabilität der Preise irgendwann dann doch nach – zumindest auf Fortgeschritten –, es kommen auch Faktoren wie Feuersbrünste, ebenfalls erst mit dem Patch, Piraten und Rufmordkampagnen dazu. Darüber hinaus könnt ihr diese Unglücke auch euren Rivalen zukommen lassen. In jeder Stadt wollen euch Mitbewerber an die Marge und drohen teilweise erfrischend ehrlich. Je mehr Ansehen ihr genießt, desto dreister scheinen sich die Gesellen zu geben, also zögert nicht, ruhig mal mit den Piraten zu paktieren. Wofür kann man denn sonst in der Kirche Ablassbriefe kaufen.

Nicht nur solch drastische Maßnahmen, eigentlich so ziemlich alles wirkt sich irgendwie darauf aus, wie man euch in der Stadt sieht. Besteht zum Beispiel eine Knappheit an einem Rohstoff und ihr kauft auch noch den Rest vom Markt weg, wird man solcher Hamsterei nicht mit Liebe entgegenkommen. Ihr müsst nicht nur auf die Preise achten, sondern jetzt auch noch darauf, dass der Kaufwunsch keine sozialen Repressalien nach sich zieht und der Weg zum Bürgermeister oder zumindest in die angeseheneren Schichten verbaut wird. Ein wenig Schade ist allerdings, dass sich mit Spenden in der Kirche wieder fast alles ausbügeln lässt. Der Klerus ist halt mächtig zu der Zeit.

Wer einen Bürgermeistertitel inne hält, darf alles mögliche, zum Beispiel eine Klosterschule errichten, in der dann neue Schiffmodelle erforscht werden. In erster Linie geht es hier um das Ladevolumen auf schwierigen Gewässern und natürlich auch die Fähigkeit, sich gegen Angreifer zu verteidigen. Eine Kogge, zum Start verfügbar, ist ein schönes Schiff, nur kommt ihr damit nicht die Flüsse hinunter. Zu großer Tiefgang.