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Der unglaubliche Hulk

Happy Smashing People

Warnung an alle Spielerentwickler: Nehmt um Gottes Willen unter den aktuellen Umständen keine Filmumsetzung mehr an. Denn dieser undankbare Job bedeutet die absolute Höchststrafe und kann zu 90% nur in die Hose gehen. Mit einem straffen Zeitplan, der keine Verzögerungen zulässt, und einem Budget, das wohl nicht mal für den Einsatz unseres deutschen „Superstars“ Til Schweiger reichen würde, muss ein Vollpreis-Titel auf die Beine gestellt werden, der sich gegen die harte Konkurrenz auf dem Spielemarkt behaupten soll.

Blöd nur, dass die meisten 2 Stunden-Filme nicht genug Material für ein 8 Stunden-Spiel liefern. Die vielen Lücken müssen viel zu oft mit eigenem, selbst erstelltem Inhalt aufgefüllt werden. Eine Geschichte, die nicht von hochdekorierten Drehbuchautoren, sondern direkt aus der Gamedesigner-Hexenküche kommt.

Ein Streifen, der seine Faszination auch aus den zwischenmenschlichen Interaktionen zieht, verkommt so zu einer spielerischen Nummernshow. Lustlos eingesprochene Synchronisationen und schlecht aufgelöste Videos der Game-Engine machen der Illusion, den Filmhelden zu spielen, endgültig den Garaus. Fans der Filme brauchen wirklich einen harten Magen, um die Kastrierung ihres Titels ohne Wutanfälle zu überstehen. Und die Liste der Verfehlungen ist lang und traurig.

Der Smash-Trailer

Allein im letzten Jahr muss sich der neue Lizenz-Meister Sega gleich für zwei absolute Nullnummern rechtfertigen. Katastrophe 1: Der Goldene Kompass. Entwickelt von Shiny, den Vermurksern hinter Enter the Matrix, lieferte auch dieser Titel unfertige Programmbruchstücke, eine unterirdische Grafik und naive Gameplay-Ideen – Resultat 2/10. Katastrophe 2: Iron Man. Dröge Lizenzumsetzung mit hässlichen Zwischensequenzen, einer Synchronisation aus der Hölle und einer überkomplizierten Steuerung – Resultat 4/10.

Nun also wieder eine Filmumsetzung von Sega. Und um es gleich vorweg zu nehmen, Geschichte und Zwischensequenzen sind auch beim Unglaublichen Hulk absoluter Mist. Statt sich auf die Filmstory um den grünen Giganten zu konzentrieren, auf seine Sehnsüchte, Träume und Ängste, wird eine seltsame Gangster-Organisation namens Enklave hinzugedichtet, die New York tyrannisiert, aber mit ihrer Amateurhaftigkeit nur den Spieler in Angst und Schrecken versetzt. Eingekleidet in seltsamen Blechbüchsen und unterlegt mit drögen Dialogen, verbreiten die handzahmen Superbösewichter gähnende Langeweile.

Immerhin sieht es auf der Gameplay-Seite diesmal deutlich besser aus. Angelehnt an den erstklassigen Quasi-Vorgänger Hulk: Ultimate Destruction hat das Team Edge of Reality für den Film das komplette New York auf die Disc gepresst und liefert Euch eine stattliche Spielwiese, um der Zerstörungswut des grünen Riesens freien Lauf zu lassen. Nahezu jedes Objekt der Stadt könnt Ihr in Einzelteile zerlegen und dürft ganz wie bei einem indizierten "Superhelden"-Titel mit immer stärkeren Kräften in die Schlacht ziehen.

Ein U-Foe beim Gebäude zerlegen.

Das neue Upgrade-System gehört dabei zu dem Highlights des Titels. Musstet Ihr bei Ultimate Destruction die Kräfte mit den ominösen Smash-Punkten in einem Shop kaufen, heißt es diesmal „Learning by Doing“. Wollt Ihr weiter und höher springen? Dann müsst Ihr spezielle Sprung-Herausforderungen bestehen, die fünf höchsten Gebäude erklimmen und eine Mission abschließen. Darf es ein stärkerer Bodenschlag sein? Einfach mit der Grundfähigkeit genug Gegner vernichten und eine bestimmte Anzahl von Rage-Kanistern zusammen tragen.

Den meisten Spaß macht der Titel also, wenn Ihr den Spielplatz ordentlich ausnutzt und Euch ohne Mission durch das abwechslungsreiche Gelände schlagt. Im Klartext: Hochhäuser erklimmen, Wahrzeichen einebnen und mit einer riesigenn Eistüte Armee-Fahrzeuge zerlegen. Habt Ihr genug Aufmerksamkeit erregt, werdet Ihr sogar außerhalb der Missionen auf Superbösewichter wie die U-Foes treffen. Anstatt einfach auf sie einzuprügeln, erfordert jeder der maskierten Strumpfträger eine andere Taktik und sorgt für eine hübsche Portion Abwechslung.