Deus Ex: Human Revolution
Zwischen Hoffnung und Hype
Solltet ihr scheitern und das Gespräch neu starten, wird es anders ablaufen, neue Antworten und Fragen werden auftauchen. Man ist auf den Code hinter diesem Spiel recht stolz und auch darauf, dass man nicht einfach den Weg durch die Gespräche hindurch lernen kann. Tanja, schon im Voraus, ich werde nicht die Komplettlösung für ein Spiel schreiben, das solche Tricks auf Lager hat.
Der drastischste Unterschied zum ersten Deus Ex, sehen wir mal von den technischen Weiterentwicklungen ab, ist die immer wieder eingesetzte Third-Person-Ansicht. Das Spiel wechselt fließend in etwas, das einem aus Gears und ähnlichen Spielen bekannt vorkommt, Jensen bewegt sich ähnlich, er geht vergleichbar in Deckung. Es wirkt sehr "modern" - im Sinne von "moderner Konsolen-Shooter".
Die Ansicht weckt allerdings auch andere Assoziationen, nämlich mit Assassins Creed 2. Zwei Wachen unterhalten sich, beide mit dem Rücken zu euch. Zwei Klingen, die Jensen in seinen künstlichen Armen versteckt hat, blitzen auf und beide sinken mit Stahl im Nacken zusammen.
Diese Szenen fielen deutlich brutaler aus als es noch in den beiden Vorgängern der Fall war, aber die Entwickler sagen, dass sie das nicht zum puren Selbstzweck getan haben. Der Spieler soll die Gewalt sehen und sie soll nicht glorifiziert oder schön, sondern schonungslos gezeigt werden. Auch ist sie in dieser Welt nicht alltäglich. Wer einfach offen eine Waffe trägt, wird nicht auf Verständnis stoßen, Gesprächspartner und auch einfache Passanten werden sich anders verhalten.
Polizisten werden es nicht unbedingt tolerieren, solltet ihr einfach in einer wilden Rampage überall hineinstürmen. Entscheidet ihr euch aber trotzdem für ein direktes Vorgehen, gibt es einen ganzen Haufen an Cyberware, der euch das Überleben erleichtern wird. Den vielleicht coolsten Auftritt in der Demo hatte die Kombination aus einer Art Bungieseil, das euch vom Dach aus durch ein Oberlicht inmitten einer Gruppe von Wachen katapultiert, und einer sehr speziellen Waffe, die in den Rücken implementiert wurde.
Wie eine menschliche Claymore-Mine verteilt diese Schrapnells in alle Richtungen und schaltet einen Großteil der Gegner aus, bevor sie wirklich wussten, was eigentlich gerade passiert. Der folgende große Mech zeigte sich von solchen Tricks jedoch weniger beeindruckt und wurde auf herkömmliche Weise beseitigt: Von Deckung zu Deckung und immer draufhalten.
Ein neues Deus Ex kommt und jetzt, da klar ist, dass es wirklich ein Deus Ex sein wird, bleibt mir als Fan von Cyberpunk und den Originalen - ja, ein klein wenig auch des Zweiten - nur noch eine Option: Voller Hype-Modus. Ehrlich, ich sehe nicht, was hier noch großartig schiefgehen soll. Sicher, die Handlung ist nicht bekannt, aber das war eigentlich die geringste Sorge, die ich hatte. Eine schöne Verschwörung lässt sich immer basteln. Aber sonst stehen eine schon jetzt wirklich beeindruckende Technik und alle Aspekte des Gameplays. Von Kämpfen über Gespräche, von Waffen und Munitionstypen über Upgrades des Körpers und Geistes, vom Hacking über die Gestaltung einer faszinierenden und unglaublich ambitionierten Spielwelt bis hin zu einer Masse aus unterschiedlichen Wegen, die der Spieler gehen kann, sehe ich hier nichts, was fehllaufen würde.
Dass Eidos auch praktisch schon jeden Aspekt zumindest angerissen demonstrieren konnte und auch hierbei nur wenige Zweifel aufkamen, wenn überhaupt, lässt einen hoffen. Ich weiß nicht ganz genau worauf. Auf einen Nachfolger, der sein Original übertrumpft? Auf ein Spiel, über das wir in zehn oder mehr Jahren noch reden? Auf ein einfach richtig gutes Cyberpunk-Action-Adventure-RPG-Crossover? Sucht es euch aus, Deus Ex: Human Revolution hat das Potential, all dies zu werden. Und um die letzte Notbremse vor dem Hype-Kollaps zu ziehen: Potential allein hat noch keinen Hit gemacht. Also hoffe ich einfach, dass dieses Spiel seines zu nutzen versteht.
Deus Ex: Human Revolution soll Anfang 2011 erscheinen.