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The Banner Saga (PC)

Große Spiele, kleines Geld: ob Riesenpixel oder Riesenwelten, das sind die besten Indies, die sich wirklich lohnen!

Entwickler: Stoic Games

Publisher: Versus Evil

Erschienen am: 14. Januar 2014

Auch erhältlich für: Mac OS X, iOS, Android, PlayStation 4, PS Vita

The Banner Saga in einem Satz: Rundenbasiertes Taktikspiel mit schwerwiegenden Entscheidungen und Sechzigerjahre-Disney-Flair.

Worum geht es in so ungefähr: Ihr führt einen Trek an Menschen und gehörnten Riesen auf der Flucht vor einer uralten Bedrohung durch ein nordisch anmutendes Fantasy-Reich. Fast immer seht ihr eurer Karawane hoffnungsloser Überlebender unter einem blutroten Banner in der Seitenperspektive durch die malerische Landschaft ziehen. Während dessen verstreicht die Zeit und Vorräte werden verbraucht. Zufallsereignisse töten eure Gefolgschaft oder lassen sie anwachsen, euer Zug wird entsprechend länger oder kürzer, gibt ein hoffnungsvolleres oder traurigeres Bild ab. Zwischendurch kommt es zu Gesprächen mit anderen Anführern, manchmal müsst ihr Streitigkeiten unter euren Schutzbefohlenen schlichten und hier und da haben eure Entscheidungen drastische Folgen. Etwa wenn der Versuch, einen Wagen mit wichtigen Vorräten zu retten, der von einer Klippe zu stürzen droht, in dem Tod eines eurer Helden endet.

Der fehlt euch dann in den taktischen Rundengefechten gegen die beinahe steinernen Dredge, die euch mit felsenhafter Geduld nachstellen und das Land nach und nach entvölkern. Die Rundenkämpfe selbst spielen sich auf beinahe quadratischen Schlachtfeldern mit ebenso quadratischen Grundeinheiten ab. Viel Rollenspielballast gibt es unterdessen nicht, denn jeder Charakter rüstet nur einen Gegenstand aus, der seine Werte beeinflusst. Könnt ihr euren Trek in Sicherheit führen? Und welche Leben wird es kosten? Zwei weitere Episoden sind in der Mache, denn dieser erste Teil endet nach etwa 15 Stunden in einem Cliffhanger.

Was zeichnet das Spiel aus: Um das zu bestimmen, reicht ein einziger Blick auf die Bilder: Der zauberhafte Stil von Disney-Filmen der frühen Sechziger, aber auch Ralph Bakshi blitzt zeichnerisch hier und da auf. Es wirkt wie ein Zeichentrickfilm, der zum Leben erweckt wurde. Insbesondere führt Stoic Disney-Mann Eyvind Earle (Dornröschen) als wichtigen Einfluss an, dem auch ein wichtiger Charakter im Spiel gewidmet ist. Das zeigt sich vornehmlich an den fein verästelten Büschen und Bäumen und den romantisch geschwungenen Bergrücken. Jede Landschaftseinstellung wirkt wie ein kleines Kunstwerk, das man sich einrahmen möchte. Sicherlich einer der hübschesten Indie-Titel überhaupt. Beachtlich ist vor allem, wie sich Stoic Fantasy-Themen annimmt, ohne in Klischees zu verfallen. Elfen, Zwerge, Magier nach klassischem Tolkien-Schnittmuster gibt es hier nirgends. Dazu passt die melancholische orchestrale Untermalung mit Hörnern, Streichern, Chören und Lauten aus der Feder von Austin Wintory. Für seine Arbeit an Journey wurde der Komponist seinerzeit mit dem BAFTA ausgezeichnet, sogar eine Grammy-Nominierung brachte ihm der Soundtrack ein. Hier spielt er wieder groß auf und schafft eine Klangkulisse, die sich jeglichen Stereotypen entzieht.

Was ärgert einen vielleicht doch: "Ärgern" ist vielleicht ein zu starkes Wort. Aber im Vergleich zu anderen Taktik-Perlen ist das Regelwerk von The Banner Saga ein wenig statisch und nicht ganz so eingängig. Es ist nicht gerade intuitiv, dass der Schaden, den eine Einheit anrichten kann, eins zu eins an ihre Lebenskraft gebunden ist. Wo die besten Taktikspiele eure Optionen klar und schnell erkennbar machen, müsst ihr hier mit dem Kopfrechnen anfangen. Und hier und da ist es ein bisschen frustrieren, wenn euer bester Angreifer schon nach zwei Treffern kaum noch die Rüstung eurer Feinde ankratzt. Hier wird es bisweilen ein wenig zäh. Nie genug, dass man dem Spaß am Spiel verlieren würde. Aber es ist nicht das ausgefuchste Taktikregelwerk, wegen dem man bei der Stange bleibt, sondern diese Welt und ihre außergewöhnlich spannende Mythologie.

Diesen Leuten haben wir das Spiel zu verdanken: Stoic besteht in erster Linie aus Alex Thomas, Arnie Jorgensen und John Watson, drei ehemaligen BioWare-Entwicklern. Nachdem sie ihre Arbeiten an dem MMO Star Wars: The Old Republic fertiggestellt hatten, gründeten sie Stoic, um The Banner Saga zu entwickeln.

Der traurigste Moment in The Banner Saga: Es gibt einen Moment im Spiel, in dem man vor der Wahl steht, ein bestimmtes Opfer zu bringen. Selten hat man so lange mit einer einzigen Entscheidung gehadert wie hier. Mehr wird nicht verraten.

Eine Sache, die man nicht wissen muss: Candy-Crush-Saga-Entwickler King.com erhob kurz nach dem Release Einspruch gegen Stoics Gebrauch des Begriffes "Saga" im Titel, weil angeblich eine "Verwechslungsgefahr" mit ihren eigenen "Saga"-Titeln bestand. Die beiden Firmen erlangten schließlich Mitte 2014 Einigung, ohne dass Änderungen an den Markenzeichen vorgenommen werden mussten.

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