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Die größten Enttäuschungen dieser Generation - Benjamin

Von tollen Welten, schwachen Geschichten und unerklärlichem Verhalten.

Die größten Enttäuschungen dieser Generation - Benjamin

Für mich war die aktuelle Konsolengeneration die erste, die ich von Anfang bis Ende mitgemacht habe. Und das sind immerhin schon fast acht Jahre seit dem Verkaufsstart der Xbox 360. Acht Jahre, in denen so einiges passiert ist. Der berüchtigte Red Ring of Death bereitete Microsoft Kopfschmerzen, der Niedergang vieler Entwickler und Publisher ließ die Spieler trauern, tolle neue Spiele verzückten sie, andere sorgten für enttäuschte Gesichter - manchmal mehr, manchmal weniger. Was mich in dieser Generation so geärgert oder enttäuscht hat, lest ihr nachfolgend.

Bisherige Rückblicke

007s Lizenz zum Scheitern

Wie schwer kann es eigentlich sein, ein vernünftiges Bond-Spiel auf die Beine zu stellen? An Bekanntheit mangelt es der Marke sicher nicht und auch für gute Action oder einen guten Mix aus Stealth und Action sind die Voraussetzungen doch eigentlich Ideal. Und dennoch bekommen wir keine wirklich richtig guten Bond-Spiele.

Schon das Cover wirkt schludrig.

In dieser Generation fing es mit dem Spiel zu Quantum of Solace an. Zugegeben, das war durchaus solide, aber alles in allem doch ein überwiegend typisches Lizenzspiel, dem man sein vermutlich schmales Budget doch anmerkte.

Besser lief es da schon für die Neuauflage von GoldenEye 007, allen voran auf der Xbox 360 und PS3. Eurocom lieferte gute Arbeit mit dem Remake ab, auch wenn man hier und da einige doch eher Bond-untypische Momente mit an Bord hatte. Am besten gefiel mir da noch Bizarre Creations' 007: Blood Stone, das eine eigenständige Geschichte erzählte und Third-Person-Kämpfe mit Fahrzeugsequenzen vermischte - und die waren dank der PGR-Erfahrung des Studios auch ganz ordentlich zu steuern. Leider blieb dem Spiel der große Erfolg verwehrt und auch das mehr oder weniger offene Ende wird wohl nie aufgelöst.

Den traurigen Tiefpunkt markierte schließlich 007 Legends. Eigentlich als eine Art Best of zum 50. Geburtstag von 007 geplant, enttäuschte der Titel doch auf ganzer Linie und besiegelte das vorzeitige Aus für die Bond-Reihe bei Activision, denn mittlerweile verfügt der Publisher allem Anschein nach nicht mehr über die Lizenz.

Gebt Bond doch endlich ein würdiges Spiel, ein fähiges Entwicklerstudio und ein angemessenes Budget. Genau das verdient er! Wenn man sich den Erfolg des letzten Bond-Films Skyfall anschaut, gäbe es wohl derzeit kaum einen besseren Zeitpunkt für eine Rückkehr. Aber bitte nicht in Form eines Standard-Lizenzspiels. Lasst euch lieber ein eigenständiges Abenteuer wie bei Blood Stone einfallen.

Battlefield 1943

Ich habe mich wie ein Wahnsinniger auf Battlefield 1943 gefreut. Das HD-Remake (oder Nachfolger, wie auch immer ihr es nennen wollt) von Battlefield 1942 für die Xbox 360 und PS3 nahm zwar ein paar kleinere Änderungen vor am Gameplay vor, im Kern fühlte sich aber nach wie vor so gut an wie das Original -noch immer mein Lieblingsteil der Battlefield-Reihe.

Insofern bin ich auch weniger vom Spielerischen an sich enttäuscht, sondern vielmehr vom quasi nicht vorhandenen Support durch DICE. Neben den ursprünglichen vier Karten gab es keinen weiteren Map-Nachschub und auch die geplante PC-Version wurde nach langem Hin und Her eingestellt. „Fire and forget" scheint hier leider das Motto gewesen zu sein, obwohl das Spiel offenbar durchaus Erfolg hatte. Schade eigentlich, denn vom Szenario her sprechen mich BF1942 und BF1943 nach wie vor wesentlich mehr an als all die anderen Battlefields, die danach kamen.

"Insofern bin ich auch weniger vom Spielerischen an sich enttäuscht, sondern vielmehr vom quasi nicht vorhandenen Support durch DICE."

Fallout: New Vegas

Ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht warum, aber Obsidians Fallout: New Vegas hat mich bis zum Ende nie wirklich gepackt. Fallout 3 habe ich mitsamt seiner DLCs regelrecht verschlungen, bei New Vegas hatte ich nach dem Durchspielen nicht mal mehr Lust auf die Zusatzpakete. Aber woran lag es nun wirklich?

Nun, einerseits fand ich die ganze Spielumgebung deutlich uninteressanter als noch in Fallout 3, mir fehlte einfach das gewisse Etwas. Die ganze Gegend rund um Las Vegas war für mich wenig beeindruckend. Auch in puncto Story ließ mich das Spiel weitestgehend kalt, ich konnte mich nie so wirklich mit all dem identifizieren oder anfreunden, mitunter war ich fast schon gelangweilt von den Dingen, die ich da tat.

Hinzu kamen diverse Bugs und - zumindest auf der Xbox 360 - immer wieder nervige Freezes. Fallout 3 war ganz sicher nicht fehlerfrei, doch New Vegas mutete mir diesbezüglich weit mehr zu als der Vorgänger, weswegen es mir vor allem auch aus diesem Grund eher negativ und als Enttäuschung in Erinnerung bleibt. Nichtsdestotrotz hoffe ich aber auf einen neuen Teil, der dann für mich mit etwas Glück wieder interessanter wird.

Far Cry 2

Es gibt selten Spiele, die mich schon von Beginn an so richtig nerven, und nur wenige Teile etablierter Serien, die ich am liebsten ignorieren würde. Far Cry 2 ist eines davon. Bis heute frage ich mich, wie man die immer wieder innerhalb von Minuten respawnenden Gegner an Straßenkreuzungen während der Entwicklung so durchwinken konnte. Einfach. Nur. Nervig. Nach kurzer Zeit hatte ich dann auch keine große Lust mehr, mich ständig mit ihnen herumzuschlagen und ließ das Spiel einfach links liegen. Angefasst habe ich es bis heute nicht mehr und eine neue Chance werde ich ihm wohl auch nicht mehr geben - da greife ich lieber zum noch ungespielten Far Cry 3.

"Bis heute frage ich mich, wie man die immer wieder innerhalb von Minuten respawnenden Gegner an Straßenkreuzungen während der Entwicklung so durchwinken konnte. Einfach. Nur. Nervig."

LucasArts' Niedergang

Es war ein trauriger Tag, als die interne Entwicklung bei LucasArts nach der Disney-Übernahme endete. Natürlich war das heutige LucasArts nicht mehr das grandiose LucasArts von früher, das uns zahlreiche Klassiker der Spielegeschichte beschert hat, aber dennoch verbindet man mit dem Namen eine große Tradition.

Eine große Tradition, der man mehr oder weniger zum und nach dem Start der aktuellen Konsolengeneration nicht mehr gerecht werden konnte. Und das, nachdem man in den Jahren zuvor noch tolle Spiele wie Battlefront, Knights of the Old Republic, Republic Commando oder Empire at War auf den Markt brachte. Womit ich nicht sagen will, dass alles, was danach kam, schlecht war: Das erste The Force Unleashed, die Special Editions von Monkey Island 1 und 2, LEGO Indy 2 und LEGO Star Wars 3 oder sogar Fracture, mit allen hatte meinen Spaß.

Aber es fehlte irgendwo der große Knaller im Stile eines KotOR. The Force Unleashed entwickelte sich mit dem zweiten Teil zum Schlechteren, wohl auch aufgrund der vielen Management-Veränderungen bei LucasArts war man unfähig, ein Battlefront 3 auf die Beine zu stellen, das viele Fans immer und immer wieder forderten. Und wenn man es nicht schafft, eines der erfolgreichsten Star-Wars-Spiele fortzusetzen, sagt das auch schon einiges aus. Von Star Wars 1313 oder First Assault will ich da gar nicht erst anfangen. Man kann nur hoffen, dass EA ein besseres Gespür dafür hat, welche Star-Wars-Spiele die Fans gerne sehen würden. Die Ankündigung eines neuen Battlefront macht aber schon mal Hoffnung.

"Und wenn man es nicht schafft, eines der erfolgreichsten Star-Wars-Spiele fortzusetzen, sagt das auch schon einiges aus."

Statt Battlefront 3 gab es Kinect Star Wars.

Skyrim

Kann man ein Spiel, in das man über 100 Stunden investiert hat, als Enttäuschung sehen? Ja, ich kann es zumindest. So sehr ich die Welt von Skyrim auch nach wie vor liebe - ich könnte mir Nachts minutenlang die Polarlichter anschauen -, so sehr bin ich doch von anderen Aspekten enttäuscht. Allen voran beim Kampfsystem hätte ich mir eine simple Ausweichfunktion gewünscht, dahin gehend fühlt sich das alles für mich ein wenig veraltet an.

Aber auch in puncto Story und Inszenierung war das Spiel für mich eher schwach. Ich mag es beispielsweise, meinen Spielcharakter in Rollenspielen regelmäßig in Zwischensequenzen oder Dialogen zu sehen und zu hören. Mass Effect, Dragon Age 2 oder The Witcher 2 haben mich in der Hinsicht verwöhnt, aber die Gespräche in Skyrim - und das gilt gleichermaßen für die beiden jüngsten Fallout-Teile - empfinde ich einfach nur als trocken und öde, regelrecht langweilig, wenn nicht einmal der Gesprächspartner großartig gestikuliert oder Emotionen zeigt.

Was mir auch noch recht gut in Erinnerung geblieben ist, ist der Sturm auf die Hauptstadt Einsamkeit, sofern man sich den Rebellen angeschlossen hat. Ein Sturmangriff, der mit schätzungsweise zehn oder zwölf KI-Kameraden beginnt, die vor den Toren der Stadt stehen. Und von irgendwelchen Verteidigern war da noch weit und breit keine Spur. Ich musste lachen, konnte das Ganze in der Situation nicht mehr ernst nehmen. Vielleicht klappt's ja in der Next Gen.

Die Star-Trek-Ebbe

Noch so ein Franchise, von dem ich als Fan wieder gerne mehr sehen würde. Die Star-Trek-Spiele hatten ihre goldene Ära so ca. von 1992 bis 2003. Selbstverständlich gab es immer mal wieder eher Lizenzschrott, aber gerade an die frühen Adventures wie Judgment Rites, A Final Unity oder an Titel wie Armada, Elite Force, Birth of the Federation, Bridge Commander oder Starfleet Command erinnere ich mich noch heute sehr gerne zurück.

Seitdem hält mehr oder weniger Cryptics Star Trek Online die Franchise-Flagge hoch, auch wenn ich sagen muss, dass sich bei mir langsam aber sicher eine gewisse MMO-Müdigkeit einstellt. Und ein STO ist eben kein alleiniger Ersatz für die zuvor genannten Titel. Mit Bethesdas Star Trek: Legacy hatte ich durchaus meinen Spaß, auch Digital Extremes' jüngster Star-Trek-Titel war zumindest ordentlich umgesetzt. Nichtsdestotrotz ist es enttäuschend, dass Star Trek über die Jahre hinweg so sehr von der Bildfläche verschwand - am Fernseher wie auch im Spielesektor.

Für ein neues Elite Force oder auch ein Birth of the Federation, das sich ähnlich wie ein Civilization Revolution sicher auch irgendwie auf die Konsolen bringen ließe, würde ich jedenfalls so einiges andere liegen lassen.

"Für ein neues Elite Force oder auch ein Birth of the Federation würde ich jedenfalls so einiges andere liegen lassen."

Wing Commander Arena und das Fehlen von Weltaum-Actionspielen

Was tun, wenn man eine erfolgreiche alte Marke im Keller findet? Richtig, man bastelt mal eben schnell ein Arcade-Spiel zusammen. Mit den früheren Wing-Commander-Teilen hatte Arena wenig zu tun, es war eine Multiplayer-Arcade-Ballerei aus der Vogelperspektive. Argh! Gibt es wirklich keine Liebe für gute Weltraum-Actionspiele mehr? Colony Wars? Rogue Squadron? Wing Commander? Selbst wenn EA nur ein Wing Commander 1 in HD veröffentlicht hätte, wäre ich damit schon zufrieden gewesen. Und das Geld wäre definitiv besser investiert gewesen als in Wing Commander Arena.

Zumindest scheint Wing-Commander-Vater Chris Roberts selbst gerade mit Star Citizen, für das er via Crowdfunding schon gewaltige 26 Millionen Dollar (!) gesammelt hat, zu beweisen, dass das Interesse an diesem Genre nach wie vor vorhanden ist. So enttäuschend die aktuelle Generation diesbezüglich war, so sehr wünsche ich mir eine Rückkehr zu diesem Genre mit den Next-Gen-Konsolen. Alleine schon, wenn ich mir Star Citizen anschaue, bekomme ich große Lust darauf, mal wieder ein paar Runden im X-Wing oder der Hornet zu drehen. Man stelle sich nur mal ein Rogue Squadron, das damals ja schon recht ansehnlich war, mit der heutigen Grafikpower vor ...

Vergiftete Atmosphäre

Ich weiß nicht, ob früher wirklich alles besser war oder ob das nur nostalgische Erinnerungen meinerseits sind, aber früher - vor über zehn Jahren - erschienen mir viele Communities, Newskommentare und Foren nicht so sehr unter einer vergifteten Atmosphäre zu leiden, wie das heute vielerorts der Fall ist - und das bezieht sich noch nicht mal nur auf Spiele, man findet es vielmehr überall. Es fällt mir immer schwerer, mit manchen Leuten vernünftig über Dinge zu diskutieren, wenn auf Beleidigungen, Polemik und dergleichen zurückgegriffen wird. Inmitten des ganzen Fanboy-Gelabers, offensichtlicher und weniger offensichtlicher Trolle oder Leuten, die einfach nur einen Streit entfachen wollen, macht das keinen großen Spaß mehr. Nichts gegen gut geführte Diskussionen, nur heute schießen viele Leute einfach deutlich über das Ziel hinaus.

Sicher, ich habe mich auch schon über bestimmte Spielelemente geärgert, aber damit finde ich mich dann entweder ab oder versuche meine Kritik entsprechend vernünftig zu vermitteln. Doch bei Morddrohungen gegen Entwickler wegen Balancing-Änderungen in einem Call of Duty (es gibt noch viele ähnliche Beispiele) oder üblen Beschimpfungen, weil jemand es gewagt hat, GTA 5 nur eine 9/10 zu geben, hört dann doch der Spaß auf. Wo ist nur der gegenseitige Respekt geblieben?

Man muss sich nicht wundern, wenn sich Entwickler bei der Kommunikation mit ihren Fans zurückhalten, wenn sie ständig attackiert werden. Noch mal: Ich will niemandem eine Kritik verwehren, aber anscheinend haben es viele verlernt, sich sachlich zu äußern, und greifen lieber auf Beleidigungen und ähnliches zurück. Nur sollte man sich dann nicht wundern, wenn man ignoriert wird. Und auf Dauer wird das nicht gut sein. Meiner Meinung nach leiden langfristig gesehen die gesamte Branche und die gesamte Community darunter und ich wünschte, man würde wieder etwas mehr Vernunft annehmen. Am Ende können eigentlich nur alle davon profitieren.