Digital Foundry - Technik-Vergleich: Destiny (PS4/Xbox One)
Auf PS4 und Xbox One identisch oder steckt der Teufel doch im Detail?
Schafft es Destiny wirklich, auf Xbox One und PlayStation 4 identisch auszusehen? Aufgrund des besseren, schärferen 1080p-Outputs ohne sichtbare Framerate-Einbrüche ließen unsere ersten Impressionen zur Xbox-One-Performance von Destiny vermuten, dass die Xbox-One-Version wunderbar mit ihrem PS4-Gegenstück mithalten kann. Wir wollten aber noch tiefer schürfen und brauchten mehr Spielzeit, um zwei wichtige Fragen zu klären: Entsprechen die Grafik-Einstellungen auf der Xbox One tatsächlich denen auf der Sony-Hardware? Und, was nicht weniger wichtig ist, können die Konsolen auch in späteren, womöglich anspruchsvolleren Abschnitten die 30 FPS halten?
Das Spiel soll die ganze Generation überdauern und auch noch die letzte bedienen. Bungie ist daher recht stolz darauf, eine anpassungsfähige Multi-Threaded-Engine erschaffen zu haben. Was das betrifft, kann man einen vollen Erfolg verbuchen: Sowohl Xbox One als auch PS4 liefern eine praktisch identische Grafik in den vielen Stages des Spiels, von den ersten Schritten rund um den Kosmodrom im alten Russland bis hin zur Umkreisung eines lunaren Kraters auf einem Sparrow. Das Ausmaß von Destinys Schauplätzen ist eine echte Leistung - und man muss Bungie zugute halten, dass keine Konsole hier den Kürzeren zieht.
Die dynamische Tageszeit hat zur Folge, dass wir uns zu Vergleichszwecken Ausschnitte mit identischer Beleuchtung genau herauspicken müssen - das Resultat seht ihr unten in unserem Vergleichsvideo. Abseits einiger seltsamer und leichter Abweichungen bei der Platzierung der Schatten zeigt ein Überblick über die verwüstete Erde von Destiny, dass jede Version die gleiche Qualität bei den Umgebungsdetails bietet. Pop-Ins sind ein Faktor, wenn man über die Oberfläche reist - selbst in gemächlichem Tempo -, was ihr vor allem anhand der Shadow Maps auf Wänden und bei Pflanzen bemerkt. Es ist aber auch eindeutig, dass sowohl PS4 als auch Xbox One diese Details ab der exakt gleichen Distanz rendern.
Es ist auch ein Vorzeigeprojekt für Effekte, obwohl es Einschränkungen gibt. Alpha-Effekte für Luftschiff-Triebwerke und das Waffenfeuer werden auf jeder Plattform in der vollen Auflösung gerendert. Aber wie in der Beta stechen die nicht vorhandenen Reflexionen von Projektil-Effekten - etwa Laserschüsse - bei den Schusswechseln in dunstigen Sumpfgebieten hervor. Die Umgebung sowie die Beleuchtung und Charaktere (abgesehen von bezwungenen feindlichen Ragdolls) werden jedoch in den vollen 30 FPS gespiegelt.
All das sorgt dafür, dass sich Destinys Welt konsistent anfühlt und trotz gewisser Zugeständnisse zahlt es sich aus. Eine frustrierende Sache bei Bungies Always-online-Setup ist jedoch die Geduld, die man für den Start eines neuen Levels aufbringen muss. Wir haben die Zeit gemessen und konnten eine 58-sekündige Wartezeit bis zum Erreichen des Turm-Hubs auf der Xbox One feststellen, auf der PS4 dauerte es eine Minute und eine Sekunde.
Für den zweiten Test laden wir die Kampagnenmission 'The Warmind', was im Großen und Ganzen schneller vonstatten geht. Hier setzt uns die Xbox One nach 37 Sekunden in den Steppen ab, während die PS4 sie mit 36 Sekunden knapp schlägt. Hier bleiben zwar einige Variablen unberücksichtigt (wie zum Beispiel die zweifellos hohe Server-Belastung am Destiny-Startwochenende), ein bezeichnender Vorteil in Sachen Ladegeschwindigkeit ist jedoch nicht zu verzeichnen. Auf beiden Geräten sollte man gleichermaßen Geduld mitbringen.
Aufseiten Sonys hat sich an der gelungenen Optik seit der Beta nichts geändert. Außerdem ist die Präsentation identisch zum aktuellen Xbox-One-Build. Beide laufen in 1080p mit FXAA. Letzten Endes müssen wir uns auf der Suche nach Unterschieden der Performance-Analyse widmen. Und auch hier hat die Xbox One bereits bewiesen, dass es Destiny mit den angepeilten 30 FPS samt V-Sync überzeugend im Griff hat.
Dieselbe Geschichte auf der PS4, wo uns nur ein Gefälle begegnete - ein Stottern in der Gegend des Steppen-Ödlandes während einer Fahrt auf einem Sparrow. Diesen Streaming-Schluckauf hat auch die Xbox-One-Version, zielgenau dort, wo man in ein neues Gebiet einbiegt. Es ist eine seltene Markierung auf beiden Plattformen, ansonsten hält sich Sonys Hardware in der Kampagne an die nahezu perfekte 30-FPS-Grenze.
Die Xbox-One-Version leidet unter ähnlichen Frame-Pacing-Problemen, denen man schon in der Beta begegnete. Microsofts Hardware liegt durchschnittlich bei 30 Bildern pro Sekunde, doch die Ordnung der Frames ist uneinheitlich, was einige Abschnitte weniger geschmeidig wirken lässt. Die „The Dark Beyond“-Mission zum Beispiel lässt einzelne Frames fallen und fügt sie wieder hinzu, während Gegner aus einem Tempel strömen, was ein bibberndes Gefühl erzeugt, während die PS4 durchgängig 33ms Renderzeit pro Frame erreicht.
In ein und derselben Mission und an derselben Stelle hat die PS4-Version keine Probleme. Dasselbe Szenario bei Multiplayer-Sitzungen: Die Xbox One ist klar dazu fähig, in 30 FPS zu rendern, aber mit einem anderen Setup als die PS4, was in gelegentlichen Runden mit ungleichmäßigen Frames gipfelt. Es ist ein kleiner Makel, betrachtet man, wie nah sie an der PS4-Version in jedem anderen Punkt dran ist, aber dennoch seltsam. Am meisten fällt das in der Rusted-Land-Stage auf, wo der Grund für die Framerate-Schwankung noch nicht ganz klar ist. Trotz der Auflösungsanhebung auf der Xbox One ist es schwer, die GPU dafür zu beschuldigen, wenn man bedenkt, dass der Durchschnitt immer noch bei 30 FPS liegt.
Alternative Analyse:
Von daher handelt es sich hier um keinen Dealbreaker für Xbox-One-Besitzer, sondern mehr um eine kleine Beeinträchtigung, von der wir dachten, sie sei während der Beta-Phase gefixt worden. Wie wir das Ganze sehen, ist der auffälligste Vorteil der PS4 kein technischer - sondern der Content. Die PS3- und PS4-Versionen haben exklusiv eine Menge Extras - und die wichtigsten davon betreffen die Maps.
Im Crucible-Modus wurde ein mittelgroßer Exodus-Blue-Level der Multiplayer-Map-Rotation hinzugefügt. In Sachen Design ähnelt es der Rusted-Lands-Stage, mit Nahkampfaction aufgrund einer enggestrickten Verteilung von Fahrzeugen und Lagerhallen. Hinzu kommt ein Koop-Strike für die reguläre Kampagne. Er findet auf dem Mars statt, ist entworfen für Level 15 und und enthält darüber hinaus ein zermürbendes Gefecht, das uns über 20 Minuten beschäftigte, bis wir es abschließen konnten.
Drei exklusive Raumschiffe fanden ebenfalls den Weg auf Sonys Plattform, dazu erhält jede Klasse eine spezielle Rüstung, die Vorteile bei bestimmten Gegnern bietet. Dazu kommen zwei Extrawaffen: das aus der Hüfte zu feuernde Monte Carlo Sturmgewehr und die Hawkmoon Pistole mit der Option für ein Schadensupgrade. Um es kurz zu machen: Die PS4-Version hat eher marginale technische Vorteile gegenüber der Xbox-One-Version, aber die Leute könnten sich eher für diese Zusatzinhalte interessieren.
Destiny - Das Digital-Foundry-Fazit
Bungie wollte technische Gleichheit zwischen Sonys und Microsofts Plattformen erreichen und zu einem guten Teil gelingt ihnen das auch. Rein visuell betrachtet sieht man auf beiden Seiten das gleiche Bild, das sich nur minimal während des Tag-Nacht-Rhythmus auseinanderhalten lässt und kleine Verschiebungen beim Schattenwurf im Vergleich zeigt. Aber bis hin zu den Dünen des Mars werden sowohl PS4- als auch Xbox-One-Spieler mit der gleichen Reise durch das Sonnensystem versorgt, mit allen LOD-Parametern, Texturen und Effekten, die dazugehören.
Das Frame-Pacing-Problem der Xbox One ist eine kleine Lästigkeit, aber sicher nichts, was dem Spiel übertrieben schadet. Beide Plattformen halten locker die 30 Frames, nur die an manchen Punkten auf der Xbox One ungleichmäßige Frameverteilung sorgt selten einmal für ein paar Stotterer. Wer auf der PS4 die Beta gespielt hat, kennt das Problem, nur dass Bungie es mit einem Patch zwischendurch ausmerzte. Nun gibt es auf der PS4 einen tadellosen 30-FPS Durchgang, bei dem jeder Frame genau dort gerendert wird, wo er hingehört.
Im Endvergleich liegt man überraschend nah beieinander. Sieht man aber von der Technik ab, gibt es noch die inhaltlichen Unterschiede zu berücksichtigen. Die PS4 reicht eine Handvoll netter Extras dazu, von klassenspezifischen Rüstungen und Waffen bis hin zu komplett neuen Leveln wie der Multiplayer-Karte Exodus Blue und der Koop-Mission Dust Palace. Mit dem zusätzlichen und sehr funktionalen Remote-Play-Modus der Vita hat die PS4 in Sachen luxuriöser Kleinextras sicher die Nase vorn. Für die, die den Luxus beider Konsolen genießen, liegt der Vorteil auf Seiten Sonys, aber auch nur um Haaresbreite. Die Spielerfahrung an sich steht auf der Xbox One in keiner Weise nach.