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Technik-Vergleich: Crysis 2

Cryteks Konsolenkrieg auf dem Prüfstand

Zunächst das Lighting. Eine der zentralen Verbesserungen der CryEngine 3 gegenüber der Technik, mit der das erste Crysis realisiert wurde, ist die Implementierung von globaler Echtzeit-Beleuchtung. Die Level-Designer können die Art der Beleuchtung in jedem Level augenblicklich verändern, anstatt auf zeitintensive Offline-Berechnungen zurückgreifen zu müssen, die für Licht und Schatten sorgen. Zusätzlich haben die Designer auch die Kontrolle über die Farbgebung, wodurch sie jede Szene farblich individuell abstufen können – ganz so, wie Filmmaterial in der Post-Production noch bearbeitet wird.

Die Unterschiede beim Licht sind gering, werfen aber gelegentlich einige merkwürdige Effekte auf.

Im großen und Ganzen ist die Optik des Spiels auf Xbox 360 und PS3 ziemlich gleichwertig. Allerdings gibt es einige vereinzelte Situationen auf der PS3, in denen das Lighting verbugged oder fehlerhaft zu sein scheint, wie die Bilder oben zeigen.

Die Implementierung von Schatten unterscheidet sich ebenfalls auf interessante, wenn auch nicht allzu schwer wiegende Weise. So scheint es etwa ein Problem mit den Schatten zu geben, die gelegentlich hinter den Texturen verschwinden, auf denen sie eigentlich liegen sollten (das gab es bereits in der Xbox-360-Version von Final Fantasy XIII). Aus der Nähe kommen die Schatten auf der Xbox 360 aber etwas blockiger und unansehnlicher daher.

Schatten haben offenbar stellenweise kleinere Probleme auf der PlayStation 3 (schaut euch im oberen Bild das Gebäude links an), von Nahem sind die Xbox-360-Schatten aber vergleichsweise kantig (Bild links unten).

Das Thema der Performance der Konsolenversionen von Crysis 2 dürfte für den größten Gesprächsstoff sorgen, gerade, wenn man sich an die Behauptungen von Cryteks Cevat Yerli erinnert, dass "nichts unter" 30 Bilder pro Sekunde laufe. Alle vergangenen Technik-Demonstrationen der CryEngine 3 hatten eine durchwachsene Performance, wenn Echtzeit-Material von 360 oder PS3 zu sehen war. Und wenn man dann noch bedenkt, dass nur sehr, sehr wenige Spiele tatsächlich 30 FPS zu halten vermögen, scheint der Gedanke, ein technologisch so fortschrittliches Spiel wie Crysis 2 werde dies bewerkstelligen, etwas weit hergeholt. Noch dazu auf beiden Konsolen.

Der Fairness halber: Unsere Analyse der Xbox-360-Mehrspieler-Demo suggerierte, Yerlis Behauptung sei ziemlich nah an der Wahrheit. Leider ergaben Stichproben aus dem Einzelspieler-Material, das Crytek vor einigen Wochen veröffentlichte, dass beide Versionen einige deutlich bemerkbare Probleme damit hatten, die Bildrate zu halten.

Analysieren wir also die Engine. Glücklicherweise sind die meisten Filmsequenzen von Crysis 2 in der Spielengine realisiert worden (und passend dazu: Die FMV-Sequenzen haben auf beiden Geräten mit die schlechteste Video-Qualität seit langem). Dadurch können wir die Spiele in beinahe komplett identischen Kopf-an-Kopf-Videos gegenüberstellen. Glück auch, dass viele der Sequenzen in Gameplay-Umgebungen stattfinden.

Zusätzlich zur höheren Auflösung scheint die Xbox-360-Version das PS3-Gegenstück auch in Sachen Performance zu schlagen.

Crysis 2 läuft auf beiden Plattformen mit V-Sync und scheinbar ohne Bildraten-Cap. Das Spiel übertrifft die von Yerli angepeilten 30 Bilder aber nur selten und wenn, dann nicht in einem beständigen Maße. Interessanterweise ist in der Xbox-360-Version auch hin und wieder Tearing am oberen Bildrand zu sehen. Ähnlich wie in Dragon Age: Origins oder Halo: Reach ist es während des Spielens aber beinahe unsichtbar.

Die Performance variiert durchgängig, in den meisten Szenen hat aber die Microsoft-Konsole die Nase vorn. Auch wenn die Bildraten-Analyse die Behauptung von durchgängigen mindestens 30 Bildern pro Sekunde schlüssig widerlegt, weicht die Performance nicht besonders stark von der vieler anderer Konsolenspiele mit V-Sync ab. Und hier genießen wir zudem die superbe Grafik-Qualität der CryEngine 3.

Die bessere Performance und Auflösung sprechen zwar für die Xbox 360, in der Hitze des eigentlichen Gameplays scheinen sich die Unterschiede aber in Luft aufzulösen. Die Bildrate variiert in bestimmten Stages recht drastisch und zwar bis zu dem Punkt, an dem sich Crysis 2 beinahe unspielbar anfühlt. Zum Glück machen diese Stellen nicht den Großteil des Spielerlebnisses aus. Im Gegenteil . Trotzdem werfen sie Fragen bezüglich der Stabilität der Engine auf – oder der Cryteks eigener Optimierungs-Prozeduren.

Die Performance variiert im Spiel stark und besonders in den Kämpfen scheint sich der Bildraten-Vorteil der 360, den frühere Tests aufwarfen, in Luft aufzulösen.

Obwohl die Engine-Analyse auf Basis identischer Szenen auf einen Vorteil der Xbox-360-Version von Crysis 2 hindeutet, schwankt die Performance doch sehr stark. Und die kleineren Schwankungen machen stellenweise sogar deutlich bemerkbareren Diskrepanzen Platz, je nachdem wie sehr die Action gerade tobt. Unser Schluss ist, wenn die Bildrate in den betroffenen Bereichen stark einbricht, ist es tatsächlich die PS3-Ausgabe von Crysis 2, die sich besser schlägt.

Weitere Behauptungen von Seiten Cryteks bezüglich der Performance betreffen die "magische" 3D-Technologie, die das Spiel mit nur geringen Einbußen bei der Bildrate stereoskopietauglich machen soll. Präsentationen des Entwicklers legen nahe, dass hier der Prozess der Reprojektion genutzt wird, um aus einem 2D-Bild mithilfe der Tiefeninformationen aus dem Depth Buffer ein Bild für das andere Auge zu extrapolieren.