Digital Foundry vs. 3DS
Technik- und Demo-Analyse
Nachdem wir die Demos hinter uns gebracht haben, wollen wir noch einmal einen Blick auf die anderen kleinen Spielereien des 3DS werfen. Die Hardware bietet insgesamt drei Kameras. Eine direkt über dem 3D-Screen, die anderen beiden auf der Außenseite des Deckels. Warum zweite Kameras? Willkommen in der Welt der Stereo-3D-Fotografie.
Wir hätten nicht erwartet, dass Nintendo etwas Vergleichbares bietet und sind sehr angetan. Ein einfaches Werkzeug erlaubt euch, ein Motiv ins Visier zu nehmen (natürlich mit einem 3D-Sucher) und zu knipsen, sodass ihr dann die Bilder jederzeit auf dem 3D-Bildschirm ansehen könnt, per Steuerkreuz justiert ihr die Parallax-Ebenen. Es funktioniert, es beeindruckt und regt zur Diskussion an.
Was man mit diesen Bildern nun machen kann – außer sie auf dem 3DS-Bildschirm zu betrachten – wird sich noch zeigen. Aber man fragt sich schon, welche Pläne Nintendo hier noch hat. Die anderen Demos und Spiele machten von diesem Feature keinen Gebrauch und Nintendo baut seine Hardware unter strengsten Gesichtspunkten. In Nintendos Plänen gibt es keinen Platz für überflüssige Technik-Spielereien.
Man kann nur raten, welche Pläne Nintendo hier noch austüftelt, um die 3D-Kamera wirklich auszureizen, aber bereits jetzt kann ich mit Bestimmtheit sagen, dass ich sehr froh bin, dass Nintendo dieses Feature bietet.
Andere Elemente des 3DS bleiben mysteriös. Auf der Pressekonferenz bestätigte Nintendo, dass der 3DS einen Bewegungssensor und ein Gyroskop enthalten würde. Das ist bemerkenswert, bietet der stereoskopische Bildschirm des 3DS doch nur eingeschränkte Betrachtungswinkel und starke Bewegungen der Hardware, wie man sie bei einem Spiel mit Bewegungssteuerung erwarten würde, machen den 3D-Effekt schnell zunichte.
Man muss hier allerdings klarstellen, dass die ideale Betrachtungsposition für den 3D-Effekt größer ist als man zunächst meinen möchte. Gelegentlich kommt es einmal zu leichten Verschiebungen – ein Bild, das für ein Auge bestimmt ist, wird vom anderen Auge wahrgenommen, aber größtenteils ist der Effekt kristallklar und man wird kaum Probleme haben, die 3D-Darstellung in ihrer vollen Pracht zu genießen.
Trotzdem dürfte jedes Spiel, das die Bewegungssensoren und das Gyroskop nutzt, höchstwahrscheinlich inkompatibel mit dem 3D-Bildschirm sein. Daher die Frage – warum wurde diese Hardware implementiert und ist es wirklich möglich, dass Nintendo Nicht-3D-Titel für den 3DS zulässt, um die Sensoren wirklich auszureizen? Würde das die Käufer nicht eventuell auch sehr irritieren?
Ebenfalls eine große Überraschung des 3DS ist die Unterstützung von 3D-Filmen. Ich konnte zwei 3D-Trailer sehen: Disneys Rapunzel-Verfilmung Tangled und Dreamworks’ Drachenzähmen leicht gemacht. Wie im Hands-On-Artikel bereits beschrieben, ist der 3D-Effekt hier eher subtil. Dafür gibt es zwei mögliche Gründe. Zum einen müssen sich diese Trailer mit Videospielen vergleichen lassen, die von Grund auf für die 3DS-Darstellung geschaffen wurden und das volle Potenzial der neuen Technik ausnutzen. Zum anderen wurden diese Filme für abartig große Kinoleinwände geschaffen, nicht für einen kleinen Handheld-Screen.
Nach meinen ersten 3DS-Eindrücken war ich etwas skeptisch, wie diese Filme auf dem kleinen Bildschirm nun aussehen würden. Die Spiele wirken wie durch eine Linse gesehen und haben recht deutlich sichtbare Pixelkanten, trotz der scheinbar hohen Bildschirmauflösung. Meine Befürchtung war, dass die Filme ähnliche Kanten aufweisen könnten.
Zum Glück erwies sich diese Befürchtung als unbegründet. Die Filmdarstellung funktioniert auf dem DS-Screen wunderbar und während der 3D-Effekt eher zurückhaltend ist, dauert es nicht lang, bis man sich daran gewöhnt hat und ein Ausschalten des 3D-Effektes mindert eindeutig die Bildqualität. Der einzige Kritikpunkt, der bleibt, ist der relativ kleine Bildschirm – das Kino wird der 3DS nicht so schnell ersetzen.
Bei Filmen funktioniert die stufenlose 3D-Einstellung übrigens nicht – hier besteht die Wahl lediglich aus 2D oder 3D-Darstellung. Das bestätigt die Annahme, dass der 3D-Slider die beiden Ingame-Kameras softwaremäßig beeinflusst und dass der 2D-Modus einfach dadurch erreicht wird, dass sich der Output für ein Auge ausschaltet wird und die Kameras sich dementsprechend justieren.
Bestehen nun in Anbetracht der Tatsache, dass wir über einen recht lange Zeitraum relativ ungestörten Zugriff auf die Hardware hatten, noch Fragen oder gibt es Themen, die nicht angesprochen wurden? Eigentlich nicht wirklich. Außer vielleicht der finalen Bestätigung, dass der 3DS in der Entwicklergemeinde tatsächlich unter dem Codenamen Nintendo CTR geführt wurde. Zumindest wenn man dem Debug-Launcher-Menü, das wir bei den Entwicklergeräten sahen, glauben schenken darf.
Abschließend ist es nur fair zu betonen, dass Nintendo bei Digital Foundry oft auf wenig Anklang stößt und tatsächlich ist das ein Thema, über das man sich Gedanken machen sollte. Welche andere Anbieter legt zum Beispiel so großen Wert auf Spiele, die in stabilen 60 FPS laufen? Mit dem Nintendo 3DS könnte sich das schnell ändern, denn die Ankunft eines neuen Handhelds ist eindeutig ein wichtiges Ereignis.
In vielerlei Hinsicht ist dieses neue Gerät eine klassische Nintendo-Entwicklung. Es ist kostengünstig entworfen und es ist sehr wahrscheinlich, dass der Anbieter vom ersten Tag an mit der Hardware Geld verdient. Genau wie damals beim Nintendo DS ist der Grafikprozessor eigentlich schwach, aber im Gegensatz sollte das in Hinsicht auf die Akkulaufzeit äußerst positive Auswirkungen haben. Und natürlich bietet der 3DS wie jede klassische Nintendo-Hardware ein Konzept, das der Konkurrenz weit voraus ist. Der 3D-Bildschirm katapultiert die Grafik in eine völlig eigene Liga. Das ist keine Übertreibung.
Die Einbindung von Stereo 3D ist auch in anderer Hinsicht ein Meisterstück seitens Nintendo – sie hebt den 3DS stark von der aggressiven Konkurrenz ab. Während das iPhone mehr und mehr Marktanteile im Mobilbereich erobert und sich Jahr für Jahr mit neuer Hardware und neuen Features neu erfindet, bietet es kein 3D und wird es, wenn überhaupt, sicher auch in den nächsten Jahren nicht bieten. Nintendo hat hier ein einmaliges Feature an der Hand und wird erneut geradezu gigantische Erfolge feiern.