Dragon Age 2
Neu und doch vertraut
Des Weiteren hat man sich bei den Dialogen an Mass Effect orientiert und dessen Dialograd übernommen. Keine simple 1:1-Kopie, obwohl es vom grundsätzlichen Aufbau her gleich ist. Je nach Situation habt ihr verschiedene Antwortmöglichkeiten oder könnt das Gespräch vertiefen und so noch mehr Details erfahren. Ob eure Antwort beziehungsweise Reaktion dann freundlich, aggressiv oder eher neutral ausfällt, erkennt ihr an dem jeweiligen Symbol in der Mitte des Dialograds, sofern ihr mit dem Cursor über die entsprechende Option fahrt. Wer sich also unsicher bezüglich einer Antwort ist, dem wird so geholfen. Auch hier gilt wieder: Subtil, aber durchaus sinnvoll.
Doch zurück zum Geldeintreiben. Im ersten Versuch ließ ich Aveline die Sache regeln. Sie schreitet nach vorne und hält dem Händler ihr Schwert an die Kehle, macht ihm klar, dass er das Gold lieber rausrücken sollte. Seine Wachen tun nichts und er gibt euch das Geld freiwillig. Keine große Sache also. Besteht man hingegen ganz normal auf die Zahlung, kommt es zum Gefecht mit den Wachen. Alternativ habt ihr die Möglichkeit, euch von dem Händler bestechen zu lassen, woraufhin dieser anschließend noch die Stadtwachen ruft und zu den Schmugglern schickt. Euch selbst bleibt dann ein kleiner Geldbonus als Lohn.
Wählt ihr letzteres oder wollt gar nicht erst mit den Schmugglern zusammenarbeiten, geht ihr zu den Mercenarys. Für sie sollt ihr eine Person ausschalten, die ihnen unnütze Informationen verkauft hat. Gesagt, getan. Ein paar Blutspritzer später ist die Aufgabe erfüllt und euer Weg in die Stadt ist frei, allerdings nicht ohne eine Gegenleistung. Da die Mercenarys euch hineinbringen, müsst ihr ein Jahr lang für sie arbeiten, um eure Schuld zu begleichen. Es folgt hier eine weitere Erzählung des Sprechers, die sich dem ein oder anderen Ereignis in dieser Zeitspanne widmet – Dragon Age 2 ist gewissermaßen eine Geschichte in der Geschichte – und anschließend beginnt auch schon die nächste „Episode" des Spiels.
Dragon Age 2 hat also einen festen Start- und Endpunkt. Ihr wisst stets, dass ihr gegen Ende der Story der Champion von Kirkwall sein werdet. Die Frage ist bloß: Wie werdet ihr das? Natürlich ist euer Weg dorthin gepflastert mit diversen Entscheidungen und Quests. Laut BioWare ist die Geschichte hier nicht in Stein gemeißelt, ihr formt sie selbst und die Figuren, etwa in den Verhörszenen, beziehungsweise das Spiel sollen entsprechend darauf reagieren.
Man bezeichnet es sogar als das „bislang reaktivste Spiel" des Studios. Ob das der Fall ist, lässt sich jedoch selbst anhand von dreieinhalb Stunden noch nicht wirklich genau einschätzen. Und wie das Ende dann konkret aussieht, weiß man verständlicherweise trotz Hawkes späterem Champion-Status ebenso wenig.
Fakt ist zudem, dass auch in Dragon Age 2 jede Menge von Origins steckt, dem Spielstand-Import sei dank. In Kirkwall trefft ihr zum Beispiel auf den bekannten Händler Bodahn und seinen Sohn Sandal („Verzauberung?"), der Graue Wächter und die Ereignisse in Ferelden werden immer mal wieder angesprochen und ein alter Bekannter stößt zu eurem Team. Magier Anders, der bereits im Origins-Add-On Awakening an eurer Seite kämpfte, treibt sich in Kirkwall herum und schließt sich euch an, wenn ihr ihm dabei helft, einen Magier-Freund von ihm aus den Klauen der Templer zu befreien. Zu spät, wie sich später herausstellt. Ebenfalls als Nebencharakter aus Origins bekannt und bereits angekündigt wurde Isabel, die euch später als Begleiterin zur Verfügung steht. Und das sind nur einige der Dinge, die euch vertraut erscheinen werden...
Es scheint schwer vorstellbar zu sein, dass BioWare in gerade mal anderthalb Jahren einen Nachfolger zu einem Mammutprojekt wie Origins auf die Beine stellen kann. Zurecht durfte man hier anfangs skeptisch sein, das war ich selbst auch. Nach dem ausführlichen Anspielen sind zumindest meine persönlichen Bedenken praktisch wie weggeblasen. Natürlich fühlt sich Dragon Age 2 aufgrund des neuen Hauptcharakters anders, aber dann wiederum doch irgendwie angenehm vertraut an, schließlich baut man auf das vorhandene Grundgerüst auf, ohne dabei irgendwelche Dinge komplett umzugestalten oder ganz über den Haufen zu werfen.
BioWare hat stattdessen genau an den richtigen Stellen geschraubt, die eine oder andere subtile, aber sehr willkommene Änderung vorgenommen, zum Beispiel der Einbezug der Begleiter in Gesprächen, und außerdem nicht nur das Kampfsystem verbessert, sondern ebenso die für mich größten Kritikpunkte an Origins ausgemerzt. Hawke hat eine Stimme und die bisherigen Zwischensequenzen und Dialoge wurden nochmal deutlich ansprechender und dynamischer inszeniert als in Origins – ein ähnlicher Sprung nach vorne wie bei Mass Effect 2. Während der Vorgänger sich in Teilen noch wie ein Spiel der letzten Generation anfühlte, zieht Dragon Age 2 nun erfreulicherweise nach. Ich selbst kann mich mit Hawke – wie auch mit Mass Effects Shepard – jedenfalls schon jetzt besser anfreunden als mit dem mucksmäuschenstillen Wächter. Heißt auch: Ich bin gerade ziemlich heiß auf den Release von Dragon Age 2. Wenn doch nur schon März wäre...
Dragon Age 2 erscheint am 10. März für PC, Xbox 360 und PS3. Ein ausführliches Interview mit BioWares Senior Producer Fernando Melo lest ihr in den kommenden Tagen bei uns.