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Drakensang: Am Fluss der Zeit

Vorwärts in die Vergangenheit

Für die einen ist es die geilste Rollenspielerfahrung seit der Erfindung der SM-Studios, für die anderen die wahrscheinlich längste Geduldsprobe der Welt: Das Schwarze Auge: Drakensang aus dem Hause Radon Labs. Keine Frage, wenn sich ein Titel allein in unserem Land über 100.000 mal verkauft und dann auch noch bei einer Veranstaltung wie dem Deutschen Computerspielepreis doppelt abräumt, haben die Macher vermutlich wenig falsch gemacht. Und dennoch …

Als Berufsnörgler kritisierte unser Alex bei seinem Test zu Drakensang unter anderem die vielen Längen. Ich würde den Artikel des Kollegen sofort unterschreiben: So sehr ich das DSA-Universum mag, die marathonartigen Laufwege, während derer man nebenbei sämtliche Steinchen für den nächsten Domino Day aufstellen könnte, zerrten arg am Geduldsfaden. Mit dem Nachfolger, Am Fluss der Zeit, soll nicht nur das besser werden.

40 statt 80 Stunden Spielzeit bei mindestens dem gleichen Inhalt verspricht Bernd Beyreuther, der Chef von Radon Labs, für sein neues Baby. „Die Schauplätze sind kompakter und es wird alles straffer“, fasst er während der Präsentation bei der Spielemesse gamescom in Köln zusammen. Am Fluss der Zeit ermöglicht es etwa, per Schnellreisefunktion zu bereits besuchten Schauplätzen zurückzukehren. Ein Mausklick auf die Karte genügt.

Dieser mechanisch-magische Riese ist einer von mehreren Bossgegnern.

Im Vorgänger habt ihr euch auch einen Wolf gelaufen, wenn ihr mal wieder zum Anwesen in Ferdok tappen musstet, um einen anderen Charakter in die bis zu vierköpfige Gruppe aufzunehmen oder gehortete Ausrüstung einzutüten. Diesmal reisen die Typen inklusive Gedöns praktischerweise mit, und zwar auf einem Schiff. Auf der Schaluppe befahrt ihr den sogenannten Großen Fluss gen Süden, von Ferdok bis zum Amboss-Gebirge, und erlebt bei Zwischenstopps zahlreiche Abenteuer. Unter anderem in der großen Stadt Nadoret, die des Spielflusses wegen nicht aus Einzelabschnitten bestehen, sondern aus einem Guss sein soll.

„Am Fluss der Zeit startet dort, wo Drakensang endete, in Ferdok nämlich“, erklärt Beyreuther. „Die Handlung ist allerdings 23 Jahre früher angesiedelt.“ Im Jahr 1009 nach Bosparans Fall, falls das einem mitlesenden Schwarze-Auge-Historiker was sagt. Der Nachfolger entpuppt sich also quasi als Vorgänger. Er spielt zu der Zeit, und jetzt eine interessante Information für alte Säcke, als sich Abenteurer-Trupps im ersten DSA-Computerspiel auf den Weg machten, um die Schicksalsklinge zu finden. Mithilfe des Amigas anno 1992. Das allerdings war in einer anderen Ecke Aventuriens, im Nordland.

Zurück zum neuen Drakensang: Habt ihr euren Helden oder eure Heldin erstellt und zurechtgefönt – wobei ihr diesmal nicht auf vorgefertigte Fratzen-Entgleisungen angewiesen seid, sondern euch aus diversen Gesichtern, Frisuren und Körpern etwas Hübsches zusammenstellen dürft –, findet sich der Protagonist als Lehrling auf besagtem Kahn wieder. Neuerdings auch als Geode, also Zwerg-Druide, oder Gjalskerländer, eine Art Barbar. Mega-Nerds, und das meine ich nicht despektierlich, sei zudem verraten, dass es einen erweiterten Expertenmodus gibt. Unter anderem kommen vor- und nachteilige Eigenschaften ins Spiel.

Der zu dem Wolf rennt: Gleich bekommt die haarige Kreatur die Axt zu spüren.

Frei nach dem Motto „Wir sitzen alle im gleichen Boot“ trefft ihr auf dem Schiff einen alten Bekannten aus dem ersten Drakensang, den beliebten Zwerg Forgrimm. Wobei dieser sich eigentlich als junger Bekannter herausstellt, weil das Spiel ja 23 virtuelle Jahre früher … okay, lassen wir das, es sollte klar sein, was gemeint ist. Forgrimm jedenfalls kann sich euch als erster Charakter anschließen. Statt vorher zehn potenzielle Begleiter gibt es im Verlauf des neuen Aventurien-Epos allerdings nur fünf.

20 Prozent der Spielzeit sollen aufs Erkunden und Hochpäppeln der Charaktere entfallen. Mit 50 Prozent den größten Anteil machen Kämpfe aus, immerhin fette 30 Prozent die Story. Die Zahl der möglichen Mitstreiter zu reduzieren, hatte seinen Grund: „Wir wollen eine starke, wendungsreiche Geschichte erzählen, und dazu gehört es auch, dass sich die Figuren entwickeln. Sie sollen dem Spieler richtig ans Herz wachsen.“ Auch die Beziehungen der Nichtspielercharaktere untereinander sind Beyreuther wichtig. Dabei nennt er Baldur's Gate 2 als großes Vorbild.