Driver: San Francisco
You're gonna meet some gentle people there
Hinweis: Ihr braucht Hilfe bei der Absolvierung der Aufgaben? Schaut in unsere Komplettlösung zu Driver: San Francisco.
Das neue Driver ist mit seinem auf dem Papier etwas ungreifbaren Shift-Feature ein bisschen schwierig zu kommunizieren. Zu einer Serie, die sich bisher hauptsächlich darüber definierte, das Flair einschlägiger Verfolgungsjagden-Filme aus den Siebzigern einzufangen, mag die Out-of-Body-Komponente, oberflächlich betrachtet, nicht so recht passen. Wie kann es sein, dass unser Tanner einfach auf Knopfdruck in ein beliebiges Fahrzeug hinübergeistert?
Wie Kristian bereits im Mai in seiner Vorschau anmerkte, macht das alles durch den Story-Überbau mit seiner Koma-Geschichte dann aber doch deutlich mehr Sinn, als man vielleicht denken würde, wenn man nur einen Trailer oder eine kurze Präsentation gesehen hat. Ihr müsst uns hier wohl einfach beim Wort nehmen.
Zugegebenermaßen bleibt es dabei, dass man dem Spiel ein bisschen anmerkt, dass die Idee der Seelenwanderung zuerst da war und Reflections Gameplay und Geschichte um dieses Feature herum gestaltet hat. Nach kurzer Eingewöhnungszeit weiß man den Bonus, jedes Auto aus dem verdammt sexy Fuhrpark einfach übernehmen und auf spielerisch sinnvolle Weise einsetzen zu können - teils unter dem sehr amüsanten Geschnatter eures verwunderten Neu-Beifahrers - doch sehr zu schätzen. Es ist ein Gewinn, keine Frage.
Hier und heute soll es hauptsächlich um die Mehrspieler-Komponente des Titels gehen. Es ist nämlich schon ein bisschen erstaunlich, wie viel Substanz rein nominell in dem Titel steckt. Neben dem umfangreichen Story-Modus im frei befahrbaren San Francisco mit all seinen primären und sekundären Missionen, Challenges, den freischaltbaren Extras und dem umfassenden Film-Director wohnt nämlich auch noch ein voll ausgewachsener Multiplayer auf der Disk.
Der ist online zu sechst oder offline im Zweier-Splitscreen spielbar, wenngleich die Internet-Variante wohl länger motivieren dürfte. Denn nur hier gibt es Level-Aufstiege und Autos sowie Perks zum Freischalten, was durchaus dafür spricht, dass der Titel ein Leben nach seiner Einzelspieler-Kampagne haben könnte. Da die Server zu diesem Zeitpunkt - bis zum Erscheinen des Spiels sind es schließlich noch gut eineinhalb Monate - noch recht verwaist sind, beziehen sich diese Eindrücke demnach auf unseren langen Sitzungen im vertikal zweigeteilten Bildschirm.
Bezeichnend ist allein der schiere Umfang. Reflections hat sich offenbar wirklich jedes populäre Mehrspieler-Game angeschaut und alles eingebaut, was sich nicht bei drei auf die Bäume verzogen hatte - oder es zumindest versucht. Wirklich nett ist das Angebot, zu zweit im Free-Drive komplett (sinn-)frei durch eine der schönsten Städte der Welt zu Cruisen. Ein Angebot, das man oft und gerne annimmt. Für mich persönlich hätte Reflections zwar gerne die eine oder andere Sprungschanze mehr beziehungsweise unsichtbare Wand weniger einbauen dürfen, doch wie man sich hier schon inoffizielle Wettrennen zurechtlegt, das ist schon eine ziemlich einzigartige Art, ein Rennspiel zu zocken.
"Wir sehen uns am anderen Ende der Golden Gate, ich wette, ich bin schneller dort als du", und - schwupps - entbrennt ein vollkommen inoffizieller, potentiell haarsträubender und natürlich vollkommen unfairer Run auf das ausgegebene Ziel. Mit dem Shift-Feature sucht man sich das schnellste - oder schönste - der über 120 lizenzierten Autos oder jagt seinem Konkurrenten einfach nur einen Hummer frontal aus dem Gegenverkehr vor den Kühler. Es ist die Sorte anarchischer Wahnsinn, die zu zweit auf der Couch vor dem Fernseher mit einem guten Freund wirklich ganz ausgezeichnet funktioniert.
Freunden durchorganisierter Wettbewerbe bietet das Spiel Varianten wie den Tag-Modus, eine Art Ticken, bei der der gewinnt, der es am längsten nicht "ist". Umgedreht gibt es natürlich auch eine Capture-the-Flag-Variante, die man online in Teams angeht. Im Trailblazer-Modus messen sich die Spieler, wer sich am längsten im Windschatten einer halsbrecherisch vorausfahrenden CPU halten kann, während ihr im artverwandten, aber kooperativen "Go-the-distance"-Modus diesen NPC-Fahrer durch dichtes Auffahren betankt, bis euer Sprit ausgeht und ihr flugs in ein neues Fahrzeug shiften müsst.