Duke Nukem Forever
Balls of Steel?
Da ist er also, der Duke. Hat ja nur so um die 14 Jahre gedauert. Mal abgesehen davon, dass es sich irgendwie toll anfühlt, dieses Spiel nach all der Zeit endlich in den Fingern zu halten, stellt sich natürlich die Frage: War es die Zeit wert? Kurz gesagt: Nein. Den exorbitant hohen Ansprüchen, die man nach so langer Entwicklungszeit hat, kann Duke Nukem Forever einfach niemals gerecht werden. Und dementsprechend würde ich auch nicht empfehlen, hier den Über-Shooter des Jahrzehnts zu erwarten.
Aber was ist Duke Nukem Forever nun? Ein Relikt der Vergangenheit? Ein veraltetes Stück Software? Oder gar doch ein mehr als gelungener Zeitvertreib? Nun, eigentlich ist es ein bisschen von allem. Blicken wir mal kurz zurück auf das Jahr 1997, in dem das Spiel angekündigt wurde. In gewisser Weise ist der Duke ja in seiner derzeitigen Form auch eine Parodie auf die Actionhelden früherer Tage - Schwarzenegger, Stallone, Willis und wie sie alle heißen -, die damals noch wesentlich aktiver waren.
Heute haben wir da stattdessen einen Jason Statham, der – bei allem Respekt – noch nicht einen solchen Status genießt. Die Erde drehte sich weiter, die Zeit, Actionkino und Spiele schritten tapfer voran, doch der Duke bleibt wie er ist. Ein Held, der haufenweise Fieslinge beziehungsweise Aliens ins Jenseits befördert, immer die Frauen abbekommt und am Ende natürlich den Tag, die Welt oder was auch immer rettet. Mehr noch, Duke ist einfach der King, hat seine eigene Burgerkette und dergleichen, ist quasi ein Actionheld mit dem Bekanntheitsgrad eines Rockstars, der sich im Licht seines Ruhmes sonnt, immer einen passenden Spruch auf den Lippen hat und bei dem sogar die Groupies wild vor der Tür kreischen.
Natürlich ist der Humor hier auch immer noch eine Frage des (guten) Geschmacks. Duke nimmt wirklich kein Blatt vor den Mund und kann sich auch schon mal ein Stück Scheiße aus der Toilette fischen und es durch die Gegend schleudern. Ob man das lustig findet, bleibt jedem selbst überlassen. Klar, dass sich das Spiel zu keiner Sekunde dabei ernst nimmt, was auch ein großer Fehler wäre. Duke Nukem Forever soll Spaß machen: Hirn aus, Action an. Und genau das ist es auch, was den Titel ähnlich wie Epics Bulletstorm von der aktuellen Schwemme der Militär-Shooter – Homefront, Call of Duty, Battlefield und Co. – angenehm abhebt.
Dass das Ganze eben auch eine Parodie auf andere Spiele ist, merkt man an vielen Stellen an kleinen Insider-Gags. Ob Halo, Portal, Borderlands oder Half-Life, Kenner können hier so einiges entdecken und werden das eine oder andere Mal schmunzeln - oder, je nach eigener Präferenz, hin und wieder den Kopf schütteln. Und man findet hier auch Passagen, die man aus einem Call of Duty oder Battlefield gar nicht mehr so sehr gewohnt ist. Immer mal wieder müsst ihr kleinere Rätsel lösen, um einen Weg fortsetzen zu können. Ihr schiebt bewegliche Werkzeugschränke in eine Turbine, um sie zum Halt zu bringen, kraxelt über Hindernisse oder reißt eine Häuserwand mit einer Abrissbirne ein, nachdem ihr erstmal über den Kran zu einem im Bau befindlichen Gebäude klettern musstet, um dort eine Batterie für das gewaltige Bauwerkzeug zu besorgen. Alles in allem werden eure grauen Zellen aber nicht zu sehr angestrengt, dafür sind die Rätsel einfach nicht komplex genug und überwiegend recht offensichtlich aufgebaut.
Für weitere Abwechslung sorgen Passagen, in denen ihr mit eurem Monster Truck durch die Gegend rast, der sich erfreulicherweise etwas besser steuert als noch bei unserer Vorschau vom letzten Jahr. Zwischendurch werden immer wieder Zu-Fuß-Abschnitte eingestreut, in denen ihr frisches Benzin für euer Gefährt besorgen müsst. Ziemlich am Anfang seid ihr gar in einem kleinen Spielzeugauto im Hotel unterwegs, nachdem ihr geschrumpft wurdet. Selbiges passiert euch im Spiel noch einige Male - das Schrumpfen, nicht das Rumfahren mit dem Spielzeugauto - und in solchen Situationen müsst ihr dann beispielsweise eine sichere Passage über diverse Regale, brutzelnde Burger und ähnliche Sachen in einer Küche finden, in dem Wasser auf den Boden steht und durch Strom elektrisch aufgeladen wurde. Fallt ihr hinein, wird Mini-Duke gegrillt.