Dynasty Warriors: Gundam
Roboter-Porno für Japan-Freunde.
Hm, manchmal frage ich mich, ob ich im falschen Land geboren wurde. Meine zwanghafte Sucht nach asiatischen Gerichten und Anime-Streifen waren erste Hinweise. Bei einer ausgiebigen Partie Dynasty Warriors auf der Playstation 2 fiel mir schließlich auf, dass auch mein Spielegeschmack etwas anders ausfällt, als bei meinen Landsleuten. Nachdem dann auch noch jeder Zuschauer des Japan-Gemetzels und die halbe Fachpresse über die stumpfe Prügelei aus dem Hause Koei hergezog, war mir klar: Ich bin im Grunde meines Herzens ein Japaner! Mir gefallen zwar auch westliche Produktionen, aber wenn es um stumpfe Massenprügler mit Über-Spezialfähigkeiten geht, bin ich mit den Asiaten genau auf einer Wellenlänge.
Doch Dynasty Warriors: Gundam, der neue Prügler von Omega Force, geht sogar noch einen Schritt weiter. Es mischt das Dynasty Warriors-Gameplay mit meinem zweiten Fetisch: Riesigen Kampfrobotern mit dicken Laserwaffen und mächtiger Zusatzausrüstung.
Hoffen wir mal, dass sich unter der Lesern kein Hobby-Psychologe befindet, der versucht, diese Neigungen in psychische Störungen umzudeuten. Ich weiß, ich bin krank und das schon seit langem. Trotzdem geht für mich mit Dynasty Warriors: Gundam ein Traum in Erfüllung, den ich scheinbar auch mit 120.000 Japanern teile. So viele haben sich den Titel in Japan nur in der ersten Woche gekauft. Da kann meine Sucht doch nicht so bescheuert sein, oder?
Blechdosen für den Weltfrieden
Eigentlich bevorzuge ich ja amerikanische Modelle, in der Not - kein Mechwarrior in Sicht – befriedige ich meine Triebe jedoch auch mit einem japanischen Roboter-Porno. Vor allem da es sich bei Gundam um einen der ältesten Roboter-Animes der Welt handelt, der mit sechs Zeitlinien massig Abwechslung bietet. Wie bei der westlichen Konkurrenz sitzen die Piloten in den hochgerüsteten Blechbüchsen und kämpfen hauptsächlich gegen abtrünnige Kolonien.
Dazu passend liefert Dynasty Warriors: Gundam eine klassische Kampagne rund um das Erscheinen eines seltsamen Planeten mitten im Sonnensystem, der natürlich mal wieder das Ende der Menschheit herauf beschwört. Fans der Animes wird es freuen, dass man auch historische Kämpfe aus den anderen Zeitlinien der Comic-Vorlage schlagen kann. Wirklich interessant ist die Wahl, welche Gundam-Roboter die Kämpfe bestreiten sollen. So ist es zum Beispiel möglich, mit den ganz alten Robotern in einer neuen Schlacht anzutreten.
Die Kampfmaschinen unterscheiden sich in den drei Grundfähigkeiten Nahkampf, Schuss und Verteidigung. Außerdem besitzen sie unterschiedliche Spezialfähigkeiten und man kann zwischen den Gefechten aufgesammelte Waffen und Ausrüstung in die Kampfmaschinen einbauen. So weit, so Gundam. Von Dynasty Warriors wurde dagegen das komplette Gameplay verbaut. Wie bei dem chinesischen Prügel-Klassiker wird der Spieler auf ein Schlachtfeld geworfen und muss sich durch gigantische Horden von Robotern, Panzern und Soldaten kämpfen. Besiegt Ihr in einzelnen Abschnitten Offiziere und verscheucht ein Großteil der Gegner, können diese von eigenen Truppen übernommen werden. Euer Ziel ist es meistens, das gesamte Schlachtfeld, das sich aus Dutzenden Bereichen zusammensetzt, komplett zu erobern.
Auch die Steuerung wurde fast eins zu eins von der Vorlage übernommen. Neben einem schwachen und einem starken Angriff könnt Ihr Euch verteidigen, einen Sprung oder eine Spezialfähigkeit auslösen. Letzteres funktioniert allerdings nur, wenn man vorher genug Energie durch das Vernichten der Gegner gesammelt hat. Da diese zumindest Anfangs noch recht pflegeleicht sind, stellt das kein Problem dar. Leider gibt es im späteren Verlauf der Geschichte weniger Stückvieh, sondern immer stärkere und clevere Gegner, die Euch nur allzu gerne in den Rücken fallen. Endgegner mit ganz unterschiedlichen Taktiken runden die Gegnerpalette ab, können aber eine gewisse Redundanz nicht leugnen. Wer komplexes Level-Design und viel Abwechslung erwartet, hat die Dynasty Warriors-Serie ohnehin falsch verstanden.