Empire: Total War
Königliches Vergnügen
Euer erstes Kampagnen-Ziel ist der Ausbau der Handelsbeziehungen. Denn ohne finanziellen Ressourcen lässt sich bekanntlich kein Krieg führen. Wer mit Euch zusammenarbeitet, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Religion ist auch eine gemeinsame Geschichte und die aktuelle Staatsform von entscheidender Bedeutung. Parallel zu diesen diplomatischen Schritten müsst Ihr Eure Forschung auf Trab bringen und in den Bereichen Militär, Industrie und Philosophie erste Erfolge erzielen.
Im Gegensatz zu Civilization geht es hier weniger um umwälzende Technologien, wie das Schießpulver oder die Atomkraft. Vielmehr entwickelt Ihr Ring-Bayonette, um den Nahkampf zu verbessern, lernt, wie man Tiere in Herden hält und setzt die Idee der geteilten Arbeit in die Realität um.
Die Auswirkungen auf Eure Ökonomie, Euer Staatssystem und die Kriegsführung sind trotzdem enorm. Ihr nehmt mehr Geld ein, besiegt schlechter ausgerüstete Feinde, müsst aber auch mit einer Revolution leben, die Euch irgendwann vor die Wahl Republik oder Tyrannei stellt. Um den Rundenstrategie-Part realistischer zu gestalten, wurden einzelne Produktionsbetriebe ausgelagert.
In Euren Städten sind nur noch bis zu fünf unterschiedliche Bauplätze für Kasernen, Opernhäuser oder Regierungsgebäude vorhanden. Universitäten, Minen und Bauernhöfe tauchen mit steigendem Wohlstand an der entsprechenden Stelle auf. Die Komplexität wurde so kräftig erhöht, dank der umfangreichen Tutorial-Kampagne und den sinnvollen Ingame-Tipps fühlt man sich aber nie überfordert.
Auf der gigantischen Kampagnen-Karte, die Nordamerika, Europa und Indien umfasst, scheucht Ihr Truppen, verschiedene Spezialfiguren und Flotten durch die Gegend. Angeführt von Generälen, die Ihr nach dem Ableben mit weniger Erfahrung jederzeit nachkaufen könnt, könnt Ihr mit den Soldaten feindliche Produktionsgebäude verwüsten und Hauptstädte der jeweiligen Regionen einnehmen.
Zusätzlich schickt Ihr Prediger vorab in feindliches Territorium, um anschließende Revolten einzudämmen, klaut mit Forschern gegnerische Technologien und sabotiert mit Spionen Verteidigungsstellungen. Jede Fraktion besitzt außerdem spezielle Truppen, die Ihr durch das Erobern der gegnerischen Hauptstädte in Eure Armee integrieren könnt. Die Unterschiede sind aber nicht so entscheidend, wie zum Beispiel beim Klassiker Age of Empire.
Empire: Total War erreicht so im Runden-Part fast Civilization-Niveau. Wer keine Lust hat, sich in den zum Teil recht langen Echtzeit-Schlachten herumzutreiben, kann einfach die Auto-Resolve-Funktion nutzen, die recht brauchbare Ergebnisse liefert. Vor allem da kleinere Scharmützel ohne spezielle Missionsziele mit der Zeit etwas langatmig werden und dank der doch recht üppigen Ladezeiten auch nicht in fünf Minuten erledigt sind. Bei unsicherem Ausgang einer wichtigen Schlacht sollte man mit etwas Übung aber selbst eingreifen, um sich den Sieg zu sichern. Gerade kurz vorm Ende der Kampagne eine lebenswichtige Vorgehensweise.
Abseits der optischen Brillanz der Echtzeit-Auseinandersetzungen, die selbst auf Mittelklasserechnern (Intel Core 2 Duo E8400 3.0 Ghz, Ati Radeon 4850, 4 Gig RAM) relativ flüssig laufen, offenbart die KI und die Wegfindung ein paar Defizite. Im Speziellen die Belagerungsschlachten wirken unfertig. Statt vernünftig zu verteidigen oder anzugreifen, seilen sich die eigenen Truppen gern mal ab oder verlaufen sich in der Befestigungsanlage. Selbst mit wenigen Einheiten zieht sich ein solcher Angriff unnötig in die Länge. Seltsame Taktiken der KI inklusive. Auch die Laufwege großer Verbände sind oft suboptimal. Wer nicht ständig nachjustiert, bekommt seine mühsam positionierte Schützenreihe kaum in den Griff.