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Empire: Total War

Spannende Geschichte

Geschichte war in der Schule nie mein Lieblingsfach. Viel zu oft kümmerten wir uns um ferne Jahrhunderte, zogen mit Cäsar durch Gallien, arbeiteten uns durch Griechenland, Mesopotamien und das gelobte Land. Bezüge zu meinem Leben konnte ich damals nicht herstellen, alles war so verdammt weit weg und ich wollte eigentlich nur an die Gegenwart denken. Die an sich spannenden Themen wurden einfach zu trocken präsentiert. Zahlen, Fakten und Personen verschwammen zu einem langweiligen Geschichts-Brei, dem ich lange nichts abgewinnen konnte.

Doch auch ich werde älter. Die komplexen Zusammenhänge unserer Gesellschaft werden von Jahr zu Jahr interessanter. Ich will wissen, woher unsere Weltanschauung kommt, warum und vor allem wie eine Entscheidung gefallen ist, die unser Leben bis heute verändert. Schade, dass dank des öden Unterrichts so wenig hängen geblieben ist.

Aber wie vermittelt man einem 15-jährigen die Dramatik der Inquisition, die militärische Überlegenheit der Römer oder die fast rituellen Kämpfe des Mittelalterlichen Japans? Eine Idee wäre der Einsatz der Total War-Reihe. Bei einem Gespräch mit dem Geschichtsprofessor Prof. Dr. E. Baltrusch für mein altes Magazin (in memoriam [ple:]) lobte er bei Total War: Rome die vielen wichtigen Details, die Schülern diese Geschichtsepoche im wahrsten Sinne des Wortes spielend näher bringen könnte.

Er betonte zwar, dass einige Fakten schlicht falsch sind, doch mit etwas Begleitung durch einen Lehrer oder einen der vielen Realitäts-Patches hätten die Bildungsorgane ein mächtiges Tool an der Hand, das nicht umsonst bei der BBC als Demonstrationsprogramm für eine History-Sendung diente. Geschichte könnte Spaß machen und die bösen Computerspiele ein freundlicheres, sinnvolles Gesicht bekommen.

Die Seeschlachten sind ein fast filmreifes Spektakel.

Und Empire: Total War geht sogar noch einen Schritt weiter. Bei Creative Assemblys neustem Streich, der zur Kolonialzeit spielt, wurde die Komplexität der Kampagnenkarte weiter angehoben und erstmals die Erforschung von Technologien, Waffen und Spezialfähigkeiten in den Mittelpunkt gestellt. DieTotal War-Reihe nähert sich damit weiter Civilization an, vernachlässigt aber nicht seine größte Stärke, die bombastischen Echtzeitgefechte, die erstmals auch auf hoher See ausgetragen werden.

Strategie-Veteranen muss ich wohl wenig zum Gameplay dieser altehrwürdigen Serie erzählen. Im Prinzip setzt Creative Assembly auf eine Runden-basierte Kampagnenkarte, auf der es Städte und Regionen zu erobern gilt, und gigantische Echtzeitschlachten, die man im Notfall sogar vom Computer austragen lassen kann. Hat man eine Region vereinnahmt, können dort Garnisonen stationiert, Gebäude erbaut und neue Truppen aushoben werden. Geld für diese Aktionen bekommt man durch Steuern und im neusten Teil auch durch Handel.

Wohl geordnet treffen die Amerikaner und Briten aufeinander.

Abseits der massiven Kampagnenkarte, die neben dem amerikanischen Kontinent auch Teile Europas und Indiens umfasst, bietet Empire: Total War einen speziellen Spielmodus, der nicht nur sehr detailgetreu die geschichtlichen Hintergründe vermittelt, sondern auch als Einstieg fungiert. In „Road to Independence“ lernt Ihr in drei Episoden die Geschichte Noramerikas kennen, gründet gemeinsam mit Siedlern Jamestown, kämpft im französisch-indianischen Krieg und begleitet abschließend die Amerikaner aus der Unterjochung durch die Briten. Geschichte als spannendes Computerspiel funktioniert also.

Leider fehlte in unserer Previewfassung noch die integrierte Kampagne, die erstmals auch Online genutzt werden kann. Stattdessen stürzten wir uns in eine Skirmish-Seeschlacht und durften im Rahmen der dritten Episode des „Road to Independence“-Modus einen Blick auf die klassischen Echtezeitgefechte werfen. SEGA erlaubte es uns allerdings nicht, von dieser sehr frühen und etwas verbuggten Version Screenshots anzufertigen. Aber keine Sorge: Das Spiel sieht auf starken Rechnern dank der aufgemotzten Grafik-Engine wirklich so gut aus.

Zu solchen Nahkämpfen kommt es nur am Ende der Schlacht.

Mit viel Liebe zum Detail entsteht zu Land und auf hoher See eine brachiale Schlachtfeldatmosphäre. Pulverdampf zieht über die grünen Felder der Ost-Küste, während das erste Sonnenlicht die detaillierten Soldaten in ein unwirkliches Licht eintaucht. Kanoneneinschläge lassen den Erdboden erzittern und ein Soldat nach dem anderen wird von den altertümlichen Feuerwaffen zu Boden gestreckt. Auf hohe See sorgen die wuchtigen Salven für abknickende Masten und massive Löcher in der Schiffswandung. Nur bei den Animationen muss Creative Assembly noch eine Schippe drauf legen.

Unser erstes Gefecht befördert uns auf hohe See. Fünf amerikanische Segelschiffe treffen auf ein britisches Kontingent und müssen sich gegenseitig versenken. Entscheidend für den Sieg ist das Manövrieren zwischen den unterschiedlichen Breitseiten. Zu dieser Zeit befanden sich die Geschütze nämlich an der Steuerbord- beziehungsweise an der Backbord-Seite. Ihr könnt dabei selbst bestimmen, ob Ihr die Salven per Hand auslöst, was Euch ein konzentrierteres Feuer ermöglicht. Oder ob der Computer das für Euch übernehmen soll. Gleichzeitig müsst Ihr Euch entscheiden, ob Ihr Ketten-Geschosse zum Segel zerfetzen, normale Kugeln zum Zerstören der Bordwand oder aber Schrapnell-Geschosse zum Töten der Crew verwendet.