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Fable III

Taten oder doch nur Versprecher?

Wie das jetzt en détail abläuft, wie man so seine Aufgaben zum Beispiel verwaltet, da müssen wir uns noch ein wenig gedulden. Die Funktionsweise der Wahl von Kostümage und Ausrüstung wurde schon gezeigt und niemand Geringeres als Monty Pythons John Cleese steht dem Helden dabei mit Rat, Tat und freundlichem Spott zu Seite.

In einem runden, großen Raum voller Mannequins findet ihr all den gekauften Krams und ein einfacher Knopfdruck reicht, um sich in einen frischen Look zu werfen, über den der wie so häufig brillante Cleese seine Meinung nicht im Zaum hält. Er spielt die Rolle des Butlers mit natürlicher, britischer Lässigkeit und es ist sicher keine schlechte Sache, dass er mehr Zeilen Skript als jede andere Figur bekam. Schließlich wird er häufig um euch herum sein, sobald ihr es erst einmal auf den Thron geschafft habt.

Ein großes Manko, das bei mir persönlich eine tiefere Freundschaft mit Fable II vereitelte, soll nun scheinbar ebenfalls behoben werden. Für die wichtigen Szenen des Spiels heuerte man sich ein Team aus Film- und TV-erfahrenen Dramaturgen an, die solche Debakel wie die Darstellung der Motivation des Helden zu Beginn des Vorgängers vermeiden sollen.

Einige der Kampfeffekte sehen schick aus. Nicht nur als Standbild. Aber auch als das. Wie man hier sieht. Genau. Und so.

Dazu wurde beschlossen, dass es für den Helden nötig ist, zu sprechen. Endlich wird die Hauptperson nicht mehr nur kryptisch wie ein Irish Setter dreinblicken (irgendwie freundlich, aber das kann alles heißen…), sondern eine aktive Rolle übernehmen, was der Intensität der Handlung drastisch zugutekommen sollte.

Die Wahl des Geschlechtes bleibt dabei immer noch frei und Spielstände aus Teil 2 lassen sich einlesen. Aus offensichtlichen Gründen geht es dabei nicht um die Übernahme von Items oder Erfahrungspunkten. Es werden lediglich ein paar Eckdaten einiger Entscheidungen ausgelesen, die sich dann auf das Gesicht der Welt von Albion 50 Jahre verzögert auswirken. Vielleicht hättet ihr doch den Aufbau des Kaffs um die Arena ein wenig unterstützen sollen. Dann wäre das jetzt nicht so ein Slum. Ihr seid verantwortlich.

Aber ihr müsst es nicht allein richten. Der Multiplayer-Anteil war ein bereits für den Vorläufer groß angekündigtes Element, stellte sich dort jedoch als teilweise netter, teilweise nerviger, meist jedoch eher belangloser Nebenschauplatz heraus. Diesmal nun wird man komplett und ohne Restriktionen die Welt des anderen Spielers betreten können. Und ihr könnt diese Straße bis zum Ende gehen, indem euer Held einen anderen heiratet, bei ihm oder ihr einzieht und von da an mit gemeinsamen Gefolgsleuten und Ressourcen regiert. Mal schauen, ob wir hier auch später auf so grenzwertige YouTube-Videos wie bei den WoW-Hochzeiten stoßen werden.

Wer könnte eine so wunderbare Beton-Tolle nicht heiraten wollen?

Sehen wir von solchen soziokulturellen Beziehungs-Spannungsfeldern – oder „Klar bin ich verheiratet, ich will Steuervorteile!“ – einmal ab, hat Molyneux mich einmal wieder auf seinem Hype-Express mitnehmen können. Würde sich Fable III nur auf seine erste Hälfte beschränken, wäre ich wahrscheinlich nicht aufgesprungen, aber der Irgendwie-RTS-Irgendwie-RPG-Cossover klingt zu spannend. Herauszufinden, was mit dem Land passiert und ob ich wirklich der gute Herrscher sein kann, den ich dem Volk auf dem Weg zur Befreiung versprochen habe, bietet praktisch endloses Potential.

Auch muss ich diesmal wohl nicht lange über verpasste Chancen beim Geschichtenerzählen trauern. Ein Held, der seine Sprache fand und vernünftig inszeniert wird, könnte es endlich schaffen, die pulsierend-lebendige Fable-Welt mit gutem Storytelling zu verbinden. Was die Bereinigung des Interfaces – oder vielmehr dessen kompletter Umbau – angeht, hebe ich mir mein Urteil auf, bis ich es in aller Ruhe ausprobieren konnte. Nicht, dass ich in dieser Richtung echte Zweifel habe. Und was ist mit der Unsterblichkeit und dem goldenen Band am Boden? Wer gar nicht damit leben kann, darf sich mit dem endlich offiziell hier erschienen Demon's Soul trösten. In Fable III soll sich der Spieler durch mehr als Pad-Künste beweisen. Es sieht aus, als würde es sehr reizvoll werden, genau das zu tun.

Wenn nicht, dann wird mich Molyneux nie wieder an Bord des Hype-Expresses sehen. Das wäre dann die Konsequenz für das gebrochene Versprechen eines guten Spiels.

Hey, Fable III ist ziemlich realistisch!

Fable III hat als Termin den 26. Oktober erhalten. Ob das nur für die Xbox 360-Version gilt oder die PC-Variante zeitgleich erscheint, das hat leider noch keiner verraten.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
In diesem artikel

Fable III

Xbox 360, PC

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