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Fable III

Wenn ein Spiel endlich seine Stimme findet

Im Koop-Modus wird man sich sicher häufiger die Hände reichen und das aus den verschiedensten Gründen. Im einfachsten Fall, um einen Freund zu einem interessanten Schatz zu führen, den dieser noch nicht kannte, im persönlichsten Fall reicht man sich zur Hochzeit die Hände. Endlich kann man nicht nur beliebige NPCs ehelichen, sondern Mitspielern seine tiefsten Gefühle ehrlich ausdrücken. Dieser kann vor dem Ja-Wort per Knopfdruck schnell noch mal per Statistik prüfen, ob der andere denn genug Gold häufte oder schon eine Handvoll Nebenpartner in die Beziehung mit einbringt.

Passt alles, gibt es eine niedlich-kitschige Zeremonie und schon kauft man Häuser und Einrichtung gemeinsam. Einkommenseinbußen müssen Partner nicht fürchten. Jeder sammelt unverändert Erfahrung und Beute, sodass ihr diese Faktoren bei euren Zukunftsplänen außen vor lassen könnt. Sollte doch mal nicht alles so laufen, wird schnell geschieden. Was in diesem Fall mit den Häusern passiert, weiß ich nicht, die gemeinsamen Kinder werden jedoch in das örtliche Waisenhaus abgeschoben, wo sie der Erste, der vorbeischaut, adoptieren kann. Sicher wird es ein paar spannende Wettrennen in diesem Zusammenhang geben.

Lassen wir diesen speziellen Teil des Koops mal außen vor, zeigt sich immer noch, dass dieser Modus hier kaum noch etwas mit dem halbherzigen Henchman-Dasein in Teil 2 gemein hat. Die gesamte Kampagne lässt sich im Koop bestreiten und selbst das Herrschaftsdasein kann zu zweit stattfinden. Nur eines ist klar: Am Ende gibt es immer nur eine(n) König(in). Alle wichtigen Entscheidungen trifft der hostende Spieler. Auch müsst ihr euch im selben Areal befinden. Da diese jedoch beachtlich anwuchsen, sollte das nicht zu schlimm sein. Zu tun gibt es überall genug. Und wenn nur der Hund mal wieder zu einem neuen Schatz flitzt.

Ja, Rover ist zurück und... er macht so ziemlich genau das Gleiche wie zuvor. Im Kampf ein wenig aushelfen, euch zu Schatzkisten führen und sich in unpassenden Momenten an den Geschlechtsteilen lecken. Weil er es kann. In Fable II war der Hund eines der wichtigsten Bezugselemente der Spielwelt zum Spieler. Jetzt, da alles andere sich genauso viel Mühe gibt, eine solche Beziehung aufzubauen, gerät der Vierbeiner ein wenig in den Hintergrund. Trotzdem schön, dass er als Bereicherung der Atmosphäre da ist, selbst wenn er seit dem letzten Mal nicht zu viele neue Tricks gelernt haben sollte.

Neue Animationsstufen wurden ihm übrigens spendiert, so wie auch vieles andere optisch poliert wurde. Der Build, den ich vor mir hatte, zeigte davon allerdings nur sehr partiell etwas. Er war noch nicht geschliffen, lief dafür aber stabil. Ein anderer stürzte bei der Präsentation des Koop zur Begrüßung erst einmal ab, war dafür schon im Look deutlich aufgearbeiteter. Das Wasser kräuselte sich besonders schön, die Blätter wogen sich sanft und Feinheiten wie die einzelnen Pflastersteine einer Brücke zeugen von dem anhaltenden Wunsch, eine Spielwelt zu schaffen, in der so wenig Modelle wie möglich recycelt werden. Der ganz große Sprung dürfte ausbleiben, aber das liegt am Ende wohl daran, dass die 360 irgendwann an ihre Limits kommt. Fable III wird hübsch, fein gezeichnet, charmant und in seinen besten Momenten atemberaubend. Nur halt nicht die nächste Evolutionsstufe in grafischer Fantasy-Gestaltung.

Fable III - Die Abenteuer eines Huhns

Und das Wichtigste habe ich mir zum Schluss aufgehoben: "Lauten Hero"! Die Mini-Games zum Geldverdienen in den Städten sind zurück und wie gehabt gewinnt der schnelle Finger an der richtigen Taste. Und wer keine Lust auf Schmiedekunst oder Bäckerhandwerk verspürt, unterhält den Pöbel eben mit fröhlichem Lautenspiel. Je länger man durchhält, desto schwieriger wird es, aber desto mehr Bakschisch kommt herum. Was tut man als Held nicht alles, um sich wenigstens gelegentlich mal eine neue Jacke oder dieses eine, ach so schicke Tattoo leisten zu können...

Bevor ich es vergesse: Kinect. Keine Kommentar. Nicht, dass wir nicht gefragt hätten. Kommen wird es wohl. Wie, weiß derzeit nur einer. Und der verrät es nicht.

Ich weiß nach dieser Spielzeit noch nicht mit letzter Sicherheit, ob Fable III endlich der ganz große Wurf wird, den diese Serie eigentlich längst verdient hätte. Erste Indikatoren sind nette Verfeinerungen am Design, den diesmal echten Koop heiße ich ausdrücklich Willkommen und die Dramaturgie sitzt in den ersten Stunden exakt auf den Punkt. Aber der beste Hinweis, dass ich bestens unterhalten war, zeigte die Ankündigung eines Abend-Diners nach der langen Spielphase des Events. Das klang nicht schlecht und Hunger hatte ich auch. Trotzdem hätte ich auf das fürstliche Mahl gerne verzichtet, um stattdessen diese Nacht ganz allein mit Fable III zu verbringen. Ich wollte die Revolution und schon nach diesen ersten Stunden gab es spannende Hinweise eines noch größeren Metaplots, alles so inszeniert, als wäre das zweite Fable nur eines spielbare Studie der Engine gewesen.

Leider wurde praktisch nichts vom zweiten Abschnitt gezeigt, der Herrschaft des Spielers über Albion. Der spannendste Ansatz des Spiels liegt noch im Dunkeln. Sollte sich Fable III genau so weiterentwickeln, wie ich es nach diesem Anspielen erwarte, spielen wir bald ein sehr, sehr gutes Spiel, welches seinen Vorgänger deutlich übertrifft. Sollte Lionhead noch ein paar angenehme Überraschungen im Ärmel versteckt halten... Wow. Das wird groß. Ganz groß. Dann hätte Peter Molyneux diesmal mehr geliefert, als er versprach. Und das war noch nie wenig.

Fable III soll am 29. Oktober 2010 für die Xbox 360 und PC erscheinen. Eine Special Edition mit Extraquest, Spezialhund, Spielkarten und mehr Krams wird es auch geben.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
In diesem artikel

Fable III

Xbox 360, PC

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