Fallout: New Vegas
Viva, New Vegas!
Hinweis: Auf der Suche nach Hilfe zum jüngsten Teil der Reihe? In unserer Komplettlösung zu Fallout: New Vegas werdet ihr fündig.
Eine Amnesie folgt in der realen Welt meist einem knallharten Unfall mit Schädel-Hirn-Trauma. Manche Menschen verlieren Jahre ihres Lebens, können sich weder an Verwandte, Freunde oder den eigenen Lebenspartner erinnern. In Videospielen bekommt man stattdessen direkt ein Schwert in die Hand gedrückt und darf die Welt retten – Two Worlds, The Witcher, Lost Planet, diverse JRPGs... Ergo-, Physio- und Psycho-Therapie, alles Quatsch.
Und auch bei Fallout: New Vegas reicht ein intensives Gespräch mit eurem Retter Doc Mitchell und peng, ihr seid wieder einsatzbereit. Gerade noch halbtot im Straßengraben gelegen, nun einfach ein Gewehr in die Hand nehmen, eine kleine Gruppe Unterstützer um sich scharen und ohne Sorgen wird eine komplette Gangsterbande hopsgenommen.
Zumindest beim Einstieg kann Spin-Off-Spezialist Obsidian Software also nicht mit Bethesda mithalten. Die kongeniale Geburt bei Fallout 3 kam nämlich nicht nur deutlich origineller, sondern dank einiger emotional packender Szenen in eurer Jugend auch deutlich glaubwürdiger daher. Einen ähnlich schwachen Eindruck hinterlässt die Optik. Denn die Zeit hat es mit der Fallout-Engine nicht sonderlich gut gemeint. Vor allem was Detailgrad und Animationen angeht, bewegt sich der Endzeitthriller höchstens im Mittelfeld. Steife Bewegungen, mittelprächtige Texturen und sich auf der Stelle drehende Charaktere sind 2010 nur schwer zu ertragen.
Doch bei einem Rollenspiel ist die äußere Schale zumindest auf den zweiten Blick uninteressant. Wie schon beim Vorgänger lebt das Spiel von packenden Aufgaben, skurrilen Charakteren, viel Entscheidungsfreiheit und der offenen Spielwelt. Elemente, bei denen Obsidian mit viel Kreativität punkten möchte. Ihr erstes Recherche-Objekt: Die aktive Modding-Community. Gleich mehrere Spielelemente wurden praktisch direkt von den kreativen Hobby-Programmieren übernommen.
Erstmals lassen sich die Waffen upgraden und so an eure Spielweise anpassen. Steht ihr auf Fernkämpfe? Dann könnt ihr selbst an einen einfachen Revolver ein Fernrohr ankleben. Für mehr Munition ein dickeres Magazin, für mehr Feuerkraft spezielle Munition und natürlich auch ein Schalldämpfer, um die Gegner lautlos um die Ecke zu bringen. Visiert ihr Gegner mit einer falschen Waffe an, erscheint neuerdings ein Schild-Symbol und das Level-Cap liegt bei Level 30.
Außerdem hören eure Begleiter endlich auf Kommandos. Statt blind ins feindliche Feuer zu laufen, könnt ihr Hund, Katze, Maus und Ghoul nicht nur blitzschnell heilen, sondern sich auch im richtigen Moment in Deckung gehen lassen. Auf die Frage, ob man sich endlich auch einen eigenen Roboter zusammenbauen kann, gab es ein simples „Kein Kommentar" als Antwort.
Auch das Rufsystem wurde von Obsidian nach dem Vorbild der kreativen Add-On-Designer komplett überarbeitet. Je nachdem, wie ihr euch verhaltet, ändert sich nicht nur die Reaktion der NPC-Charaktere, sondern auch eure Auswahl an Fähigkeiten. Neu ist außerdem der Hardcore-Modus, der die Daumenschrauben kräftig anzieht. Auf einmal hat Munition ein Gewicht, ihr müsst ständig trinken, um nicht zu verdursten, und die Stim-Packs heilen nur noch über Zeit. Aus dem lauschigen Wüstenspaziergang kann so schnell ein Horror-Trip mit Todesfolge werden. Herrlich!