Faszination Halo
'Ein Spiel macht manchmal einfach nur Spaß'
Mir würde da sofort „The Wind-Up Bird Chronicle“ (Anm.d.R.:Mister Aufziehvogel) von Haruki Murakami einfallen. Eigentlich kann die Handlung kaum greifen, aber es hat eine beeindruckende Atmosphäre. Der Hauptcharakter pendelt immer wieder zwischen Fiktion und Wirklichkeit und die Beschreibung dieser Zwischenzone hat mich sehr fasziniert. Vielleicht lag es auch daran, dass ich einige Male in Japan war und ich dann für manche der beschriebenen Orte auch Bilder im Kopf hatte.
Natürlich könnte man einzelne Personen an einen Film setzen und diejenigen würden dann auch einen guten Job machen. Aber man könnte nie ein ganzes Team so verpflanzen. Und es ist auch nicht unsere Aufgabe, einen Film zu machen. Wir sind gut in unserem Job und dabei sollte man es auch belassen. Ich finde es gefährlich, wenn Mrs. Pac-Man plötzlich eine Handlung erzählen soll. Sie frisst Punkte und Kirschen und du hast deinen Spaß dabei. Schluss, fertig, aus. Ein Spiel macht manchmal einfach nur Spaß.
Meiner Meinung nach müsste man in einem Halo-Film sicherlich den Master Chief als Person mehr herausarbeiten und das müsste noch nicht einmal dadurch passieren, dass er seinen Helm absetzt und dann die ganze Zeit daher redet. Der Übergang vom Spiel zum Film würde sicherlich besser ausfallen, wenn er durch seine Handlungen für sich und seine Auffassung spricht. Der Master Chief ist ein sehr physischer Charakter und das sollte auch im Film reflektiert werden.
In erster Linie auf ihre Kernkompetenz und das Genre, in dem sie auftreten wollen. Es gab Filme, da war nur wichtig, dass Jean-Claude van Damme auf dem Poster stand, aber vergessen wurde, dass man einen Kung-Fu-Film machen wollte. Und das geht meistens nach hinten los. Unser Genre ist ein FPS und dazu haben wir eine breite Palette von Charaktere und Handlungsorten erfunden, die Halo dann zu einer „Intelectual Property“ (IP) gemacht haben.
Der positivste Aspekt ist sicherlich die Begeisterung der Fans, die dann auch auf das Team umgesprungen ist und vielleicht die beste Belohnung für unsere Arbeit war. Der negative Aspekt ist hingegen der immense Erwartungsdruck und da wird fast vergessen, dass Hype eigentlich ein Negativwort ist. Wir wollen keinen Hype, aber wir geben uns mehr als Mühe, die Geschichte von Halo möglichst spektakulär zu erzählen.
Ich habe früher bei recht konventionellen Firmen gearbeitet und vielleicht fehlt mir da der Vergleich. Aber ich finde es selbst nach vier Jahren bei Bungie immer wieder erstaunlich, dass selbst kleinste Dinge sehr demokratisch diskutiert und entschieden werden. Vor einiger Zeit ginge es um die Art, wie Fahrzeuge auf das Wasser auftreten und welcher Effekt dabei entsteht. Aus über 500 verschiedenen Mails haben wir dann eine Entscheidung getroffen und so konnte jeder sein Feedback einbringen.
Wir werden ständig gefragt, ob die Handlung eine Metapher auf den Irak-Krieg, die globale Erwärmung oder die Vogelgrippeepidemie ist. Sicherlich wird Literatur, das Kino und eben auch Videospiele solche aktuellen Krisen reflektieren, aber wir würden uns nie direkt darauf beziehen. Unsere Geschichte spielt im Weltraum oder auf einem Planeten in der Zukunft. Wir wollen ja der Realität entfliehen und wie soll das gehen, wenn man an den Irak-Krieg erinnert wird?