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FIFA 10

Es geht noch besser

Für die FIFA-Reihe war FIFA 09 ein gewaltiger Sprung nach vorne, zumal man auch Konamis Pro Evolution Soccer im vergangenen Jahr hinter sich lassen konnte. Da drängt sich natürlich wieder die Befürchtung auf, dass EA Sports sich wie früher auf seinen Lorbeeren ausruht und die Füße hochlegt. Aber weit gefehlt, denn obwohl in FIFA 10 zwar die Detailänderungen deutlich in der Mehrzahl sind, gibt es doch einige neue Features, die zwar auf dem Papier oberflächlich erscheinen mögen, dem Spiel allerdings noch mehr Realismus und Individualität verleihen.

Als wichtigste Neuerung kann man wohl das 360-Grad-Dribbling bezeichnen. Wer in den letzten Jahren FIFA gespielt hat, wird wissen, dass die Spieler ihre Richtungswechsel in 45-Grad-Schritten vollführten. Wie der Name schon sagt, erstreckt sich die Bewegungsfreiheit hier nun auf die vollen 360 Grad, was in einem natürlicheren Verhalten der Kicker resultiert. Die Jungs laufen wirklich in exakt die Richtung, die man gerade mit dem Analog-Stick anpeilt und können so wesentlich präziser, eleganter durch die gegnerischen Reihen dribbeln oder sich den Ball auf den anderen Fuß legen.

Gleichzeitig wurde das Verhalten der Akteure weiter verfeinert. Die KI-Kollegen reagieren spürbar anders und direkter auf Spielsituationen, schließen mögliche Schlupflöcher. Ein Durchbruch mit einem simplen Pass in den freien Raum wird dadurch nicht mehr so häufig möglich sein wie noch im Vorgänger. Überhaupt halten die Kicker oftmals ihren Fuß in einen Schuss, blocken oder fälschen ihn somit ab. Das verleiht dem Spiel mehr Dynamik, mehr unvorhergesehene Situationen. Aus einem eigenen Angriff kann mitunter blitzschnell ein gefährlicher Konter entstehen. Nicht notwendigerweise durch einen flach gespielten Pass, manchmal bolzt man einfach das runde Geschoss in hohem Bogen nach vorne und vertraut auf den schnellen Stürmer, der das Ding schon rechtzeitig erreichen wird. Oder aber das Spielgerät wechselt in wenigen Sekunden gleich mehrfach den Besitzer, weil Spieler eben stets dazwischensprinten oder -hechten. Timing und Präzision bei einem Pass werden somit nochmals ein Stück wichtiger.

FIFA 10 - Teaser-Trailer

Besonders cool anzusehen: Trickst man einen Gegner aus und will das Leder hinter seinem Rücken in den Strafraum flanken, macht er unter Umständen einen Schritt zurück beziehungsweise streckt sein Bein nach hinten und blockt die Hereingabe im letzten Moment doch noch ab. Das zeigt, dass die Protagonisten einen Zweikampf nicht so schnell aufgeben. Duelle um den Ball dauern länger an und sehen energischer aus. Die zwei streitenden Spieler laufen nebeneinander her, versuchen sichtlich bemüht, ihr Gegenüber mit den Armen und dem ganzen Körper wegzudrücken und die Kugel für sich zu erobern. Das Timing ist selbst bei einer Grätsche nun deutlich wichtiger als die Aktion an sich. Rutscht man zu früh oder zu spät in die Laufbahn, senst man entweder den Kontrahenten um oder verpasst den Ball - primär konzentriert der Angreifer sich aber immer darauf, die Pille zu erreichen. Auch hier bemerkt man die mittlerweile doch sehr schicken Animationen, wenn bei einer Grätsche beispielsweise das Leder unter dem anrutschenden Spieler durchrollt, der Ballführende Kollege kurzerhand über selbigen drüberhüpft und seinen Weg unbeschwert fortsetzt.

Diese Aggressivität und die schnelleren Reaktionen machen nicht ausschließlich bei den Feldspielern halt, sie treffen auch auf die in FIFA 09 manchmal etwas zu braven Keeper zu. Die Torhüter reagieren aktiver als zuvor, kommen sehr aggressiv aus ihrem Kasten, suchen Eins-gegen-Eins-Situationen und lenken den Ball im letzten Augenblick noch über das Torgestänge, anstatt einfach nur den Zuschauer zu spielen. Ebenso dazu gehört die Möglichkeit des „second save“. Lässt der Goalie einen Ball fallen oder abprallen, hechtet er ihm schnell hinterher, um einen etwaigen Nachschuss zu fangen oder erneut mit dem Körper abzublocken.

Für die Entwickler ein weiteres FIFA-Problem des letzten Jahres: Es wurde zu oft Abseits gepfiffen. Das lag weniger an den Schiedsrichtern, sondern viel mehr an den unvorsichtigen Spielern, die einfach nicht gut genug aufpassten und die Abseitsfalle zuschnappen ließen. In FIFA 10 agieren die Stürmer daher sichtlich intelligenter, passen ihre Laufwege geschickter an, versuchen das Abseits zu umgehen und erzeugen somit auch mehr Abwechslung, da sie nicht mehr auf ein und die selbe Vorgehensweise aufbauen. Das trifft im Großen und Ganzen auch auf die Positionierung des Teams zu. Deckung und Positionstausch gehen schneller vonstatten, die Unterstützung der Kollegen ist hilfreicher, sinnvoller.