FIFA 11
So muss Fußball sein
Wenn man über FIFA 11 eines sagen kann, dann wohl, dass es noch mehr auf die beziehungsweise den Spieler zugeschnitten ist. Das betrifft einerseits sowohl die virtuellen Kicker auf dem Rasen als auch den realen Gamepad-Fußballer vor dem Bildschirm.
Das fängt zum Beispiel bei "Personality+" an. So nennt Electronic Arts das Feature, das die Aktionen der Spieler auf dem Rasen noch mehr an ihre realen Vorbilder angleichen soll. Bedeutet konkret: Jeder Spieler hat seine eigene Persönlichkeit, mit der festgelegt wird, wie er mit und ohne Ball agiert. Am besten lässt sich das beispielsweise bei dribbelstarken Akteuren beobachten.
Ein Marko Marin, ein Diego oder eben ein Messi werden auf ihrem Weg nach vorne und in den Strafraum verstärkt zu Dribblings ansetzen, um eure Verteidiger zu umzukurven. Und das ist etwas, was man in den vergangenen Jahren praktisch gar nicht gesehen hat. Vorhersehbare Aktionen und Angriffsmuster, die zwar zuweilen wirklich schön anzuschauen waren, aber es fehlte eben dieses gewisse Etwas. Dieses gewisse Etwas sind eben die Dribblings, die dem Spiel an sich mehr Individualität, mehr Unberechenbarkeit verleihen.
Spielt er nun ab oder versucht er es alleine? So ganz hundertprozentig sicher kann man sich da nie sein, was wiederum auch bedeutet, dass man sich nicht immer einzig und alleine auf die gleiche Vorgehensweise verlassen sollte. Insbesondere die Dribbelkünstler sind zuweilen schwer zu stoppen, verdribbeln sich aber mitunter gerne mal und verlieren wieder den Ball.
Ihr müsst also keineswegs befürchten, dass solche Spieler stets eure Verteidiger im Regen stehen lassen und mit jedem einzelnen Angriff Torgefahr entsteht, zumal sich die KI hier abwechselt und nicht immer nur darauf vertraut, einen Diego durch Dribblings in den Strafraum zu schleusen. Manchmal geht er auch einfach steil und haut den Ball scharf in die Mitte, was natürlich ebenso gefährlich sein kann.
Verbessert hat man in dem Zusammenhang nochmals die Zweikämpfe auf dem Feld. Die Spieler streiten noch entschlossener und mit aller Macht um die Kontrolle des Spielballs, insbesondere wenn man selbst mitsamt Gegner direkt hinter der Kugel her ist, wird munter geschoben und gedrückt, bis letztendlich jemand die Oberhand gewinnt. Und in FIFA 11 ist das nicht immer automatisch der Verteidiger. Wer hartnäckig bleibt, erobert sich mitunter doch noch den Ball und steht so plötzlich alleine vor dem gegnerischen Keeper. Jetzt noch ein paar starke Nerven, einen guten Schuss und das Ding ist im Kasten.
Wer gerne die Grätsche als letztes Mittel einsetzt, sollte sein Timing in FIFA 11 richtig hinbekommen. Der korrekte Zeitpunkt ist nun noch wichtiger, denn ansonsten tretet ihr einfach nur euren Gegenüber von den Socken, was hier meist konsequent mit einer gelben Karte, in manchen Fällen aber auch direkt mit Rot bestraft wird. Die Grätsche entwickelt sich so mehr zum letzten Mittel, um einen gegnerischen Spieler doch noch zu stoppen - oder aber wenn ihr in einer günstigen Position seid oder der ballführende Kicker sich das Leder zu weit vorgelegt hat.
Einen weiteren Beitrag zum mal wieder neuen Spielgefühl von FIFA leistet das sogenannte "Pro Passing System". Kurz gesagt: Verabschiedet euch von den Ping-Pong-Pässen der früheren FIFAs. Im Grunde genommen bedeutet Pro Passing, dass bei jedem Abspiel die Fähigkeiten des jeweiligen Spielers, die aktuelle Situation und der Druck des Gegners ebenso entscheidend sind wie die Richtung, in die der Pass gehen soll, und die Schussstärke.
Das soll nicht heißen, dass keine schnellen Konter oder Spielzüge mehr möglich wären, aber ihr könnt das Leder nicht mehr ganz so einfach von Spieler zu Spieler zum und in den gegnerischen Strafraum passen. Man merkt deutlich, wie die verschiedenen Aspekte hier greifen, besonders bei Querpässen über das Spielfeld. Ist der Schuss zu schwach oder übt der Gegner währenddessen starken Druck auf den Spieler aus, der den Pass gibt, ist es nicht unwahrscheinlich, dass das andere Team dadurch in Ballbesitz kommt, da die Kugel entweder nicht weit genug rollt beziehungsweise fliegt oder einfach eine unpräzise Flanke die Folge davon ist.
Pro Passing zwingt einen gewissermaßen dazu, sich noch genauer zu überlegen, wo man den Ball denn als nächstes hinbefördert. Ein blindes nach vorne Stürmen bringt euch nichts, wenn ihr das Spielgerät einfach nur von Kicker zu Kicker schiebt und euch dabei keinen Vorteil für euch erarbeitet. Der Ballführende kann natürlich versuchen, durch seinen eigenen Weg Räume für die Mitspieler zu öffnen, die dann lossprinten und auf den Steilpass warten, andererseits könnt ihr ebenso versuchen, die Abwehr über Kurzpässe und Dribblings zu überwinden oder Flügelangriffe zu starten.