Final Fantasy 13-2 - Exklusiv-Vorschau
Größer, offener, besser?
Korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass keine Spielereihe eine so fragmentierte Fanbasis hat, wie es bei wie Final Fantasy der Fall ist. Treffen erklärte Anhänger der Reihe aufeinander, lassen hitzige Diskussionen meist nicht lange auf sich warten. "Final Fantasy 7 ist das beste Final Fantasy aller Zeiten!" - "Nein, Final Fantasy 6 ist viel besser." - "Seid ihr blöd? Das Beste ist ja wohl Final Fantasy 10!" - und so weiter, und so weiter... Mit neuen Episoden kommen nicht nur neue Fans an Bord. Jedes Mal meldet sich auch ein guter Teil der harten Basis zu Wort und erklärt ebenso überzeugt wie wortreich, dass der jüngste Teil einen kreativen Ausverkauf, eine Anbiederung an die neuen Fans und eine Ohrfeige für all jene darstellt, die schon seit Jahren dabei sind. Früher war alles besser, Square Enix kann keine guten Spiele mehr machen, Japan ist am Ende... Man kennt die Argumente.
Bei keiner Episode der Reihe schieden sich die Geister aber so sehr wie am 2010 erschienenen Final Fantasy 13. Da zieht sich der Meinungsgraben sogar quer durch die Eurogamer-Redaktion. Während die einen dem Spiel das Fehlen von klassischen Rollenspiel-Elementen wie Interaktion mit Passanten und das Erkunden von Städten und Dörfern ebenso ankreideten wie die unverhohlene Linearität des Abenteuers, fühlte sich ein anderer Teil - der mutmaßlich allerdings nur aus meiner Person besteht - doch über gute 70 Stunden hinweg sehr gut unterhalten. Ich sah einen guten Teil der spielerischen Reduktion als radikale, aber auch durchaus progressive Entschlackungsmaßnahme und nahm Final Fantasy 13 in letzter Instanz als die logische Fortsetzung des Weges, den bereits das allseits geschätzte Final Fantasy 10 einschlug. Es geht eben nichts über eine gesunde Meinungsvielfalt.
Und jetzt versucht Square Enix das in den Augen vieler Fans nahezu Unmögliche. Das Videospiel-Äquivalent zur Quadratur des Kreises. Mit Final Fantasy 13-2 sollen die Fans des Vorgängers ebenso zufriedengestellt werden wie dessen lautstärkste Kritiker. Die positiven Aspekte der letzten Episode - das dynamische Kampfsystem, die überirdisch schöne Grafik und die inhaltliche Komplexität - sollen jetzt mit klassischen Rollenspiel-Werten angereichert werden. Auf der To-do-Liste stehen größere Freiheiten, mehr Abwechslung durch optionale Mini-Spiele, interessantere Quests, mehr Interaktion mit der Umwelt und eine klarer erzählte Geschichte. Ein hohes Ziel hat sich Square Enix da gesetzt. Doch nach ausführlichem Anspielen einer weit fortgeschrittenen Version macht sich Optimismus breit. Es scheint, als wären Produzent Yoshinori Kitase, Director Motomu Toriyama und ihr großes Team tatsächlich auf dem richtigen Weg.
Weit über zehn Stunden konnte ich im spätsommerlich-heißen Tokio in die fast fertige Version des bereits Anfang Februar 2012 erscheinenden Mammut-RPGs reinspielen. Alleine die Tatsache, dass Square Enix Monate vor Release europäische Journalisten nach Tokyo einfliegt, diese dann explizit nach Feedback zum gerade Gespielten fragt und für alle kritischen und konstruktiven Fragen Rede und Antwort steht, zeigt deutlich, dass man sich bewusst ist, dass der neue Teil im Westen glänzen muss. Denn auch wenn die Verkaufszahlen von Final Fantasy 13 nicht nur in Japan - wo die Fans das Spiel weitaus positiver sahen als ihre westlichen Kollegen -, sondern auch in den USA und in Europa absolut zufriedenstellend ausfielen, so ist es für den größten Rollenspiel-Hersteller der Welt doch auch eine Ehrensache, bei der kritischen Spielerschaft seinen guten Ruf wieder herzustellen.
"Bei keiner Episode der Reihe schieden sich die Geister so sehr wie am 2010 erschienenen Final Fantasy 13."
Bereits der Anfang verdeutlicht das neue Vorgehen eindringlich. Die ersten Spielminuten erinnern noch an Final Fantasy 13. In der Rolle von Lightning bestreitet ihr einen dramatischen, furios inszenierten Kampf gegen den geheimnisvollen, ganz in schwarz gekleideten Antagonisten Caius. Die Sequenz ist grafisch grandios, absolut linear und erst einmal kaum in den Kontext einzuordnen. Was tut Lighting in einer gigantischen, leeren Stadt voller zyklopischer Mauern und seltsam anmutender Architektur? Warum trägt sie eine mittelalterlich anmutende Rüstung? Und wer genau ist dieser Caius und was will er von ihr?
Ganz ähnlich wie im Vorgänger wollen die ersten Minuten von Final Fantasy 13-2 gleichermaßen überwältigen wie auch Fragen aufwerfen. Doch dann ändern sich Inszenierung und Spieltempo radikal. Ihr schlüpft in den kurzen Rock von Lightings Schwester Serah, die zwei Jahre nach dem Beinahe-Sturz von Cocoon gemeinsam mit Snows alten Freunden und vielen anderen Menschen ihre vertraute Umgebung verlassen hat und nun in der neu errichten Siedlung New Bodhum auf Gran Pulse lebt.
Als New Bodhum von mysteriösen biomechanischen Monstern angegriffen wird, kommt ihr in letzter Sekunde ein junger Mann zu Hilfe. Der stellt sich als Noel vor und behauptet, er habe Lightning getroffen. Die Lightning, die seit drei Jahren vermisst wird. Die Lightning, die Serah am Ende von Final Fantasy 13 endlich wieder in die Arme schloss und ihr und Snow ihren Segen gab. Die Lightning, an die sich nur Serah erinnert, während alle anderen überzeugt sind, sie hätte ihr Leben im Kampf um Cocoon gelassen.