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Final Fantasy 13-2 - Exklusiv-Vorschau

Größer, offener, besser?

Insbesondere begeistert aber die neue Offenheit des Abenteuers. Die Tage der linearen Schlauchgänge sind eindeutig gezählt. Stattdessen erforscht ihr weite Steppen, verschachtelte Ruinen und komplex aufgebaute High-Tech-Dungeons. Durch das Zeitreise-Element ist es beispielsweise im dritten Kapitel immer wieder nötig, zwischen verschiedenen Zeitebenen zu wechseln, um dem Grund für eine mysteriöse Flan-Invasion in der Sunleth Waterscape auf den Grund zu gehen. Ihr rätselt, ihr forscht, ihr überlegt, wo ihr nach einer Lösung schauen könnt und fühlt euch endlich wieder aktiv beteiligt und nicht, wie in XIII oftmals geschehen, in die Zuschauerrolle verbannt.

Dabei ist das Maß an Kontrolle, das ihr über die Zeit habt, wirklich beeindruckend. Ist ein Szenario scheinbar abgeschlossen, so könnt ihr die entsprechende Node auf den Zeitstrahl auf Wunsch versiegeln und es nochmal spielen. Während eure Levels und euer Inventar erhalten bleiben, sind die Fortschritte des Szenarios wieder zurückgesetzt und ihr könnt versuchen, das dortige Problem auf eine andere, möglicherweise elegantere Art zu lösen. Strukturell heruntergebrochen haben wir es hier mit nicht mehr oder weniger zu tun als einer beeindruckenden Evolution der seit Chrono Trigger beliebten New-Game-Plus-Option. Anstatt bis zum Ende zu spielen und dann das Abenteuer nochmal mit den erworbenen Fähigkeiten und dem erworbenen Wissen erneut anzugehen, könnt ihr selbst frei entscheiden, wann ihr welchen Ort noch einmal besuchen wollt. Nach dem engen Korsett des Erstlings eine echte Wohltat.

Bisher also durch die Bank weg gute Neuigkeiten. Square Enix scheint seine Hausaufgaben hier gründlich gemacht zu haben und scheint nach den bisherigen Eindrücken einen absolut überzeugenden Nachfolger zu präsentieren. Gibt es da denn so gar keine Beschwerden? Nun, ein paar Punkte wären da schon. Da sind beispielsweise die Quick-Time-Events, mit deren Hilfe die Kämpfe etwas aufgepeppt werden sollen. Die wurden für das, was sie sind, recht ordentlich implementiert. Die zu drückenden Buttons sind eindeutig erkennbar, das Timing ist fair und ihr werdet vorgewarnt, wenn ein Quick-Time-Event stattfindet. Trotzdem, tut es heute noch not, dieses seit jeher umstrittene Design-Element in ein Rollenspiel zu integrieren? Gut, meist ist ein falsches Kommando eurerseits nicht so dramatisch, aber es kam auch vor, dass die Party ihr Leben lassen musste, als ich am Ende des Kampfes gegen den riesigen Atlas aus Versehen den falschen Knopf drückte. Klar, ein wenig Dramatik muss sein, sonst wären die QTEs gänzlich umsonst, aber nur wegen einer verpassten Aktion einen ganzen (wenn auch einfachen) Bosskampf nochmal bestreiten? Nun ja...

Auch die neue Art, Kämpfe einzuleiten, ist zwar fair, gefiel im Erstling aber besser. Da liefen die Monster noch direkt sichtbar durch die Lande, ihr konntet eure Gegner schon von Weitem erspähen. Das wurde geändert. Monster werden nun sozusagen in eure Nähe "teleportiert", mit einem saftigen Hieb könnt ihr euch dann nach wie vor die Initiative im Kampf sichern. Schade, dass Square Enix weiterhin am klassischen Kampfbildschirm festhält. Der erscheint zwar ohne jegliche Ladezeit, aber Spiele wie Chrono Trigger, Final Fantasy 12 und vor kurzem erst Xenoblade Chronicles haben gezeigt, dass es auch ohne geht. Und dann sind da noch die allseits beliebten Mikrotransaktionen. Während Final Fantasy 13 noch auf diese verzichtete, könnt ihr hier nun allerlei Krimskrams für echtes Geld erwerben. Erneut kann man auch hier drüber streiten, ob es das gebraucht hätte.

"Ihr rätselt, ihr forscht, ihr überlegt, wo ihr nach einer Lösung schauen könnt und fühlt euch endlich wieder aktiv beteiligt."

Final Fantasy XIII-2 - Lightning-Trailer

Richtig dramatisch ist zum Glück keiner der drei genannten Kritikpunkte. Quick-Time-Events, Gegner-Teleportation und optionale Mikrotransaktionen, das sind bestenfalls kleine Ärgernisse, die dem Spaß, den ich während meiner ausgiebigen Anspielzeit hatte, so gut wie keinen Abbruch taten. Mit fantastischer Grafik, einem unverändert exzellenten Kampfsystem und sympathischen Protagonisten wirkt Final Fantasy XIII-2 zu keinem Zeitpunkt wie ein hastig zusammengeschraubtes Add-On, mit dem man die Serienfans bis zur nächsten "richtigen" Episode vertrösten will, sondern wie ein eigenständiger, handwerklich erneut nahezu perfekt gemachter Vertreter der Final-Fantasy-Serie.

Tatsächlich, wären da nicht die eindeutigen Handlungsbezüge zu Final Fantasy 13, man könnte Final Fantasy 13-2 fast schon als vollwertiges neues Final Fantasy in die Läden stellen. Die enge Verbindung zu seinem umstrittenen Vorgänger könnte die größte Schwäche von Final Fantasy 13-2 sein und alleine durch seinen Titel die potentiellen Käufer abschrecken, die mit 13 einfach weniger anfangen konnten. Daher ergeht mein Appell an all die Rollenspieler da draußen: Macht euch frei von euren Vorurteilen und gebt Final Fantasy 13-2 eine faire Chance. Square Enix hat sein Möglichstes getan, um all die Kritiker zu versöhnen und sie in ein herrliches, phantasievolles und komplexes RPG-Abenteuer zu entführen. Wollt ihr dieses Angebot wirklich ausschlagen?

Final Fantasy 13-2 erscheint am 3. Februar 2012 für Xbox 360 und PlayStation 3 als reguläre Auflage und in diversen Special Editions.

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Thomas Nickel Avatar
Thomas Nickel: Fest in der 16Bit-Ära verwurzelt, lehrt der freie Autor Spielegeschichte an der Frankfurter Games Academy. Wird eher selten vor Ego-Shootern gesichtet.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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Final Fantasy XIII-2

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