Final Fantasy I & II Anniversary
Herzlichen Glückwunsch?
Und die größte Seuche der Japanrolliwelt, die erst in den letzten Jahren langsam ausgerottet wurde, grassiert hier noch im schlimmsten Sinne: Zufallskämpfe. Alle drei bis sieben Schritte. Selbst wenn Ihr nur mal kurz zum Tränke kaufen in die Stadt wolltet, solltet Ihr dafür zehn Begegnungen einplanen. So war das halt nun mal und so ist es immer noch. Lebt damit.
4. Du zeigst Dich freundlich wie nie zuvor
Aber auch wenn Square Enix jetzt nicht groß am Inhalt oder dem Grundgerüst schraubte, ein paar Verbesserungen gibt es schon, die die PSP-Anniversarys im Vergleich zu den sonstigen Compilations zur ultimativen Version erheben. Damit meine ich allerdings nicht den Labyrinth of Time–Dungeon, der PSP-exklusiv kurz vor Ende des Spiels ansteuerbar wird. Ein Höllentrip mit fieslichen Rätseln, der Euch mehr quält als alles andere. Aber die Mühe auch mit den schicksten Items belohnt.
Die anderen Neuerungen sind da weit freundlicher. So dürft Ihr jetzt endlich überall speichern. Auch im Dungeon und kurz vor dem Endgegner. Hurra! Nur 20 Jahre mussten wir darauf warten. Ganz so essentiell wie heute ist das allerdings nicht mehr, denn Square zog den Monstern ein paar der fiesesten Fangzähne. Schwächlicher als damals kommen sie daher, schneller werdet Ihr stark genug sein, um die nächsten Ungetüme bezwingen zu können. Erstaunlich, wie viel Hochlevelzeit Euch Square Enix durch ein paar Änderungen am Zahlengerüst spart.
Zu diesem Komfort passt dann auch die Dash-Funktion, die Euren Helden in den Dungeons und Dörfern Beine macht. Sicher, kleine Änderungen, aber sie lassen das Spielen nicht wie Arbeit oder Bürde, sondern als netten Ausflug auf dem Boulevard der Erinnerungen scheinen.
5. Und schließlich: Das good, old Feeling stimmt noch.
Lasst für eine Sekunde die eher laue Story außen vor. Damals reichte das und auch wenn es nicht mitreißt, führen Euch die Kopffüssler durch eine erstaunlich lebendige Welt. Ihr werdet nur noch einen Level aufsteigen, einen Dungeon erkunden, das nächste Schwert kaufen und den nächsten Spruch lernen wollen. Es gibt immer noch eine Ecke, in der man ja mal suchen und/oder etwas töten könnte.
Zeitgemäß sind die blinden Zufallskämpfe und das sture Hochleveln, bevor Ihr Euch in ein neues Areal wagen könnt, ganz sicher nicht, aber was soll's. Diese Mühe nehmen überzeugte Japanrollenspieler mit einem Lächeln in Kauf, wenn sie dafür einen so charmanten Ausflug bekommen. Und vielleicht gerade dadurch, dass es keine Charaktere gibt, die aus dem Geiste eines anderen stammen, werdet Ihr eine seltsame Verbundenheit zu den selbstbenannten Helden entwickeln.
Auch ohne ausgefeilte Backgrounds werden sie Euch wichtig sein, eben gerade, weil Euch niemand sagt, warum Ihr sie mögen sollt. Oder warum Euch möglicherweise der eine im Laufe der Zeit vielleicht ein bisschen sympathischer wird als die anderen. Die Geschichte ergänzt sich in Eurem Kopf, sie kommt ohne aufwendiges Skript aus und entfaltet einen Aspekt des Gaming, der im Feuerwerk der NextGen-Grafikorgien untergegangen scheint. Es ist Kopfkino. Der kleine Screen gibt die Inspiration, den Rest besorgt Eure Phantasie. So etwas mit der Klasse dieser kleinen UMD zu liefern, ist verdammt rar geworden.
Und so ist Final Fantasy das Fantasybuch, das ich als Kind unter Bettdecke verschlang. Es ist der Drachenfilm, den ich mit großen Augen heimlich bei meiner Oma gucken durfte. Der erste Würfelwurf beim Schwarzen Auge. Es war mein Schritt durch das Hasenloch. Eine Erinnerung an eine Zeit, als alles neu und aufregend war. Kann ich Euch - gerade denen, die noch nie vorher das erste Final Fantasy spielten - diese UMD ans Herz legen und die gleiche Begeisterung erwarten?
Natürlich nicht. Es ist veraltet. Es hat seine Mängel. Die ewigen Zufallskämpfe allein würden schon reichen, um bei einem aktuellen Titel mindestens zwei Punkte abzuziehen. Es ist ein klarer Fall von „für Fans und Nostalgiker“. Und da es in seinem Herz trotz seiner Schwächen immer noch ein gutes Spiel mitbringt, vielleicht auch ein Fall für ein paar Neugierige. Lasst Euch darauf ein, wenn Ihr möchtet, möglicherweise entfaltet sich die Magie auch für Euch. Versprechen kann ich es aber nicht.