Full Auto 2: Battlelines
Schreiend dumm und schrecklich spaßig
Können dämliche Spiele wirklich Spaß machen? Eigentlich müsste man diese Frage mit einem dreisten „Ja“ beantworten, schließlich besaßen auch die Story und Protagonisten des indizierten Epic-Titels einen IQ auf dem Niveau eines Toasters. Und das bekam von uns eine 10! Trotzdem führte diese Frage in der Eurogamer-Redaktion zu einer heftigen Diskussion, die sich über Stunden hinzog. Zankapfel war der harmlose Titel Full Auto 2, bei dem es an sich gar nicht so viel zu Diskutieren gibt. „Nettes Spiel mit abstruser Story“, war meine Zusammenfassung. „Autos mit darauf montierten Maschinengewehren sind Blödsinn“, meinten einige andere. „Entweder Rennen oder Ballern, zusammen macht das keinen Spaß“, so der Tenor ihres Statements. Kein schlechter Punkt, aber ist ein Spiel wirklich scheiße, nur weil man die Mischung nicht mag? Eine ewige Testerfrage, die man prinzipiell damit umgeht, sich ein Genre zu suchen, das man mag. Hier nehme ich aber Full Auto 2 als Möglichkeiten endlich mal ein paar Antworten zu bekommen.
Bei der Entstehungsgeschichte dieses Titels könnte es in etwa so zugegangen sein: Zwei Marketing-Experten sitzen im Keller und stricken Spielideen. Der Eine zum Anderen: „Burnout super, alles geht kaputt.“ Der Zweite: „Ach ja, Ballern ist auch super, geht auch alles kaputt.“ Der Erste wieder: „Warum machen wir nicht ein Rennspiel mit Waffen, bei dem alles kaputt geht?“ Der Zweite: „Super, das wird ein Hit!“ Gesagt, getan und ein Jahr später durfte man in dem ersten Full Auto auf der nagelneuen Xbox 360 seine Runden drehen. Damals natürlich total exklusiv, mit schicker Next-Generation-Grafik und weniger schicken Last-Generation-Rucklern. Trotzdem gab es für den Titel nur mittelmäßige Noten und die Hitparaden blieben von einer Full-Auto-Invasion verschont.
Doch so etwas kann natürlich die beiden Marketing-Experten nicht erschüttern: „Machen wir die ganze Sache nochmal, merkt bestimmt keiner“, der Eine, daraufhin der andere: „Ja, am besten noch für die Playstation3, als Launchtitel wird man eh gekauft.“ Also nochmal die Entwickler dran setzen, ein paar grafische Verbesserungen plus neuen Spielmodus hinzufügen, und schon darf sich das Spiel Teil 2 schimpfen. Solch eine Annahme ist natürlich reichlich böse und hat nichts mit der Realität zu tun, aber gibt einen herrlichen Einblick in unsere wirren Tester-Hirne. Nun also zurück zu unserem Spiel, dass so viel Zwietracht in unsere Redaktion brachte.
Künstliche Dummheit und dicke Wummen
Wer den ersten Teil nicht kennt, kann ja bei unseren englischen Kollegen nachhaken, was noch zu einem ordentlichen Erfolg fehlte. Dieser Meinung kann man sich nur anschließen. Full Auto machte zwar eine Menge Spaß, richtig gut war es aber nicht. Das Gameplay beim zweiten Teil wurde natürlich nahezu eins zu eins übernommen. Im Prinzip geht es um dicke Karren, angeschraubte Maschinengewehre und pure Zerstörung. Beim ersten Versuch setzte man das Ganze allein mit Rennfahreinlagen um, beim Nachfolger sind die Entwickler ehrlicher und spendieren neben den Rennen auch echte Deathmatch-Aktionen á la Twisted Metal.
Zur Story gibt es nicht viel zu sagen: Belanglos und aufgesetzt, bringt es auf den Punkt. Wer es genau wissen möchte: Es strickt sich um die nahe Zukunft, KI gesteuerte Polizeikräfte, Zusammenbruch des Netzes, Verbrecherbanden und einen namenlosen Helden. Alles schon mal gehört, gesehen und gespielt. Wobei ich zugeben muss, dass ich mir nach ein paar Textwüsten keine Mühe gemacht habe, die ganze Sache richtig durchzulesen. Viel verpasst habe ich aber bestimmt nicht.
Die Folge aus unserer Märchenstunde ist also die so genannte Karriere, die in lockerer Abfolge verschiedene Missionen hintereinander klatscht. Da wären erst einmal die bekannten Rennen, wo der Protagonist einen bestimmten Platz erreichen, bestimmte Gegner ausschalten und sekundäre Aufgaben erfüllen muss. Neu dagegen sind die so genannten Arena-Fights, die den Abschuss einer bestimmten Anzahl von Gegner erfordern und oft noch einen Endgegner oben drauf abliefern. An der eigentlichen Spielmechanik wird dabei wenig geändert, der Spieler muss mit der etwas überfüllten Steuerung zurecht kommen und eben kräftig auf die Kacke hauen.
Da man vollkommen auf sich allein gestellt ist, steigt der Schwierigkeitsgrad gerade bei diesen Abschnitten deutlich an. Gerade wenn fünf Gegner auf einmal das eigene Auto auseinander nehmen, braucht man starke Nerven, um nicht in das Joypad zu beißen. Die einzige Hilfe in diesen Momenten ist die „Reparatur“-Funktion, mit der man die Zeit zurückdrehen kann. Besonders mit einem Rammbock macht es Spaß und auch eine ganze Menge Sinn, nach einem missglückten Angriff einen zweiten Anflug zu wagen. Frisch ist hierbei, dass sich Nitro-Boost und die Zeitmechanik denselben Energiebalken teilen. Das vereinfacht nicht nur das sowieso überladene Head-Up-Display, sondern ermöglicht zudem einen individuelle Fahrstil.