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Gran Turismo PSP

Fahren. Nicht Rennen.

Es gibt einen wichtigen Test, den jedes neue Gran Turismo zu bestehen hat: Sind die Computerfahrer in der Lage, einem parkenden Auto auszuweichen oder ignorieren sie ihre Umwelt komplett? Auf Apricot Hill ließ ich die drei KI-Fahrer losheizen, kullerte selber aber nur die paar Meter zur ersten Kurve und stellte mich dort auf die Ideallinie. Die Spannung stieg mit jeder Sekunde. Würde die KI nach der ersten Umrundung des Kurses gnadenlos in meinen schicken 91´er Lamborghini Countach rasen oder vielleicht doch den Hinweis verstehen und ausweichen? Die Spannung stieg, sie tauchten im Rückspiegel auf, näherten sich schnell…

…und rauschten mit Schwung in mein Heck. Erst der Leader, der noch vorbeischrammte. Mit Betonung auf schrammte. Der Zweite kratze ähnlich elegant vorbei. Der Dritte knallte beinahe ungebremst in das Hinterteil des Lamborghini. Gut für diesen, dass sich Polyphony Digital ein Schadensmodell für ein späteres Spiel aufsparte. Der Hammer kommt aber immer zum Schluss. Nummer drei gab nicht einfach wieder Gas, sondern setze zurück. Mit steigender Verwunderung ließ sich im Rückspiegel beobachten, wie der KI-Fahrer rückwärts die Fahrbahn verlies, durch das Sandbett heizte, um dann weit hinten in die Bande zu donnern. Nur um dann doch endlich wieder die Orientierung zu finden, zur Straße zurückzukehren und das Rennen fortzusetzen. Dieser kleine, völlig undurchsichtige Ausflug kostete ihn gute 15 Sekunden.

Nein, die KI hat seit 2005 nicht viel dazugelernt und seit Gran Turismo 5 Prologue, wo es deutlich schwieriger war, selber Hindernis zu spielen, einiges vergessen. Als es irgendwann mal hieß, dass Gran Turismo PSP ein Gran Turismo 4 in klein werden würde, hat man nicht gelogen. Genau das trifft es am besten. Mit allem Guten, was in dieser Analogie steckt, wie auch mit allen Schwächen, die der PS2-Renner damals so mitbrachte. Aber eigentlich stammen die ja gar nicht aus 2004. Es sind Mängel, die die Serie schon seit Ewigkeiten plagen und PSP Gran Turismo erinnert uns halt einmal mehr daran, dass die KI der Computergegner für „Künstliche Ignoranz“ steht.

Gran Turismo PSP - Trailer

Statt halbwegs sinnvoll zu reagieren, rammen sie euch gnadenlos zur Seite. Platz da, die Linie gehört mir. Leistet ihr euch mal einen kleinen Rutscher ins Sandbett und kommt deutlich langsamer, als es sein sollte, auf der Geraden heraus, dann meidet ihr besser die Linie. Aber tröstet euch damit, dass ihr vor der Kurve immer noch ohne Reue Autoscooter spielen dürft. Keine Schäden, kein Schadensmodell, keine falschen Hemmungen.

In bestenfalls der Hälfte der Fälle wird die KI, auch wenn mehr als genug Abstand und Reaktionszeit übrig ist, nicht in euch reinrauschen. Ihr habt es halt gewagt, auf der Linie zu sein. Das steigert auch die Freude bei den über 100, teilweise großartigen Challenges, früher noch Fahrschule genannt. Dort finden sich ein paar sehr knackige Überholmanöver. Rammt ihr ein Auto, seid ihr raus, verlasst ihr die Fahrbahn, auch. Man kennt das System ja von früher. Dass ihr aber auch rausfliegt, sobald euch einer der Zombies ins Heck rauscht, weil er sich mal wieder weigerte, zu bremsen, zerrt arg an den Nerven. Zumal es hier wirklich um kleinste Zeit und Bewegungsfenster geht.

Diese dramatischen KI-Mängel wären nicht mal so übel, könnte man wenigstens sagen, dass man eh nur online unterwegs ist und die KI nur anderen passiert. Aber wie es auf der PSP ja meist so ist, gibt es nur einen Ad-hoc-Modus. In Japan ist das bestimmt klasse, dort reicht man ja scheinbar eine PSP zum U-Bahn-Ticket dazu. Hierzulande ist die Verbreitung deutlich niedriger und solltet ihr nicht gerade drei Freunde mit drei Mal Gran Turismo PSP in direkter Verbindungsreichweite haben, dann seid ihr nun mal auf Zeit-, Drift- oder eben KI-Rennen angewiesen.