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Grand Theft Auto: Chinatown Wars

GTA süß-sauer

Und das ist vermutlich der größte Verdienst des Spiels. Alle Autos, Lastwagen Motorräder, Feuerwehrwagen oder Panzer haben voll ausmodellierte 3D-Karosserien und eine Physik, die ein exzellentes Gefühl von Gewicht und Straßenlage vermittelt. Sie malen mit ihren Reifen schwarze Donuts auf den Untergrund, kegeln Container und Straßenlaternen aus dem Weg, entleeren Zeitungsstände in alle Windrichtungen. Können abheben, sich überschlagen und schmettern leichtere Fahrzeuge in bester Alarm für Cobra 11-Manier als Feuerball in den dritten Stock eines Hochhauses.

Wolkenkratzer, Hochbahn-Schienen oder der Torbogen am Outlook Park ragen majestätisch – und zum Teil beim Durchfahren transparent – in den Bildschirm hinein und die Masse an physikalisch erstaunlich ansprechend simulierten Details geben Liberty City auf dem DS dasselbe Gefühl einer lebendigen Stadt. Auch auf dem Handheld erlebt man Tag und Nachtwechsel, nahtlose Wetterübergänge, samt Regenschirm-bewehrten oder vor Niederschlag flüchtenden Passanten und ganz allgemein das so typische wuselige Treiben der virtuellen Metropole.

Natürlich kommt ohne die Schulterperspektive nie dieses Gefühl des virtuellen Tourismus auf, das die 3D-GTAs so prägte. Und natürlich ist man bei der Orientierung mangels Fixpunkten am Horizont mehr denn je auf das GPS angewiesen. Doch erstens liegt der Fokus von Chinatown Wars ohnehin mehr auf arcadiger Autofahr-Action als auf dem Erkunden, und zweitens funktioniert das eingebaute Navigationssystem des PDAs dank des Touchscreens und der komfortablen Wegfindungsoptionen ganz ausgezeichnet.

Neben den überaus praktischen PDA-Funktionen, mit denen man Statistiken studiert, Emails liest, sich beim Waffen-Mailorder „Ammunation.net“ eindeckt oder seine Kontakte verwaltet, hat sich Rockstar Leeds noch einiges für den Touchscreen des DS einfallen lassen. So gibt es gleich mehrere unterschiedliche Minigames für das Kurzschließen verschieden gesicherter Autos. Entweder Ihr löst bei einem älteren Modell zuerst die Schrauben der Zündverkleidung und führt dann die Drähte zusammen. Oder Ihr hackt über den USB-Port der Alarmanlage die Wegfahrsperre mit Eurem PDA, indem Ihr rechtzeitig den eingeblendeten Code eingebt. Alles innerhalb eines Zeitlimits natürlich.

Die Minispiele sind exzellent in den Spielkontext eingebunden. Hier eine Bombenentschärfung.

An Tankstellen füllt Ihr indes manuell leere Glasflaschen mit Benzin für Molotov-Cocktails, deren Flugbahn Ihr dann im laufenden Gefecht ebenfalls über ein kreisrundes Feld auf dem unteren Display mit dem Finger manipuliert. Die Liste der lustigen Touchscreen-Spielereien könnte man noch sehr lange weiterführen. Allerdings möchte ich einige Überraschungen nicht vorweg nehmen. Wichtig ist: Diese Spielereien wirken nie gezwungen, sind immer passend und variieren in willkommener Weise das Tempo der Kampagne, ohne den Spielfluß zu stören. Das liegt auch daran, dass fast alle Funktionen auf dem berührungsempfindlichen Display bequem auch mit dem Daumen oder Zeigefinger durchgeführt werden können und man nur selten den Stylus zur Hand nehmen muss.

Diese Touch-Intermezzi durchziehen auch viele der besseren „Fahre hierhin und vernichte diesen und jenes“- oder „Beschaff dieses oder jenes Fahrzeug“-Missionen der jüngeren GTA-Geschichte. Etwa, wenn man auf einen feindlichen Pickup springt und dessen wertvolle Ladung per Zeigefinger auf das Fahrzeug des Komplizen wirft, das Auto eines Feindes verwanzt oder eine Reihe Autobomben unter gewaltigem Zeitdruck entschärfen muss.

Neben den Story-Missionen, die für ein unterhaltsames Dutzend Stunden Spielspaß garantieren, kehren auch die Taxi-, Bürger- und Feuerwehr-Missionen zurück, einige illegale Rennen warten auf neue Bestzeiten und wer mag, darf auch Lieferwagen der Konkurrenz abfangen und nach Drogen auf den Kopf stellen. Sogar einige „Spezialaufträge featuring Kettensägen“ feiern ein Comeback und laden zur Medallienjagd ein. Das hat zwar trotz der bronzenen, silbernen und goldenen Abzeichen wenig mit dem „Olympischen Gedanken“ zu tun, trotzdem werden die meisten Spieler, nicht zuletzt wegen der Option, seine Statistiken ins Netz hochzuladen, hier etliche Stunden versenken.