Guitar Hero: Aerosmith
Billiger als eine Konzertkarte
Der Titel dieses Reviews sollte eigentlich nicht Guitar Hero: Aerosmith heißen. Das klingt nämlich fast so, als würde es sich hier um einen neuen Teil, der von mir heiß verehrten Guitar Hero-Serie handeln und nicht um eine schlichte Ausschlachtung auf Basis des Vorhandenen. Wie wäre es stattdessen mit „Guitar Hero 3 Revisited only by Aerosmith“? Nein, nicht ganz. „Guitar Hero 3 Light, feat. Aerosmith“? Nah dran.
Jetzt hab ich es: „Das Downloadpaket, das eigentlich für 20 Euro verkauft werden sollte, aber jetzt als neues Spiel über die Theke geht, obwohl es das nicht ist“. Übertriebene und entwaffnende Ehrlichkeit gehört leider nicht unbedingt zu den großen Stärke der Industrie, also könnt Ihr es als „Guitar Hero: Aerosmith“ erstehen.
Solltet Ihr Guitar Hero 3 kennen, erübrigen sich alle Erklärungen zum Spielprinzip und Design. Alle anderen können sich in unserem Test zu Guitar Hero III: Legends of Rock, denn dem gibt es mit der neuen Scheibe, zumindest soweit es den Ablauf betrifft, wenig hinzuzufügen. Konzeptionell oder bei der Benutzerführung sahen Activision und Neversoft wenig Grund für bedeutsame Veränderungen.
Warum auch. Das Spieldesign grenzt für das, was es machen möchte, an perfekt. Und jede überhastete Verbesserung hätte wohl nicht viel Gutes bedeutet. Stattdessen nenne ich mal die neuen Features, die Ihr für den stolzen Vollpreis erhalten werdet. Während der generelle Look, die Boards und die alten Figuren praktisch identisch blieben, nahm sich Neversoft die Bewegungen der Rocker vor und brachte sie dazu, sich ein wenig mehr wie Rockstars auf der Bühne zu verhalten.
Mehr Gepose, mehr Interaktion zwischen den Spielenden, es wirkt alles ein wenig lebendiger auf den sechs neuen Bühnen, inspiriert von alten Aerosmith-Tour-Locations. Das Spektrum reicht von Halle der Highschool, in der die Rocker aus Boston ihren ersten Auftritt hatten, über Max´s Kansas City in NY bis hin zu den ehrwürdigen Örtlichkeiten des Orpheum Theatres und der Rock n Roll–Hall of Fame.
Die Band wurde natürlich in voller Glorie digitalisiert, nicht zuletzt dank exzessiv bei der Entwicklung eingesetzter Motion Captures. Auch wenn es ein wenig stört, dass Ihr für einen Aerosmith-Song Joe Perry nehmen MÜSST. Aerosmith mag offensichtlich keine Gastauftritte von Lars Umlaut. So wird insgesamt schon ein wenig Neues für das Auge geboten.
Aber wen interessiert es! Beim Spielen kriegt Ihr sowieso nichts davon mit. Lediglich ein Spiel vor fanatischen Aerosmith-Anbetern sammelt hier ein paar Bonuspunkte, als Spielendem geht Euch die leicht abgeänderte Show nach zwei Minuten am Arsch vorbei. Verzeiht den Ausdruck, aber Aerosmith benutzt ihn in mindestens drei Songs, also sage ich es jetzt auch mal. Alles was zählt, sind die Songs, der wichtigste Aspekt des Pakets. Andere Faktoren zählen am Ende bei Guitar Hero nur wenig.
Was fällt mir als Gelegenheitsaerosmith-Hörer denn so spontan ein? Lovin in an elevator. Check, ist da. Livin on the edge. Da ist es, perfekt. Walk this way. Keine Frage, natürlich. Sowohl Original als auch mit Run D.M.C.. Dude looks like a lady. Uups, wo ist er denn? Das Gerücht, dass Tyler den Song nicht mag, scheint zu stimmen und obwohl sonst auf jedem Aerosmith Best-of vertreten, glänzt er hier durch Abwesenheit.