Hatsune Miku: Colorful Stage bringt den Rhythmus der Arcade-Hallen auf's Handy
Wir haben ins neue Spiel des Vocaloid-Universums reingespielt
Hatsune Miku ist ein Phänomen, das man nicht unbedingt verstehen muss. Fans lieben die virtuelle Sängerin so sehr, dass sie so weit gehen, eine echte Heirat mit dem fiktiven Charakter zu organisieren. Hatsune Miku existiert seit 2007 als Produkt einer Software namens Vocaloid, die durch eine Sprachsynthese künstlichen Gesang erzeugt. Miku war die erste Stimme des Programms, das es bis Dato schon in die fünfte Phase mit über 60 Stimmen geschafft hat.
So ein großes Projekt stellt nicht nur echte Konzerte mit 3D-Projektionen des Charakters auf die Beine, sondern breitet sich in alle möglichen Medien aus. Von Autos über eigene Anime-Serien, ist es nur logisch, dass das Franchise es auch in Welt der Videospiele schaffte. Nach Hatsune Miku: Project Mirai und Project DIVA, geht nun ein brandneues Rhythmusspiel mit der virtuellen Sängerin namens Hatsune Miku: Colorful Stage an den Start, und zwar als Mobile-Game.
In Colorful Stage werden fünf Bands vorgestellt, deren Charaktere extra für das Spiel entwickelt und mit menschlichen Stimmen vertont wurden. In den bereits bekannten Songs des "Mikuversums" kommt eine Mischung aus echten und synthetischen Stimmen zum Einsatz. Die Welt des neuen Handyspiels nennt sich SEKAI (das japanische Wort für "Welt") und bietet eine Menge Inhalte. Darunter sowohl die Geschichte über die neuen Bands, als auch zu den Vocaloids. Das Rhythmusspiel kommt aber ebenfalls nicht zu kurz: Ihr habt bereits zu Anfang eine große Auswahl an Songs. Mit der Geschichte oder dem Shop können neue Tracks hinzugefügt werden. Später erschienen Events und virtuelle Shows, die ebenfalls das Musik-Arsenal erweitern.
Das Gameplay unterscheidet sich dabei sichtlich von den Vorgängern. Es lehnt sich an Rhythmusspiel-Arcades an, die man in Japan findet und sich am späten Nachmittag größter Beliebtheit erfreuen. Zwischen fünf Schwierigkeitsgraden könnt ihr hier nach Lust und Laune hin- und herwechseln. Die Herausforderung liegt nicht nur im Rhythmus, sondern auch in den unterschiedlichsten Bewegungen. Aber seht selbst:
Bisher gefällt mir das Rhythmusspiel gut, es versetzt mich zumindest virtuell in eine Zeit vor der Pandemie, in der ich mich gerne in solchen Musik-Arcades in Tokyo vergnügte. Trotzdem gab es leider Elemente, die mich dann vom langfristigen Spielen abhielten: Allen voran ist das Gacha-System daran Schuld. Nicht, weil die kosmetischen Änderungen, welche man im Zufallsprinzip ergattern kann, einen aus dem Spiel reißen. Diese sind nicht in allen Songs zu sehen, weil nicht alle spielbaren Lieder die Charaktere mit Video zeigen. Es geht eher darum, dass das Gesamtkonzept mit viel zu vielen Währungen und kleinem Sammelkram überrannt wird.
Kristalle und Musikkarten für das Gacha-System, Energie für die Musikstücke, Coins und Virtua-Coins, Gacha Sticker, Wish Pieces, Happy Charm, Cute-, Cool-, Pure-, Happy-, Miracle- oder Mysterious-Gem, Magic Cloth, Thread, Card Stamp Voucher und dann noch verschiedene Scores (Skill Up, Practice, Beginner, Intermediate) zum Leveln der Charaktere. Das ist ganz schön überfordernd, denn man sammelt quasi alles gleichzeitig, um Kleidung zu nähen, mehr Punkte in den Konzerten zu erreichen und natürlich, um mit dem Zufallsprinzip coole neue Outfits für die Charaktere zu ergattern.
Dazu kommt noch, dass es sechs verschiedene Gruppen gibt, deren Mitglieder alle individuell gelevelt und mit Outfits versorgt werden wollen. Das Menü ist dabei ebenfalls brechend voll. Alle NPCs wollen in schon gestalteten Szenerien jeden Tag mit einem sprechen. Das gibt vor allem Kristalle, aber will man wirklich jeden Tag in einem Rhythmus-Spiel mit Dialogen verbringen, die man am Ende nur vorspult?
Die Geschichte, die ich prinzipiell für gelungen halte, ist zusätzlich mit vielen kleinen Events angereichert. Neben den sechs Haupthandlungen gibt es auch Event Stories, Side Stories und weitere kleine Ausflüge mit den Bands. Neben den klassischen Solo-Shows gibt es Koop-Shows und Virtual Shows, wobei letztes zeitlich begrenzte Events sind, bei denen man in eine Online-Welt mit eigenem Avatar eintreten kann. Gerade die Virtual Shows fühlen sich dabei nach einem echten Konzert mit Hatsune Miku an.
Ihr merkt es vielleicht schon, Hatsune Miku: Colorful Stage bietet unglaublich viel Inhalt, in den Fans eine Menge Zeit investieren können. Gerade Hardcore-Fans dürften sich über die Herausforderungen im Gameplay hinter den letzten zwei Schwierigkeitsstufen freuen. Die schiere Anzahl an Sammelgegenständen, Figuren oder einfach Handlungsmöglichkeiten kann aber schnell überfordernd wirken. Nach den ersten Tagen, in denen ich mich regelmäßig einloggte, war mir das schon etwas zu viel: In erster Linie will ich mich nämlich in der Musik-Arcade verlieren und die ruhige Story genießen.
Es ist nicht so, dass mir das genommen wurde, aber ich hatte das Gefühl, dass das Spiel mich oft in meiner Gemütlichkeit unterbrach und mir "Oh Mein Gott, hast du etwas noch NICHT gesehen, dass man hier KOSTÜME schneidern kann?? Oh, und hier warst du auch noch nicht?! Vergiss nicht deinen Charakter mit Tickets zu versorgen, damit du MEHR PUNKTE bekommst! Das ist alles so cool hier, du solltest einfach FÜR IMMER hier bleiben!!" ins Gesicht brüllte. Das ist wahrscheinlich Geschmackssache, ich mag meine mobilen Spiele lieber gemütlich. Wenn ihr aber gerade nach einer rhythmische Herausforderung und buntem Konfetti sucht, dann werdet bei Colorful Stage genau das vorfinden.