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Hei$t

Hände hoch, das ist ein Banküberfall

Heat, Michael Manns Version des epischen Ganstermovies, bot etwas, was so und in dieser Konsequenz im Kino davor noch nicht zu sehen war. Der klassische, sorgfältig geplante Banküberfall – rein, alle auf den Boden, Safe auf, 120 Sekunden, wieder raus – wurde zuerst zelebriert. Und im nächsten Moment verwandelte sich der Film in den audio-visuellen Overkill der Leinwandverwirklichung eines Egoshooters.

Geschätzt zehn Minuten beharkte sich das Team aus vier Leuten um DeNiro mit Pacino und seiner halben Hundertschaft schwer bewaffneter Cops. Mit den 38ern hielt sich niemand auf, alle hatten Sturmgewehre dabei. Tote links und rechts, explodierende Autos, das war kein Banküberfall mehr, das war Krieg, mit der Übertriebenheit eines actionsüchtigen Ballerspiels.

Wilde Shoot-Outs in Häuserschluchten habt Ihr schon oft in einem Spiel bekommen, zuletzt sogar recht ähnlich in Kane & Lynch: Dead Men. Hei$t, so der leicht verspielte Titel von Codemasters für Mitte des Jahres angekündigtem Spiel, geht einen etwas anderen Weg und stellt das Ballern nicht in den Vordergrund. Ihr spielt nicht zwangsläufig die Schlacht in den Straßen nach. So etwas passiert nur, wenn Ihr den Hauptteil des Spiels vergeigt. Die Planung und Ausführung des Bruchs inklusive einer Flucht, die nicht die Innenstadt in eine demilitarisierte Zone verwandelt.

Seit „They Stole A Million“ zu seligen C-64 Zeiten haben sich recht wenige Spiele mit der delikaten Kunst eines modernen Einbruchs oder Banküberfalls beschäftigt. Hei$t trägt das Thema jetzt endlich in eine offene Welt des Verbrechens, die nur auf den ersten Blick stark an GTA erinnert. Es geht zu einem großen Teil zunächst um alles, was vor dem Überfall kommt. Die Planung. Und zwar jede Menge davon.

Auch wenn es cool aussieht: Grafisch gibt es noch einiges zu tun.

Das meiste davon läuft aus Informationen hinaus. Davon werdet Ihr jede brauchen, die Ihr finden könnt und Uncle Sal ist Euer Freund. Uncle Sal weiß gegen Bares einfach alles. Wie viele Wachen sind in der Bank, wie sieht der Grundriss aus, wie ist der Safe gesichert, wie funktioniert die Alarmanlage, wie viele Kunden sind wann in der Bank. Von Uncle Sal bekommt Ihr von Infohäppchen bis hin zum komplett ausgearbeiteten Bruch – Vorsicht, traut keinem Plan komplett, den Ihr nicht selbst geschmiedet habt – so ziemlich alles.

Ihr könnt Euch aber das Leben noch einfacher machen. Manche Informationen drehen sich auch um die Bankangestellten selbst. Solltet Ihr etwa in den Besitz eines Schmuddelvideos mit dem Bankdirektor als Hauptdarsteller kommen, würde er sich bestimmt für Eure Suggestionen offen zeigen und vielleicht ohne großen Widerstand den Safe öffnen. Oder vielleicht lässt ein Wachmann auch mal die Hintertür auf und schaltet eine ansonsten sehr lästige Kamera aus. Euer Leben lässt sich schon im Vorfeld stark vereinfachen, wenn Ihr alles herausbekommt, was es über einen Job zu wissen gibt.

Eine Sache könnt Ihr aber nicht machen und das ist ein Solo-Bruch. Einfach nur mit der Pistole in der Westentasche in die Bank gehen, klappt vielleicht in einer kleinen Sparkassenfiliale, bei einer gut gesicherten amerikanischen Großbank wird so etwas schnell und nicht in Eurem Sinne enden. Und allzu viel Beute könnt Ihr allein auch nicht tragen, also muss ein Team her.

Die Straßen von San Francisco.

San Franciscos Unterwelt der Wechseljahre zwischen den 60ern und 70ern – Dog Day Afternoon lässt grüßen – hat da alles bereit, was Ihr so braucht. Safeknacker, Fahrer, Muskeln, Schützen, was darf es sein? Jeder der Gangster in Hei$t genießt einen gewissen Ruf und bringt auch seine Persönlichkeit mit in den Job ein.

Solltet Ihr jemanden anheuern, der in der Vergangenheit schon häufig und viel zu schnell zur Waffe griff, könnt Ihr nur wenig Hoffnung hegen, dass er es diesmal nicht tun wird. Ihr braucht ein Team, das dem Job und Eurem Plan entspricht. Ein brutaler Überfall kann mit einer Truppe ängstlicher Feinarbeiter genauso wenig Erfolg haben wie ein subtiles Stück Arbeit mit schießwütigen Schlägern.

Habt Ihr alle zusammen, kennt jeden Aspekt der Bank auswendig, sind alle Vorbereitungen getroffen, kommt der große Moment. Ihr betretet die Bank. Normales geschäftiges Treiben, alle gehen ihren Angelegenheiten nach. Es scheint ein normaler, sonniger Montag in San Francisco zu werden. Bis Ihr „Hände hoch, das ist ein Überfall“ in Euer Headset brüllt.

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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HEI$T

PS3, Xbox 360, PC

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