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Homefront

Knapp daneben

Im zweiten Modus, Ground Control, muss man dagegen selbst aktiv werden. Es gibt drei Phasen. In jeder Einzelnen gilt es, drei Flaggenpunkte einzunehmen. Besitzt ihr die Oberhand, füllt sich euer Konto, habt ihr die erforderliche Punktzahl erreicht, verschiebt sich die Frontlinie. Die Besonderheit: Gewinnt ihr in der nächsten Phase, könnt ihr den Gegner zurückdrängen und am Ende vielleicht doch noch besiegen. Zu Beginn gibt es kaum Fahrzeuge und das Chaos hält sich in Grenzen. Du, dein Sturmgewehr, ein paar Granaten und vielleicht noch eine kugelsichere Weste. Das muss genügen, um die Feinde zurückzudrängen.

Mit jedem Abschuss und mit jedem eingenommenen Flaggenpunkt eskaliert dann aber das Spielgeschehen. Auf einmal tauchen Fahrzeuge auf, Luftschläge lassen den Boden erzittern und aus den recht gemütlichen Infanterie-Gefechten wird eine ausgewachsene Massenschlacht. Speziell auf einem vollen Server mit 32 Spielern muss man gehörig aufpassen, um in dem Stahlgewitter nicht schon nach wenigen Sekunden ins Gras zu beißen. Zum Glück sind die Respawn-Zeiten erfreulich niedrig, vor allem wenn man in ein laufendes Spiel einsteigt, eine echte Erleichterung.

Eine weitere geniale Idee ist der Battle-Commander-Modus. Die KI markiert dabei Spieler, die besonders geschickt agieren. Nach einer bestimmten Anzahl von Kills, ohne selbst getötet zu werden, steigt ihr eine Bedrohungsstufe nach oben. Anfangs werden zwei, später immer mehr Gegner auf eure Position angesetzt. Ein gelber Kreis zeigt an, wo ihr euch aufhaltet. Gleichzeitig werden eure Fähigkeiten mit jeder Stufe verbessert. Anfangs gibt es eine kugelsichere Weste, dann eine höherere Laufgeschwindigkeit, eine persönliche Gegnererkennung und am Ende mehr Schaden. Das Maximum sind fünf Sterne, dann jagt euch praktisch das gesamte feindliche Team. Unterm Strich eine geniale Mechanik, um Camper und extrem defensive Spieler aus der Deckung zu locken.

Die Karten sind schick designt, groß genug und taktisch nahezu perfekt ausbalanciert. Gerade im Gegensatz zu den beengten Einzelspieler-Abschnitten genau die richtige Portion Freiheit, um kein Gefecht zur Routine verkommen zu lassen. Die meiste Zeit seid ihr dabei auf amerikanischen Hinterhöfen, an Freeways, Kleinstädten und auf Farmen unterwegs. Aktuell sind es nur ein halbes Dutzend Karten, diese sind aber wiederum in bis zu drei Abschnitte unterteilt, es gibt also genug Material, um euch Wochen zu beschäftigen.

Homefront - Gameplay-Video: Die ersten 20 Minuten

Im Gegensatz zur Konkurrenz sind auch auf Konsolen bis zu 32 Spieler unterwegs. Kaos überlegt sogar, später noch größere Karten anzubieten. PC-Spieler bekommen neben alternativen Steueroptionen noch eine rudimentäre Clan-Unterstützung, einen vernünftigen Server-Browser und ein Squad-System geliefert. Nicht so spielentscheidend wie die grafischen Unterschiede, aber ein nette Dreingabe.

Gleich vorweg: Offline ist Homefront gerade mal überdurchschnittlich. Wer keine Lust auf den Multiplayer-Modus hat, bekommt zum Vollpreis einfach nicht genug Gegenwert. Die Kampagne ist nicht nur zu kurz, sondern auch nur halbherzig ausgearbeitet, die Grafik durchwachsen und die Geschichte nur halb so stark, wie es Danny Bilson gern hätte. Es fehlen einfach die zündende Idee, ein wirklich herausragendes Game-Design und eine letzte Portion Feinschliff, um sich hier von der Konkurrenz abzusetzen. Das Experiment storygetriebener Ego-Shooter ist hier einfach schiefgelaufen. Am Ende werdet ihr genauso durch eine 08/15-Achterbahn geschickt wie bei Killzone 3, Bad Company 2 und Call of Duty. Für meinen Geschmack einfach zu wenig.

Zum Glück reißt es der Multiplayer-Modus wieder heraus. Die wirklich brachialen Gefechte, die hervorragende Steuerung und die vielen frischen Ideen, werden mich die nächsten Wochen und Monate beschäftigen. Es ist einfach eine Freude, blitzschnell an die Front zu sprinten und mit den Dutzenden Waffen, Fahrzeugen und Drohnen für Chaos zu sorgen. Ein wirklich gigantischer Spaß, der zudem mit dem genialen Battle-Commander-Modus das lästige Campen ein für alle Mal aus der Welt schafft. Da ich selbst vor allem Multiplayer-Spieler bin, drücke ich deshalb an dieser Stelle beide Augen zu und verpasse Homefront trotz der viel zu kurzen Kampagne gerade noch so eine 8. Unterm Strich trotzdem eine kleine Enttäuschung, ich habe mir einfach mehr versprochen.

Homefront ist ab heute für Xbox 360, PS3 und PC erhältlich.

8 / 10

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