Homefront
Born in North Korea
Bei der Vorstellung von Homefront im letzten Jahr konnte ich es mir ja nicht verkneifen, ein wenig über die Story zu lästern. Einmarsch der Nordkoreaner in die USA? Sicher... Mein Vergleich mit einem Überfall Liechtensteins auf Deutschland klang zwar noch weniger plausibel, aber ich bekomme ja für solche Ideen auch nicht ein paar Hundert Dollar pro Stunde. Noch schlimmer wurde es aber, als der CIA-Analyst Tae Kim auf dem Pre-E3-Event in New York verzweifelt versuchte, das Ganze zu erklären.
Berechtigterweise warf THQ Creative Director Danny Bilson die Frage auf: „Wie verdammt nochmal sollen sie uns diese Geschichte glauben?“ Mit viel Hintergrundwissen, einer dicken Portion Phantasie und einem simplen Credo gelang es dem Spezialisten, ein Szenario zu entwerfen, das zwar mehr Lücken aufweist als mein Gedächtnis nach einem Saufgelage. Trotzdem war es interessant, wie es ihm gelang, innerhalb von 17 Jahren aus einem Dritte-Welt-Land am Rande des Verhungerns einen der mächtigsten Spieler auf der internationalen Bühne zu machen.
Der Tod von Diktator Kim Jong-Il im Jahr 2015 spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sein Sohn Kim Jong-Un gibt sich deutlich weltoffener und kann mit einigen populären Entscheidungen das Vertrauen der Südkoreaner erlangen. Unter seinem Namen wird Korea geeint und als New Korean Federation zu einer nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsmacht. Ja, es klingt wahnwitzig, dass die Südkoreaner einen Herrscher aus der kommunistischen Diktatur anerkennen, aber wer hätte gedacht, dass Hitler innerhalb von sechs Jahren die gerade geschlagenen Deutschen in einen Weltkrieg führen würde?
Immer wieder tun sich Lücken in seiner Konstruktion auf, doch er erklärt dies mit unwahrscheinlichen, aber durchaus möglichen Wendepunkten in der Geschichte. Dazu setzt er auf recht logische Schritte wie die Annektierung Japans, den Beitritt der Tiger-Staaten in die Föderation und die brutale Aufrüstung auf satte 25 Millionen Fußsoldaten. Die Invasion selbst wird dabei durch einen ungewöhnlichen Trick ermöglicht. Zuerst wird ein als Wettersatellit getarnter Atomsprengkörper in der Atmosphäre gezündet und dadurch die gesamte USA ins Chaos gestürzt.
Anschließend erreichen als Flüchtlingstransporter getarnte Containerschiffe die Westküste und laden reguläre Truppen ab. Das Durcheinander nach dem EMP-Schlag behindert die durch die Wirtschaftskrise geschwächte US-Armee. Sie können die Invasion nicht verhindern und müssen tatenlos zuschauen, wie es sich die Angreifer in Kalifornien gemütlich machen. Damit aus dem Osten keine Verstärkung heranrückt, wird der Mississippi stark radioaktiv verseucht und mit Luftabwehrbatterien gesichert.
Es entsteht ein zweigeteiltes Land, das unter dem harten Knüppel der Invasoren zu leiden hat. Doch wie es sich für sturköpfige Amerikaner gehört, gibt es Widerstand. Bis an die Zähne bewaffnet, üben sie den Aufstand und versuchen den Koreanern das Leben zur Hölle zu machen.