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Homefront

Born in North Korea

Die Grafik macht hier einen guten Eindruck, auch wenn dem Spiel im aktuellen Zustand noch die Detailverliebheit eines Call of Dutys abgeht. Speziell das Feuer bewegt sich nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Schlecht definiert und fast ein wenig ätherisch schwebt es über den Gegnern, wird aber laut Entwicklertruppe noch einmal komplett überarbeitet.

Auch die Animationen waren noch nicht final. Die Übergänge zwischen den unterschiedlichen Phasen wirken unsauber. Dafür geht es ordentlich zur Sache. Die im letzten Jahr angekündigte Drama-Engine ist immer noch drin, setzt explodierende Gebäude, brennende Gegner und angreifende Panzer richtig in Szene, indem die Kamera sich in die entsprechende Richtung verschiebt.

Es bleibt sogar ein wenig Zeit für Charakterentwicklung. Als ihr euch gemeinsam mit Connor und Rianna in einem Turm verschanzt, droht die Dame zusammenzubrechen. Der Druck und die Gewalt sind ihr zu viel. Connor richtet sie mit ein paar markigen Sprüchen auf und drängt sie damit wieder an die Front. In diesem Moment schlägt eine Rakete in den Turm ein und das Stahlkonstrukt bricht wie ein Kartenhaus zusammen.

Benommen liegt ihr auf dem Boden, als sich ein koreanische Soldat mit seiner Waffe über euch beugt, anvisiert und im letzten Moment mit einem schmatzenden Geräusch – der Sound Designer hat aufgenommen, wie seine Hunde einen Eisbecher leerschlecken und aufessen – von eurer Goliath-Drohne überfahren wird.

Ein wirklich fieses Zeug: Phosphor regnet aus einer Granate hinab, verbrennt alles und jeden.

Das sechsrädrige Ungetüm kommt rumpelnd zum Stehen und meldet Betriebsbereitschaft. Mit einem Laservisier könnt ihr anschließend Ziele markieren, die dann automatisch mit einem Maschinengewehr und einem computergesteuerten Granatwerfer unter Beschuss genommen werden. Das Ganze erinnert ein wenig an die Stryker-Mission aus Modern Warfare 2. Zielen, abdrücken und das Spektakel bewundern. Aber Vorsicht: Auf dem Supermarkt-Dach erscheinen immer wieder koreanische Soldaten mit EMP-Granaten.

Diese fiesen Biester schalten eure Wunderwaffe für kurze Zeit aus und machen sie damit verwundbar. Der Goliath wird euch wie Dog aus Half-Life 2 über weite Strecken begleiten und euch sogar vor Kampfhubschraubern beschützen. Ob ihr die gleiche fast freundschaftliche Beziehung pflegt, wage ich angesichts des klar auf Krieg ausgerichteten Designs zu bezweifeln. Trotzdem ist die Drohne ein interessantes Gameplay-Element, das im Laufe der Geschichte wohl noch für ein paar Überraschungen gut ist.

Zum wahrscheinlich spannendsten Bestandteil von Homefront gab es auch diesmal nur ein paar vage Hinweise. Der Multiplayer-Modus wird aller Voraussicht nach ein ähnliches Rangsystem wie Call of Duty oder Bad Company bieten. Wie bei seinem Vorgänger (Frontlines) werden nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Drohnen eine wichtige Rolle spielen. Momentan denkt das autarke Multiplayer-Team darüber nach, die Drohnen modular zu gestalten, um sie an die jeweilige Gefechtssituation anzupassen.

Es kann nur einen geben: Kampfhubschrauber gegen Goliath-Drohne.

Weitere Informationen soll es erst zur gamescom geben. Schade, denn gerade im Online-Bereich haben die Kaos Studios (Battlefield-Mod Desert Combat, Frontlines) die meiste Erfahrung. Hier steckt meiner Meinung nach deutlich mehr Potential drin als in der Einzelspieler-Kampagne.

Ok, die Hintergrundgeschichte ist Blödsinn und wirklich extrem unwahrscheinlich. Doch während bei Crysis oder Modern Warfare ohne große Erläuterungen einfach der Wahnsinn als Realität ausgegeben wird, versucht THQ das Ganze mit viel Aufwand zu erklären. Das Endergebnis ist zwar nicht unbedingt glaubwürdiger, versprüht aber irgendwie deutlich mehr Atmosphäre. Und schließlich steht die Zeichnung eines besetzten Amerikas mit spielerischen Elementen im Zentrum der Singleplayer-Erfahrung. Half-Life 2 meets Modern Warfare bekamen wir gleich mehrmals als Vergleich zu hören. Und wenn alles glatt geht, könnte genau diese Mischung den Erfolg ausmachen.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ohne Details zum Storytelling, einer unfertigen Grafik und dem Schweigen zum Multiplayer-Modus besteht der Titel mehr aus Fragen als aus Antworten. Die Action-Szenen wirken momentan zwar recht spannend, aber noch nicht sonderlich inspiriert. Es fehlt die Geschichte, um die Szenen mit euren Kollegen emotional aufzuladen. Und optisch braucht der Titel noch deutlich mehr Details, um auch bei der visuellen Umsetzung mit Modern Warfare gleichzuziehen. Ohne Informationen zum Multiplayer fällt es deshalb schwer, ein Fazit zu ziehen. Wenn alles so funktioniert, wie es sich die New Yorker vorstellen, steht uns ein echter Blockbuster ins Haus. Wenn nicht...wird sich THQ wünschen, dass die Koreaner noch ein paar Jahre früher einreiten. Peitsche, ich hör dich knallen.

Homefront erscheint Anfang 2011 für Xbox 360 und PS3. Die PC-Version soll ein paar Wochen später erscheinen.

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