How to Kinect: Wie ihr euch bewegen müsst - Artikel
Tipps und Tricks, wie ihr mit ein paar Hinweisen und einer offenen Einstellung eine bessere Kinect-Erfahrung schaffen könnt.
Im Verlauf der letzten zweieinhalb Jahre ist mir bewusst geworden, dass ich eine besondere Gabe besitze. Sie lässt mich mit Kinect kommunizieren. Man mag es in Anbetracht der unzähligen Probleme der meisten Nutzer kaum glauben, doch es gibt uns wirklich. Eine kleine Gruppe an Personen, die durch Bewegungen mit ihrem Körper Spiele bedienen können, ohne dabei Morddrohungen im Sekundentakt auszuspucken. Doch das Talent birgt eine unheimliche Gefahr, denn wir ziehen den Zorn vieler Ungläubiger an, die unsere Behauptungen als Lügen abstrafen.
Ok, bevor ihr mich steinigt oder morgen wirklich die ersten Anhänger vor meiner Tür stehen und eine Sekte - bringt Cookie Dough, verschafft euch mindestens Stufe 5 - erwarten, mache ich lieber Schluss mit dem Spaß und komme zur Sache. Bei Betrachtung der meisten Rezensionen zu Kinect-Spielen, ist mir die blinde Wut gegen das Gerät oft ein Stich in die Brust. Fast einheitlich stürmen sie mit Fackeln und Mistgabeln bewaffnet durch das Internet, um das Bewegungs-Monster zu zerstören. Es macht ihnen Angst, sie verstehen es nicht und sicherlich wollen sich die meisten nicht einmal genauer damit befassen.
Daher kann ich nicht länger zusehen und einsam gegen den Strom schwimmen, ohne dass meine Erfahrungsberichte gehört werden. Dieser Text ist ein ernsthafter Versuch, euch den besten Umgang mit Kinect zu erklären. Falls ihr also wirklich Spaß mit Titeln wie The Gunstringer, Rise of Nightmares oder Steel Battalion haben wollt, müsst ihr euch allerdings auf ein wenig Trial & Error einstellen und experimentierfreudig sein. Da ich nicht alle Wohnzimmer mitsamt Einrichtung kenne und keine Erfahrung mit Körpermaßen habe, die stark von meinen eigenen abweichen, müsst ihr die folgenden Hilfestellungen vielleicht ein wenig biegen, um das beste Ergebnis erzielen zu können.
Vor der eigentlichen Interaktion mit dem Gerät solltet ihr nüchtern euren Raum betrachten. Nicht jeder ist in der Lage, Kinect in seinen vier Wänden zu spielen. Ist zwar irgendwo schade, gibt es aber nichts daran zu rütteln. Ihr solltet zumindest eine Seite haben, die euch mindestens drei Meter freien Raum zur Verfügung stellt. Da irgendwo noch der Fernseher hin muss und hinter euch vielleicht ein unbewegliches Möbelstück steht, gehen wir auf dem Bauplan von vier Metern aus. Mehr wäre natürlich ideal, doch ich kann bestätigen, dass ein vier Meter breiter Raum den perfekten Nährboden für Kinect bietet.
Nun kommt es zur Positionierung des Fernsehers. Ich sehe immer wieder Videos, in denen Personen stur ihre Glotze stehen lassen, obwohl sie nur zwei Meter Abstand genießen und das Zimmer gut vier bis fünf Meter lang ist. In diesem Fall bleibt euch nichts anderes übrig, als den Fernseher zu bewegen, so dass eine Art freier Tunnel entsteht, der euch den nötigen Platz nach hinten bietet. So umständlich es auch sein mag, bleibt Leuten mit länglich ausgerichteten Wohnzimmern keine andere Wahl. Ich schiebe dazu meinen kleinen IKEA-Tisch an die Wand und stelle die Flimmerkiste darauf ab. Dauert keine fünf Minuten.
Habt ihr einen Mindestabstand von drei Metern erarbeitet, solltet ihr sicher gehen, dass ihr bei schnellen Bewegungen keine umliegenden Objekte treffen könnt. Kinder und Haustiere eingeschlossen. Nach hinten benötigt ihr dabei wesentlich weniger räumliche Freiheit als zu den Seiten. Zumindest ein leichter Ausfallschritt muss drin sein.
Die Beleuchtung war in meinen Spielsitzungen nie ein Hindernis. Ob in völliger Dunkelheit oder bei direktem Einwirken des Sonnenlichts, Unterschiede zeigten sich nie. Dennoch solltet ihr eure Vorhänge vorsichtshalber leicht zuziehen, falls sich ein Fenster direkt hinter euch befindet.
Bevor ihr endlich die Xbox anwerft und das Spiel eurer Wahl einlegt, müsst ihr noch für Kinect die geeignete Platzierung aufspüren. Wollt ihr nicht das Geld für eine Fernsehhalterung ausgeben, stellt ihr es am besten direkt zentral vor eure Glotze und legt ein paar Bücher oder DVDs darunter, so dass ihr von eurer Position gerade noch den unteren Bildschirmrand sehen könnt. Anschließend schiebt ihr den Sensor ein wenig vor oder zurück, bis das Bild nicht mehr von der Tischkante gestört wird.
Jetzt könnte es eigentlich schon losgehen, wenn nicht einige von Problemen bei bestimmter Kleidung gesprochen hätten. Ganz einfache Regel: Zieht euch schlichtweg nicht an wie Rocky beim Treppenlauf. Erst recht nicht die Kapuze überziehen. Schlichte Jeans und lockeres Shirt reichen. Ihr müsst nicht direkt nackt euren Körper hampeln lassen, aber ein Cosplay des Michelin-Männchens sollte es ebenso wenig sein.
Und obwohl einige von euch diese Hinweise sicherlich beachtet haben, um die geeigneten Bedingungen zu schaffen, habt ihr dennoch Probleme und schiebt es mit einer gewissen Verständlichkeit auf das Gerät. Nun ja, lasst es mich so formulieren. Eine Armbewegung kommt nicht dem Drücken eines Knopfes gleich. Während das Betätigen einer Taste stets das gleiche Resultat erzielt, schwankt die Bewegung eures Armes, ohne das ihr es vielleicht merkt. Ihr denkt, ihr bewegt die Hand an die richtige Position, doch landet ganz woanders. Eure räumliche Vorstellung stimmt mit der tatsächlichen Bewegung nicht zwangsläufig überein. Eine wichtige Erkenntnis, die ihr akzeptieren solltet.
Während bei einem Titel wie Dance Central jede Abweichung durch die rötliche Markierung des jeweiligen Körperteils angezeigt wird, gibt euch ein Steel Battalion beispielsweise keine Angabe, wieso die gewünschte Aktion nicht ausgeführt wurde. Obwohl ihr euren Arm zu weit nach oben bewegt habt, geht ihr gedanklich anders davon aus. In diesen Fällen spielt die fehlende optische Hilfe sicherlich eine gewichtige Rolle, die unterbewusst als Störung betrachtet wird. Dieser Reaktion in eurem Kopf solltet ihr euch bewusst werden und zu Beginn mit verschiedenen Bewegungen oder Positionierungen experimentieren. Wer sich darauf einlässt, benötigt meist keine halbe Stunde, um das räumliche Feld zu verstehen.
Versucht beim nächsten Mal ruhig zu bleiben und nicht in hektische Zuckungen zu verfallen. Stellt euch ein wenig näher zum Sensor oder weiter weg. Führt die gewünschte Aktion auf verschiedene Arten aus, bis der Erfolg eintrifft. Falls eure Spielfigur dabei plötzlich einen Anfall erleiden sollte, bedeutet dies für euch das Zeichen zur erneuten Kalibrierung, die das Problem beheben sollte. Einen kurzen Blick in die Weiten des Internets solltet ihr ebenfalls nicht ausschlagen. Selbst die unbeliebtesten Kinect-Titel finden ihre Anhängerschaft, die in Foren Hinweise geben, wie sich bestimmte Manöver besser ausführen lassen.
Natürlich gelten diese Angaben nur bei Titeln, die wirklich funktionieren, wobei mir in den letzten Monaten keine echte Gurke mehr untergekommen ist. Vorsichtig solltet ihr allerdings bei allen Spielen sein, die in den ersten sechs Monaten nach der Veröffentlichung erschienen sind. Die große Ausnahme dabei lautet Dance Central.
Ich hoffe, zumindest ein paar von euch geholfen zu haben. Wer mit sturer Skepsis und lustloser Einstellung reagiert, wird jedoch nie Erfolg haben. Eine gewisse Offenheit, Neudekoration sowie generelle Experimentierfreudigkeit müssen gegeben sein, damit ihr letztendlich Spaß habt. Und vielleicht merkt ihr dann, dass einige der zuvor verteufelten Spaß-Killer eigentlich ziemlich großartig sein können.