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Hydro Thunder Hurricane

Ursprünglich

Endlich mal wieder ein Titel, der dem Arcade in A in XBLA so richtig gerecht wird. Auf dem Dreamcast vor so vielen Jahren war Hydro Thunder ein Highlight, aber es war nur ein SEGA-inspirierter Racer unter vielen. Jetzt bin ich inzwischen fast ausgehungert nach dieser lockeren Lebensform des Videospiels, sodass ich erstmal extra ein paar Stunden mit Hydro Thunder Hurricane verbringen musste, um sicherzugehen, dass es nicht nur die Wiederkehr verlorener Liebe ist, die mich so enthusiastisch meine Runden drehen lässt.

Und ja, größtenteils hat Hurricane mein Herz nicht nur mit Old-School-Buntfarben und der grenznervigen Over-the-Edge-Coolness des Sprechers erobert. In dem mittelgroßen und mit 1.200 Punkten auch mittelteuren Arcade-Titel stecken jede Menge spielerische Werte, die heute kaum weniger gut tun als es vor zehn Jahren der Fall war. Wenn man ein wenig ignoriert, dass das Rennspielgenre in dieser Zeit auch eine markante Evolution durchmachte.

Gewisse Berühmtheit erlangte Hydro Thunder damals für seine extrem verwinkelten und abkürzungsreichen Strecken. Selbst nach hundert Runden auf einer davon kam es noch vor, dass man einen neuen, sehr unscheinbaren Weg findet, irgendwo mehr aus Versehen mit dem Speedboat rüberrutscht und wieder eine Sekunde herausholen kann.

Die Seine als 'Paris Sewers'. Passt. Und Texturen sehen bei Tempo 250 auch nicht mehr ganz so 90s aus wie hier im Standbild.

Nostalgiker werden es ein wenig schade finden, dass sie die ihnen so vertrauten Kurse komplett außen vor bleiben und stattdessen acht neue erforscht werden wollen. Diese stehen, zumindest soweit ich mich noch vage erinnern kann, den alten Kursen im Design nicht viel nach und ich bin mir ganz sicher, dass ich auch nach unzähligen Runden auf jeder einzelnen Strecke noch längst nicht alles entdeckt habe.

Was einen guten Arcade-Racer allerdings wirklich auszeichnet, ist das Spielgefühl. Einfach zu lernen, schwer zu meistern. Hier lässt Hurricane sogar seinen Vorgänger hinter sich. Es fühlt sich einfach richtig an. Ihr habt einen einsammelbaren Boost, der nicht nur als Tempomacher dient. Für harte Kurven schlagt ihr das Ruder des Bootes voll ein und haut auf den Turbo. 90-Grad-Kurven werden so plötzlich fahrbar und zwar wesentlich besser als mit einem Tritt auf die Bremse. Das spielt sich in den ersten Runden auf dem Wasser ein wenig gewöhnungsbedürftig, schnell geht es jedoch ins Blut über und wie in Trance stundenlang diese Steuererfahrung zu verfeinern, macht für sich allein schon Spaß.

Die Wasserphysik wird zwar angeblich dynamisch berechnet, wer sich jedoch noch an Wave Race auf dem N64 und die Ozean-Passage im Hafen erinnert, weiß, dass das noch weit dynamischer geht. Die kleinen Wellen in Hurricane differieren deutlich von Rennen zu Rennen, die großen jedoch sind jedes Mal gleich. Bei einigen macht das Sinn, da sie gebraucht werden, um einen anderen Abschnitt zu erreichen. Ich hätte mir jedoch mehr „freie“ große Wellen zum Durchkreuzen gewünscht. Trotzdem ist das hier eines der besten Wasser-Gefühle und ein Vergnügen in sich, durch die Wellen um Hindernisse herumzupflügen. Und klappt das mal nicht ganz, hat das Boot immer noch einen kleinen Hüpfer auf Knopfdruck parat, solange der Boost nicht am Ende ist.

Wie ihr den Boost sammelt, unterscheidet sich je nach gewähltem Renntyp. Im ersten Spielmodus, dem Rennen, überfahrt ihr dafür hübsch Videospiel-bunte Symbole. Ihr wählt die Strecke, den Schwierigkeitsgrad und das Boot und los geht es gegen 15 Konkurrenten. Diese gehören in die Ridge-Racer-Kategorie der KI-Schläue, was bedeutet, dass sie ein gutes Stück vor euch sind und ihr sie einholt, indem ihr gut fahrt. Habt ihr ihn erstmal im Blick, ist der einzelne Gegner kaum eine Herausforderung, auch wenn der Schwierigkeitsgrad insgesamt gerade auf den beiden oberen Härtegraden gewaltig anzieht und angenehm fordert. Seid ihr zu langsam, kann man entweder am Fahrstil oder der Streckenkenntnis feilen und darin liegt viel des Reizes von Hydro Thunder. Die härtesten Rennen sind richtig etwas zum Verbeißen und man macht es gern.

Der nächste Renntyp sind die 24-Ring-Rennen, jeweils drei auf jeder der acht Strecken. Ihr müsst durch Halbringe fahren, die natürlich nicht ganz simpel auf der Strecke postiert wurden. Schafft ihr das nicht, gibt es nicht nur schmerzhafte Zeitabzüge, sondern auch keinen Boost. Doppelte Strafe also. Der dritte Modus setzt wieder auf Boost in Symbol-Form, jedoch ist es mitunter gar nicht so einfach, ihn zu erreichen, wenn die Strecke mit explosiven Fässern zugepflastert wurde. In diesen 16 Gauntlet-Rennen werdet ihr dankbar sein, dass sich das Boot jederzeit und ohne große Verzögerung per Tastendruck wieder auf die Strecke setzen lässt. Zum Schluss warten noch zehn Turniere, die sich aus mehreren dieser Renntypen in Folge zusammensetzen und im Falle eines Sieges mit ordentlich Punkten belohnt werden.