Left 4 Dead
'Wir planen keinen Orange Box-Nachfolger'
Von den Größen der Spieleindustrie hat man meistens ein falsches Bild. Es gibt zwar auch vergeistigte Genies und arrogante, selbst ernannte Übermenschen, doch ein Großteil der Legenden sind sehr entspannt, weil sie es nicht nötig haben sich zu profilieren oder anderen etwas zu beweisen. Sie sind sich nicht zu schade bei einer Präsentation ein Bier zu holen, plaudern frei Schnauze über ihr neuestes Produkt und haben auch sonst kaum Star-Allüren.
Auch Doug Lombardi seines Zeichens Marketing-Chef von Valve und einer der führenden Köpfe hinter Steam entpuppte sich bei einem Left 4 Dead-Event als entspannter Zeitgenosse, der sich nicht nur jede Menge Zeit für ein Interview nahm, sondern hinterher auch mit uns ein Bierchen trank. Neben dem Coop-Zombieshooter und der passenden Akquirierung der Turtle Rock Studios war natürlich Steam das Thema unseres Gesprächs. Schließlich ist Valve damit auf Anhieb gelungen, wovon selbst große Publisher noch immer träumen: Sie haben Community und digitale Distribution unter einen Hut gebracht und können es sich jetzt sogar erlauben, mit ihrem neuen Steamworks als Middleware-Producer die Plattform noch attraktiver zu gestalten. Neue Infos zum Spiel folgen, bis dahin könnt Ihr ja schon in unserer ersten Vorschau die wichtigsten Details nachlesen.
Left 4 Dead bleibt auf jeden Fall eine ganz normale Vollpreisproduktion. Wir planen keinen Orange Box-Nachfolger. Der Kauf von Turtle Rock war im Prinzip nur eine logische Konsequenz. Als wir uns zum ersten Mal mit dem heutigen Präsidenten von Turtle Rock, Michael Booth (Command & Conquer: Generals, Nox), trafen, waren wir von ihm begeistert. Er war damals sehr an Künstlicher Intelligenz interessiert, weshalb wir ihn beauftragten, glaubwürdige Bots für Counterstrike zu entwerfen. Dies führte dazu, dass er für Counter-Strike: Condition Zero die KI entwarf und uns half, den Singleplayer wieder auf Vordermann zu bringen.
Daraufhin wollten wir ihn für Valve gewinnen, aber er wollte nicht aus seinem sonnigen Kalifornien ins regnerische Seattle ziehen. Da wir noch mehr Aufträge für ihn hatten, schnappte er sich ein paar ehemalige Kollegen von EA und gründete die Turtle Rock Studios. Die Idee zu Left 4 Dead machte schon damals die Runde und er begann gleich nach der Fertigstellung von Counterstrike: Source erste Prototypen für das Spiel zu entwickeln. Da er sowieso mit unserer Grafik-Engine Source arbeitete, wir ihm bei der Entwicklung halfen und Left 4 Dead inzwischen einen großartigen Eindruck machte, war es nur ein logischer Schritt Turtle Rock zu kaufen und das Team bei uns zu integrieren.
Ich denke, Left 4 Dead ist inzwischen größer geworden und kann auf seinen eigenen Füßen stehen. Die Situation bei der Orange Box war eine komplett andere. Erst einmal befanden sich die drei Titel praktisch auf Kollisionskurs und es war absehbar, dass sie in etwa gleichzeitig auf den Markt kommen. Außerdem waren alle drei Titel vom Umfang nicht mächtig genug, um einen Preis von 50 Dollar zu rechtfertigen. Es war also der perfekte Zeitpunkt, um dieses Bundle zu schnüren. Dies bedeutet aber nicht, dass wir das in Zukunft immer machen werden. Wenn es mal wieder passen sollte, dann wird es so etwas vielleicht wieder geben.
Wenn wir mit Left 4 Dead fertig sind, wird es seinem eigenständigen Release gerecht werden. Es wird vier Kampagnen mit fünf Maps, drei Schwierigkeitsgrade mit jeweils ca. einer Stunden Spielzeit geben und einen richtigen Einzelspieler mit Storysequenzen. Wir werden wie bei Team Fortress 2 auch nach dem Launch noch jede Menge Inhalte nachliefern. Ich denke, damit wird der Titel seiner Rolle also eigenständiges Spiel mehr als gerecht.